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Darwins rätselhafte Krankheit

von Russell Grigg

Charles Darwin hatte während seines Arbeitslebens meistens an einer außergewöhnlichen Krankheit zu leiden. In The New Enzcyclopaedia Britannica kann man lesen: „Einige der Symptome - schmerzhafte Blähungen, Erbrechen, Schlaflosigkeit, Herzklopfen - traten erstmals auf, als er begann, sein erstes Tagebuch mit seinen Ideen im Jahre 1837 zu schreiben. Das war ein Jahr nachdem er nach England zurückgekehrt war von seiner fünfjährigen Reise an Bord der H.M.S. Beagle. Obgleich er der Gefährdung durch Insektenstiche in Süd-Amerika ausgesetzt war und sich möglicherweise die Chagas-Krankheit oder eine andere Tropenkrankheit geholt haben könnte, weist doch eine sorgfältige Analyse der Anfälle im Zusammenhang mit seinen Aktivitäten auf einen psychischen Ursprung hin.1 („Psychisch“ bedeutet, dass die Ursache im Gemüt oder im seelischen Befinden zu suchen ist). Andere Symptome umfassten „Erbrechen, Kopfschmerzen… empfindlichen Magen, Schwäche-Zustände, Muskelzucken, Verwirrtheit, Punkte vor den Augen“.2 Heute würden wir seine Krankheit eine Angstneurose nennen.3

Image Wikipedia.com Darwin

Aber was verursachte denn diese außergewöhnlichen Stress-Zustände bei Darwin? Worüber war er denn so besorgt? Und welche Bedeutung hat das für uns heute?

Ablehnung von religiösen Einflüssen

Das Nachdenken und das Aufschreiben der Gedanken über die Evolution und den Vorgang der natürlichen Selektion veranlassten Darwin, alle religiösen Einflüsse in seinem Leben abzulehnen. Dazu gehörten die Schriften von William Paley.

Als Darwin Anfang Zwanzig war, wollte er anglikanischer Geistlicher werden. In seinem theologischen Studium in Cambridge las er das Buch Natural Theology von William Paley,4 das mit dem berühmten „Uhren-Beweis“ zum Nachweis des Schöpfers beginnt (eine Uhr braucht einen Uhrmacher und genauso erfordert das Design in der Natur einen Designer). Darwin meinte dazu: „Ich denke nicht, dass ich jemals ein Buch mehr bewunderte als Paleys Natural Theology. Ich konnte es früher fast auswendig hersagen.“5

Ein anderer religiöser Einfluss kam von seiner Frau Emma, die er 1839 geheiratet hatte und die ihren Kindern immer aus der Bibel vorlas.

Als Darwin seine Ideen über den Vorgang der natürlichen Selektion entwickelte, nahmen diese Einflüsse ab. Sein Sohn Francis erinnerte sich an seine Worte: „Ich gab das Christentum niemals auf bis zu meinem vierzigsten Lebensjahr.“6 Der Tod seiner ältesten Tochter Annie durch eine fieberhafte Erkrankung war nur noch der letzte Anlass, das Christentum aufzugeben.

Aber mehr als alles dieses belastete ihn die Gewissheit, dass seine Ideen blanker atheistischer Materialismus waren - etwas Verheerendes, das in der Viktorianischen Gesellschaft den Glauben an Gott, an die Bibel und an die Kirche in Frage stellen würde. Tatsächlich war er dabei, mit der Faust dem allmächtigen Gott zu drohen. Professor Adam Sedgwick aus Cambridge, der führende Geologe seiner Zeit, der an die Schöpfung glaubte, erkannte das, nachdem er etwa im Jahre 1861 Darwins Buch: On the Origin of Species gelesen hatte. Er schrieb: „Von der ersten bis zur letzten Seite ist es ein Gemenge aus kräftigem Materialismus, geschickt bereitet und dargeboten…Und warum hat er das gemacht? Nur, und da bin ich sicher, um uns unabhängig von einem Schöpfer zu machen.“7

Der stärkste Befürworter von Darwins Ideen war der prominenteste Ungläubige, ein Hasser der Religion und ein Erzfeind der Kirche seiner Zeit - Thomas Henry Huxley, scherzhaft „Darwins Bulldogge“ genannt. Sir Julian Huxley, der Enkel von Thomas, der die Grundsatzrede auf der Jahrhundertfeier für Darwins Buch On the Origins of Species im Jahre 1959 in Chicago hielt, sagte: „Es war Darwins eigentliches Verdienst, die ganze Idee von Gott als dem Schöpfer der Organismen aus dem Bereich der rationalen Diskussion herausgelöst zu haben.“8,9

Aus psychologischer Sicht kann wenig Zweifel bestehen, dass Darwin unter Schuldgefühlen litt. Sie kamen zweifellos von seinem Wunsch, Gott zu entwischen und ebenso der Stärke von Paleys Design- Argumenten aus dessen BuchNatural Theology. Darwins Idee der natürlichen Selektion war also sein Versuch, das Design zu erklären ohne einen intelligenten Designer. Professor Stephen Jay Gould von der Harvard Universität stimmt dem zu; er glaubt, dass Darwin die Theorie der natürlichen Selektion in so umfassender Weise als unmittelbare Widerlegung des Design-Arguments von Paley aufstellte.10,11

Aber es gibt noch weitere Erkenntnisse. Darwin sah in der natürlichen Selektion nichts gerichtet Fortschreitendes, so wie viele moderne Autoren sie darstellen, und viel weniger natürlich einen Prozess, den Gott zur Schöpfung verwendete, wie es theistische Evolutionisten glauben. Vielmehr war sie etwas, das völlig planlos und ziellos war- Gould nennt sie die „Naturalisierung der Ziellosigkeit“.12 Darwin wusste, dass seine Ideen den Glauben von Millionen Gläubigen zerstören könnten und würden - und er war der Eine, der dabei war, diese Ideen in einer arglosen Welt freizusetzen. Aber was wäre, wenn er sich geirrt hätte? Wie konnte er die Verantwortung dafür auf sich nehmen, was die Ideen bei anderen bewirken würden? Es ist kaum verwunderlich, dass er merkwürdige Ausbrüche beim Erwähnen seines Buches hatte (siehe unten) und es als „mein verhasstes Buch“13 bezeichnete und sich selbst als Kaplan des Teufels (Devil’s Chaplain) sah.14

Die Veröffentlichung von On the Origin of Species

Die Folge war, dass Darwin die Veröffentlichung seines Buches 20 Jahre lang hinausschob. Im Jahre 1858 erhielt er einen Brief von Alfred Russell Wallace, einem Naturforscher, der auf dem Malaiischen Archipel arbeitete; der Brief enthielt ein Manuskript, das in perfekter Weise die Theorie der natürlichen Selektion zusammenfasste, über die Darwin so lange gegrübelt hatte. Schließlich wurde Darwin aktiv. Er verwarf seine Pläne, ein vielbändiges Epos zu schreiben und produzierte stattdessen einen einbändigen Entwurf (abstract), wie er es mehrere Male in der Einleitung schilderte. Dieser Entwurf wurde am 24. November 1859 mit dem Titel On the Origin of Species veröffentlicht.15

Damit war ein beträchtlicher seelischer Schock verbunden. Im Jahr der Publikation war er kaum fähig, mehr als 20 Minuten zu schreiben ohne Magenschmerzen und er beendete das Korrekturlesen am 1. Oktober 1859 zwischen Anfällen von Erbrechen.

Zehn Tage bevor das Buch gebunden wurde, schrieb er seinem Freund J.D. Hooker: „Es ging mir kürzlich ziemlich schlecht; ich hatte eine böse Krise: ein Bein schwoll an wie bei einer Elephantiasis - ich hatte die Augen meist geschlossen - und es war bedeckt mit Ausschlag und heißen Geschwüren. Aber man sagt mir, es wird sicher gut für mich sein - es war wie das Leben in der Hölle.“16,17 Seine modernen Biographen sprechen von seinen „Selbstzweifeln, seiner Quengelei, seiner zermürbenden Angst: ,Ich habe mein Leben einer Phantasterei hingegeben.’“18

Er war zu krank, um in London anwesend zu sein, als die ersten Bücher verkauft wurden und auch, um die Debatte zwischen Thomas Huxley und Bischof Samuel Wilberforce in Oxford am 30. Juni 1860 zu verfolgen. Er konnte auch das Londoner Treffen der Royal Society, die ihm ihre Copley Medaille im November 1864 verliehen hatte, nicht besuchen.19,20 Im selben Jahr schrieb er an Hooker: „Ich vermute, wenige Menschen haben sich in den letzten fünf Monaten so oft übergeben müssen wie ich.“21

Was Darwin nicht wusste

Wir wissen heute, dass Darwin gute Gründe für seine Besorgnis gehabt hätte, dass sich seine Ideen eines Tages als falsch herausstellen würden. Aber er konnte ja die kommenden wissenschaftlichen Entwicklungen nicht voraussehen.

So hatte etwa Gregor Mendel seine Vererbungsgesetze noch nicht aufgestellt und veröffentlicht, die besagen, dass die Eigenschaften der Nachkommen von den Eltern weitergegeben wurden nach mathematischen Gesetzmäßigkeiten und nicht herrühren von Zufallsprozessen, die Darwin „Vermischung von Erbgut“ (blending inheritance) nennt.

James Joule, R.J.E. Clausius und Lord Kelvin machten gerade ihre Entdeckungen in der Thermodynamik, wobei das erste Gesetz der Thermodynamik besagt, dass Energie weder geschaffen noch zerstört werden kann (deshalb kann sich das gegenwärtige Universum nicht selbst geschaffen haben). Das zweite Gesetz der Thermodynamik besagt, dass das Universum sich in einem fortschreitenden abwärtsgerichteten Prozess befindet, bei dem die Desorganisation zunimmt. Deshalb können alle Dinge nicht von selbst in einen höherkomplexen Zustand übergehen, auch nicht in langen Zeiträumen.

Louis Pasteur begann gerade mit seinen berühmten Experimenten, die zeigten, dass Leben, sogar mikrobielles Leben, nur aus Leben entstehen kann.

Die mathematischen Gesetze der Wahrscheinlichkeit, die zeigen, dass die Chance, dass Leben durch Zufall entsteht, tatsächlich Null ist, waren noch nicht auf die Evolutionslehre angewendet worden.

Die Entdeckung der Molekularbiologie, dass die Zelle so enorm komplex ist, dass es überhaupt nicht möglich sein kann, dass sie durch Zufall entstanden ist, stand noch aus.

Die Fossilien waren noch nicht ausreichend erforscht, so dass die Paläontologen nicht sagen konnten (was sie heute tun), dass es keine Zwischenformen (missing links) gibt.

Wenn Charles Darwin auch nur eine dieser Gegebenheiten zu der Zeit, als er sein Buch schrieb (1856–59), gekannt hätte, hätte das ausgereicht, um seine Ideen zu Fall zu bringen. Alle zusammen geben der Evolutionslehre einen kräftigen Todesstoß.

Die heutige Bedeutung

Heute sind alle diese Gegenargumente der Evolutionslehre bekannt und bilden zwingende Argumente gegen die Evolution. Sie lassen erkennen, dass eine Evolution nicht stattgefunden haben kann und die Fossilien zeigen, dass es keine Evolution gab. Es ist nicht zu fassen, dass Wissenschaftler, die auf anderen Gebieten rational denken können, sich immer noch an die Evolutionslehre klammern. Sie verändern sie auf irgendeine Weise, so dass sie mit den Beweisen gegen sie nicht direkt zu tun haben. Die destruktive Moral und der soziale Einfluss, den die Evolutionslehre auf die Gesellschaft hat, werden dabei nicht beachtet. Michael Denton sagt: „ … vielleicht ist die darwinistische Sicht der Natur mehr als alles andere verantwortlich gewesen für die agnostischen und skeptischen Anschauungen des 20. Jahrhunderts.22 Darwin war zu Recht beunruhigt wegen der Langzeitwirkung seiner Ideen.

Aber warum hat sich das ereignet? Warum wurde die Theorie so viel wichtiger als die Beweise, die sie aufrechterhalten?

Antwort: Wegen der Alternative und allem, was darin eingeschlossen ist! Wenn der biblische Schöpfungsbericht wahr ist, dann gibt es einen Tag des Gerichts, denn Gott der Schöpfer … hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat [Jesus], und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat (Apostelgeschichte 17,31).

Quellenangaben und Anmerkungen

  1. The New Encyclopaedia Britannica, 1992, Band 16, S. 980 Zurück zum Text
  2. Gertrude Himmelfarb, Darwin and the Darwinian Revolution, Chatto and Windus, London, 1959, S. 108–9. Zurück zum Text
  3. Sir George Pickering, der berühmte englische Medizinforscher and „Regius Professor“ der Medizin an der Universität Oxford, der in Chambers Biographical Dictionary als „eine Schlüsselfigur für die medizinische Ausbildung in England seit den 1950-er Jahren” erwähnt wird, schrieb über Darwin: „Ein erster Hinweis auf eine Psychoneurose liegt vor, wenn die Symptome darauf hindeuten, und wenn sie sonst alle zusammen zu nichts anderem passen. Zweitens gibt es keine Hinweise, dass jemals körperliche Krankheitszeichen gefunden wurden, so wie sie nach vierzigjährigem Leiden an einer organischen Krankheit vorhanden sein müssten, und Darwin konsultierte die besten Ärzte seiner Zeit … Drittens passen die Umstände, die diese Anfälle herbeiführten, ins Bild. Viertens wurde die Krankheit besser an seinem Lebensende, was für organische Krankheiten ganz untypisch ist. Schließlich passt keine Diagnose, die vorgeschlagen wurde oder die ich mir denken kann, zu allen diesen Tatsachen“. George Pickering, Creative Malady, George Allen & Unwin Ltd, London 1974, S. 142. Zurück zum Text
  4. William Paley, The Works of William Paley, Band 4, Natural Theology, William Baynes and Son, London, 1825, S. 1ff Zurück zum Text
  5. Zitiert nach William R. Fix, The Bone Peddlers, Macmillan, New York, 1984, S. 178 Zurück zum Text
  6. Zitiert nach Adrian Desmond and James Moore, Darwin, Michael Joseph Ltd, London, 1991, S. 658 Zurück zum Text
  7. Zitiert nach Ronald Clark, The Survival of Charles Darwin, Random House, New York, 1984, S. 139 Zurück zum Text
  8. Zitiert nach Ref.5, S.213 Zurück zum Text
  9. Der englische Psychiater Dr Rankine Good verbindet die Krankheitssymptome von Darwin mit dessen Gefühlen der Abneigung gegen seinen tyrannischen Vater und stellt fest: „Weil Darwin seinen Vater im richtigen Leben nicht ermordete, erlegte er den himmlischen Vater auf dem Gebiet der Naturgeschichte.“ Zitiert nach Ralph Colp, To Be An Invalid, Univ. of Chicago Press, 1977, S. 123. Zurück zum Text
  10. Mitschnitt eines Vortrags von Prof. Stephen Gould vom 6. Juni 1990, gehalten an der Victoria Universität in Wellington, Neuseeland, mit dem Titel “The Darwinian Revolution in Thought.“ [Die Darwinistische Revolution im Geistesleben]. Siehe Carl Wieland, Darwin’s real message: have you missed it? Creation 14(4):16–18 [Anm. des Übersetzers: in Deutsch vorhanden]. Siehe auch Darwins Kommentare zum „Design in der Natur bei Paley“ in “Life and Letters of Charles Darwin“, herausgegeben von Francis Darwin, D. Appleton and Co., New York, 1911, Band 1, S. 278–79. Zurück zum Text
  11. Es ist wahr, dass Darwin in der zweiten Auflage des Buches On the Origin of Species (1860) im letzten Satz die Worte „durch einen Schöpfer” hinter das Wort “breathed“ [eingingen] einfügte. In der ersten Auflage steht da: ‘ There is grandeur in this view of life, with its several powers, having been originally breathed into a few forms or into one …’ [Das ist eine erhabene Sicht vom Leben mit seinen verschiedenen Kräften, die ursprünglich nur in wenige Formen oder in eine eingingen … ]. Da jedoch der Sinn, der sich daraus ergibt, dem Sinn des gesamten Buches Origin völlig fremd ist, war dieser Zusatz wohl nur zur Beruhigung der christlichen Gemeinden gedacht.—Ian Taylor, In the Minds of Men, TFE Publishing, Toronto, 1984, S. 463, n.9. Zurück zum Text
  12. Ref. 10. Zurück zum Text
  13. Ref. 6, S. 475. Zurück zum Text
  14. Ref. 6, S. 449. Zurück zum Text
  15. Der vollständige Titel der ersten fünf Ausgaben lautete: On the Origin of Species by Means of Natural Selection or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life. [Vom Ursprung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe ums Dasein]. In der sechsten Ausgabe ließ Darwin das Wort “On” weg. Wir sprechen immer nur von den Origin. Zurück zum Text
  16. Zitiert nach Ref. 6, S. 476. Zurück zum Text
  17. Diese Symptome lassen eine körperliche Ursache vermuten, aber es ist bekannt, dass extremer psychologischer Stress eine körperliche Krankheit eher möglich macht. Zurück zum Text
  18. Zitiert nach Ref. 6. S. 477. Zurück zum Text
  19. Sir George Pickering schrieb: „Die Symptome der Psychoneurose sind die Antwort des Patienten auf seinen sonst unerträglichen Konflikt.“—Ref. 3, S. 33. Zurück zum Text
  20. Zur weiteren Abstützung von dieser These sollte beachtet werden, dass „ sich in den nächsten Jahrzehnten Darwins Krankheiten besserten und verschwanden. Und in seinem letzten Lebensjahrzehnt, als er sich voll auf seine botanischen Studien konzentrierte und nicht länger über die Evolution spekulierte, hatte er die beste Gesundheit seit seinen Jahren in Cambridge.—Ref. 1, S. 980. Zurück zum Text
  21. Zitiert nach Ref. 9, S. 77. Zurück zum Text
  22. Michael Denton, Evolution: A Theory in Crisis, Adler and Adler, Maryland, 1986, S. 358. Zurück zum Text