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Gehirnchemie und das Schicksal der Persönlichkeit nach dem Tod

Kommentar zum Artikel von Keith Augustine: Die wissenschaftliche Begründung für das Sterben der Persönlichkeit beim Tod

von Dr. Carl Wieland 2004
übersetzt von Werner Traub

Mr. Augustine (im Folgenden: KA) ist ein Philosoph ohne naturwissenschaftliche Ausbildung, der sein Philosophiestudium noch nicht abgeschlossen hatte, als er seinen Artikel veröffentlichte. Es ist nicht überraschend, daß dieser Artikel von verschiedenen atheistischen Publikationen mit großem Eifer veröffentlicht wurde.

Für einen Mediziner mit rund 20 Jahren Ausbildung und Erfahrung waren die von KA vorgelegten „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ selbstverständlich Routinewissen. Eine große Anzahl von Ärzten kennt diese Tatsachen seit vielen Jahren, ebenso wie viele nachdenkliche Laien.

Das erste Zitat im Artikel von KA bezieht sich auf die Schrift von David Hume „das Wachstum und der Rückgang des Verstandes in der Kindheit und im Alter“. Nach KA müsse man nur darüber ein wenig nachdenken oder sich ein paar Gedanken über etwas Alltägliches wie eine Alkoholvergiftung machen, um zwingend zu der Schlußfolgerung zu gelangen, daß die materiellen Komponenten des Gehirns eng mit dem Bewußtsein verbunden sind. Wenn sie beschädigt sind, kann das Bewußtsein proportional zur Schädigung beeinflußt werden. Nennen wir dies die „offensichtliche Beobachtung“ oder kurz OB.

Der ganze Ansatz von KA‘s Artikel (und des bekannten Atheisten Corliss Lamont, den er wiederholt zitiert) scheint zu sein, daß man nur die selbstverständliche Wahrheit solcher Feststellungen akzeptieren muß, um klar zu erkennen, daß die Persönlichkeit den Tod des physischen Körpers in keiner Weise überleben kann. Ich nenne dies die „Auslöschungs-Schlußfolgerung“, kurz AS.

Es ist eine leicht zu belegende Tatsache, daß eine beträchtliche Anzahl von Ärzten, wie ich, der Meinung ist, daß ihre Seele den Tod überleben und sich dabei ihrer selbst bewußt bleiben wird (der Überlebensglaube oder kurz ÜG), obwohl sie sich der OB vollkommen bewußt sind. Die meisten, die ich kenne, sind Christen, die überzeugt sind, daß sie in einer zukünftigen Ewigkeit in einer persönlichen Beziehung mit dem Schöpfer des Universums stehen werden. Es scheint nur zwei Schlußfolgerungen zu geben, entweder:

  1. Alle diese intelligenten Inhaber von ÜG täuschen sich in Wirklichkeit hoffnungslos selbst oder
  2. „OB bedingt AS “ ist keine logische Schlußfolgerung

Sicherlich ist es nicht überraschend, daß ich b) verteidigen werde. Ich werde dies tun, ohne auf die „Instrumenten-Hypothese“ zurückzugreifen, die von Lamont in dem KA-Artikel diskutiert wird. Ich werde nicht behaupten, daß OB auf ÜG verweist, lediglich, daß ÜG mit OB (und natürlich auch mit AS) vereinbar ist.

Der bewusste Verstand: Schwierigkeiten der Evolutionstheorie

Es gibt immer noch viele Geheimnisse rund um die Gehirnfunktion, einschließlich der immer noch schwer fassbaren Natur des Bewußtseins. Dies ist in den Artikeln „Der Ursprung des Bewußtseins“ Teil 1 nd Teil 2 (Off-Site) dokumentiert. Einer der Befürworter eines materialistischen Ansatzes (wie KA), der Atheist Daniel Dennett, hat ein Buch mit dem Namen „Consciousness Explained“ (Anm. d. Ü.: Philosophie des menschlichen Bewußtseins, bei Amazon für 40,13 € erhältlich) geschrieben, andere Evolutionisten dagegen haben es „Consciousness Ignored“ (das ignorierte Bewußtsein) genannt. Tatsächlich geben viele Evolutionsexperten in diesem Bereich zu, daß Bewußtsein für die Evolutionstheorie ein großes Rätsel ist. Z.B. Richard Gregory, Evolutionist und Professor für Neuropsychologie und Direktor des Gehirn- und Wahrnehmungslabors an der Universität von Bristol in England, erklärte das Dilemma in dem Buch „Consciousness“ (Bewußtsein, 1977, S. 276–277):

„Wenn das Gehirn durch natürliche Selektion entwickelt wurde, könnte man annehmen, daß das Bewußtsein einen kausalen Wert für das Überleben hat. Dafür müßten Auswirkungen des Bewußtseins sichtbar sein, die diesen kausalen Wert begründen könnten. Welche Auswirkungen könnte das Bewußtsein bzw. die Tatsache, daß ich mir meiner selbst bewußt bin, haben?
Warum brauchen wir ein Bewußtsein? Was hat das Bewußtsein, das die neuronalen Signale (und die körperliche Hirnaktivität) nicht haben? Hier gibt es so etwas wie ein Paradoxon, denn wenn das Bewußtsein und die Tatsache, daß ich mir meiner selbst bewußt bin, keine kausale, evolutionäre Wirkung hat, scheint es nutzlos zu sein und sollte sich nicht durch den Evolutionsdruck entwickelt haben. Wenn es aber evolutionär nützlich ist, muß es einen Grund dafür geben: Die Beschreibung als neuronale Aktivität kann somit nicht vollständig sein. Schlimmer noch, damit sind wir bei einer mentalistischen Argumentation, die außerhalb der Wissenschaft zu liegen scheint (Anm. d. Ü.: mentalistisch: in Teilen der angelsächsischen Psychiatrie und Psychologie ist damit eine Grundposition gemeint, die unterstellt, dass das Bewusstsein bzw. geistige Vorgänge Zustände einer Person sind, die nicht-materielle Rollen einnehmen und die in dieser Rolle nicht durch andere, materialistische Eigenschaften [etwa neurologisch beschreibbare Prozesse] ersetzt werden können).“

Daher ist es unangebracht, wenn KA behauptet, daß es ein wissenschaftliches Argument für das Sterben des Bewußtseins gibt, wenn er nicht einmal erklären kann, was es ist oder wie es entstanden ist.

Die Materialisten lehren, daß unser Bewußtsein aus dem entsteht, was unser Gehirn durch die Gesetze der Chemie tut, sobald es auf äußere Reize reagiert. Dieser Glaube ist damit selbst nur das Ergebnis der neuronalen Chemie. Auf dieser Grundlage haben Menschen wie KA ihre Theorien nicht frei entwickelt, sondern sie sind ihnen von der Gehirnchemie vorgegeben. Sie glauben ihrer Theorie, weil sie nichts dagegen tun können. Aber warum sollten ihre Neuronen zuverlässiger sein als meine? Beide gehorchen den gleichen Gesetzen der Chemie. Somit widerlegen sie sich im Grunde selbst.

Man kann sagen, daß die Arbeit von KA einen irreführenden Eindruck macht, da der ahnungslose Leser davon ausgehen könnte, daß das Wissen über Dinge wie z.B. das Gedächtnis weiter fortgeschritten ist als es tatsächlich der Fall ist. Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Neurophysiologe Sir John Eccles ist mit dem von Lamont und KA befürworteten Materialismus nicht einverstanden und argumentiert, daß der Geist das Gehirn kontrolliert.

In Wirklichkeit folgen diejenigen, die behaupten, daß das Bewußtsein nur ein Epiphänomen des Gehirns ist, ihrer materialistischen Philosophie, durch deren Brille sie die Welt betrachten, was die Beurteilung der Fakten stark beeinträchtigt. Dennett gibt beispielsweise zu, daß er die Existenz eines vom Gehirn getrennten Geistes nicht widerlegen kann, behauptet jedoch, daß eine solche Ansicht „grundsätzlich unwissenschaftlich“ und „um jeden Preis zu vermeiden“ sei. Dies steht in diametralem Gegensatz zu der Behauptung von KA, daß der Materialismus von Beweisen abgeleitet werden könne. In Wirklichkeit besteht somit bereits das Vorurteil des Materialismus, bevor überhaupt Fakten betrachtet werden.

Nehmen wir an, ohne dem folgen zu wollen, aber um der Argumentation Willen, daß die folgenden Punkte, die durch die Fakten in dem KA-Artikel angedeutet werden, zweifelsfrei nachgewiesen wurden (und wir unterstellen nicht, daß sie unvernünftig sind; einige Aspekte scheinen sogar selbstverständlich zu sein).

Annahmen:

  1. Das Bewußtsein und die Persönlichkeit eines Individuums im normalen Sinn des Wortes gibt es nicht, bevor das Individuum sie nicht selbst entwickelt hat.
  2. Sie sind während des gesamten Lebens unabänderlich von dem materiellen Substrat des Gehirns abhängig, ähnlich wie Software und Hardware in einem Computer interagieren. Während also die „Hardware“ im Säuglingsalter oder im embryonalen Zustand noch nicht vollständig entwickelt ist, ist es auch die Persönlichkeit nicht. Die Interaktion mit der Umgebung, zum Beispiel in der Kindheit, ist analog zum Schreiben von Software. Daher entwickelt sich die Persönlichkeit nur mit der Entwicklung der Software, die sich wiederum in der Hardware des physischen Gehirns befindet.
  3. Wenn das physische Gehirn entsprechend beschädigt ist, z.B. durch Verletzung, Alterung oder Krankheit wird auch die physische Ordnung innerhalb der „Software“ -Muster, die bisher für den Ausdruck der Persönlichkeit und die Erfahrung des Bewußtseins verantwortlich waren, unvermeidlich gestört. Beim Tod werden alle physikalischen Parameter, die für die Softwaremuster verantwortlich waren, zerstört.

Kurz gesagt, das „Computermodell“ der Gehirnfunktion wird angenommen und (allegorisch) davon ausgegangen, daß, wenn der Computer und seine Festplatte zerschlagen werden, die magnetischen Muster auf der Festplatte, auf der sich die Informationen befinden (die „Software“), gestört sind.

Ist die AS angesichts dieser Annahmen für das Gehirn die unausweichliche Folge? Definitiv nicht. Um dies zu veranschaulichen, werde ich Szenarien vorstellen, in denen OB vollkommen mit ÜG übereinstimmt.

In beiden Szenarien gehe ich von der Existenz eines unendlich mächtigen Schöpfergottes aus, wie in der christlichen Bibel dargelegt, beginnend mit den grundlegenden Aussagen in der Schöpfungsgeschichte. KA kann mit der Evolutionstheorie gegen die Schöpfungsgeschichte vorgehen, aber das ist eine andere Sache; Was wir diskutieren, ist, ob die zitierten Fakten die Schlussfolgerungen erzwingen, von denen KA behauptet, daß sie dies tun.

Es wird nicht behauptet, daß die Szenarien notwendigerweise theologisch mit der Bibel übereinstimmen, oder daß sie die einzigen sind, die ich unter der Grundvoraussetzung eines Schöpfers hätte aufbauen können; Ich will nur zeigen, daß sich unter der Voraussetzung eines übernatürlichen, wunderwirkenden Schöpfers die Schlussfolgerungen von KA und denen, die er zitiert, nicht aus den angeführten Fakten, sondern aus ihrer philosophischen Weltsicht ableiten lassen.

Szenario 1

Zum Zeitpunkt des Todes wird die Hardware und das physische Medium, auf dem der Teil der Gehirnsoftware, der Bewußtsein und Persönlichkeit darstellt, „residiert“, tatsächlich zerstört. Zu einem späteren Zeitpunkt nach dem physischen Tod der Person erweckt Gott, der ursprünglich einen Mann aus Staub schaffen konnte, die tote Person physisch wieder zum Leben.

Dies beinhaltet eine Wiederherstellung des physischen Körpers einer Person (vermutlich würde sie so wiederhergestellt werden, wie zu dem Zeitpunkt, als sie sich auf ihrem „Höhepunkt“ befand), abzüglich der Auswirkungen eines Krankheitsprozesses, den die Person möglicherweise im Leben erlitten hat. Möglicherweise erhält die Person einen verbesserten Körper, ohne Narben oder Missbildungen. Für einen Schöpfer, der zu einem solchen Kunststück fähig ist (und Christen erinnern sich hier an das biblische Versprechen der Auferstehung der Toten „in einem Augenblick“), ist die Rekonstruktion der „Software“ der Persönlichkeit, des Gedächtnisses usw. durch das unendliche Wissen des Schöpfers über die Software dieser Person unter Verwendung der gegebenen Spezifikationen kein Problem.

Auch wenn die Annahme, daß Persönlichkeit und Bewußtsein nichts anderes als eine komplizierte Programmierung sind, die sich in komplizierter Gehirnhardware befindet, richtig ist, werden Persönlichkeit und Bewußtsein in diesem Szenario der „Neuerstellung“ identisch neu erstellt, so daß sie in der Tat in jeder Weise überlebt haben. Mit anderen Worten, OB und ÜG sind beide wahr.

Interessant ist, daß dieses Szenario mit der biblischen Beschreibung eines zukünftigen neuen (erneuerten oder neu geschaffenen) Himmels und der Erde vereinbar sein könnte, wobei diese durch auferstandene Menschen mit physischen Körpern bevölkert werden, die sich aber trotzdem von heutigen Körpern unterscheiden. Außerdem müssen sie nicht unter den heutigen Auswirkungen von Verfall und Tod leiden. Es ist auch interessant zu bemerken, daß es aus Sicht des Auferstandenen bzgl. des Wiederherstellungsprozesses keinen bewussten Zeitablauf geben würde - diese Person wäre „abwesend vom [alten] Körper, beim Herrn anwesend“ wie der Apostel Paulus schreibt.

Es erscheint jedoch schwierig, dieses Szenario mit der Bibel in Einklang zu bringen. So haben wir z.B. Jesu‘ Bericht über den reichen Mann und Lazarus, die nach ihrem irdischen Tod zur selben Zeit bei Bewußtsein waren, während die Brüder des Reichen noch auf der Erde lebten. Phil 1:23, wo der Gläubige „aufbrechen und bei Christus sein“ sollte, beinhaltet den Aorist-Infinitiv (aufbrechen, ἀναλῦσαι, analusai), der durch einen einzigen Artikel mit einem gegenwärtigen Infinitiv verbunden ist (bei Christus sein, σὺν Χριστῷ εἶναι, sun Christō einai). Diese Verbindung zeigt, daß der Abschied von der Erde und das Zusammensein mit Christus im selben Moment stattfinden. Und Christus ist im Himmel, also wird Paulus in den Himmel gekommen sein als er starb. Und in Offenbarung 6:9-10, wird gezeigt, daß die Seelen der Heiligen, die bei Gott im Himmel sind, sich ihrer bewußt sind und Dinge von Gott verlangen. Dies ist jedoch nicht der Endzustand, in dem tatsächlich physische Körper auferstehen werden.

Szenario 2

(Vorwort zu Szenario 2)

Es ist nicht möglich, die Informationskomponente von Software (z. B. die in einem Computer) als rein materiell im normalen Sinne des Wortes zu betrachten. Informationen sind offensichtlich eine reale Entität, aber an sich nicht-materiell - lassen Sie mich das erklären. Nach unserem heutigen Wissen und unserer Beobachtung scheint Information ein materielles Substrat zu erfordern, auf dem sie übertragen wird. Die Art des materiellen Substrats ist nicht wichtig; Die Informationen im Satz „Die Katze saß auf der Matte“ können sich über Rauchsignale, magnetische Muster auf einer Computerplatte, Tinte auf Papier und unzählige andere Möglichkeiten übertragen. Wenn ich die obige Nachricht von einem solchen Medium zum anderen übertrage, wird nichts Materielles weitergegeben. Sagen wir, ich sende ein Fax. Die Informationen auf der Tinte und auf dem Papier, auf denen die Nachricht ursprünglich übertragen wurde, werden viele Kilometer weggeschickt, aber keines der Moleküle der ursprünglichen Tinte und des Papiers führt tatsächlich diese Reise durch. (Siehe auch: „Ein kurzer historischer Abriss über intelligentes Design“.)

Es ist ebenso unangemessen, in unserem Zeitalter der Quantenphysik, und mit dem Wissen, daß die Mathematik die wahrscheinliche Existenz von viel mehr Dimensionen als der beobachtbaren drei aufgezeigt hat, dogmatisch festzustellen, daß es keine Paralleluniversen gibt, die nicht beobachtbar sind. Auch wenn ich das nicht weiter ausführen möchte, möchte ich doch darauf hinweisen, daß hiermit der „geistige Bereich“, von dem die Bibel spricht, gemeint sein könnte. Zumindest dienen sie als nützliche Analogie.

Die Beziehung einer solchen spirituellen Dimension zu unserer 3-D-Welt könnte sehr ähnlich zu der sein, die unsere Welt zu einem imaginären 2-D-Flachland hätte. Die Bewohner einer solchen Welt würden sich nicht vorstellen können, wie wir leben, aber wenn einer von uns auf ihrer Welt stehen würde, würden sie seine Fußform wahrnehmen, die für sie so mysteriös wäre, wie es jeder Begriff von Geist oder Erscheinung für uns ist. Durch ein einfaches Anheben und Aufsetzen des Fußes würde die „Erscheinung“ im Flachland verschwinden und sofort wieder erscheinen. Die Erscheinung könnte sich geheimnisvoll in verschiedene Teile der 2-D-Welt transportieren und von keiner Falle, die die Flachländler bauen könnten, eingeschlossen werden. Es erscheint in gewissem Sinne als „natürlich“, würde aber den Gesetzen ihrer Welt widersprechen. Dies erinnert an die Art und Weise des Körpers des auferstandenen Herrn Jesus. Dieser war offensichtlich materiell, was die Tatsache zeigt, daß die Jünger ihn berührten und mit ihm aßen. Mit diesem Körper konnte er aber auch sofort die physischen Barrieren eines abgeschlossenen Raumes durchdringen, zum großen Erstaunen der Jünger. Die Die Flachländler könnten ihr ganzes Leben direkt neben unserer 3-D-Welt leben und hätten trotzdem keine Möglichkeit, uns wahrzunehmen, wenn wir nicht aktiv mit ihrer Welt interagieren würden. Sie hätten auch keine Möglichkeit, sich vorzustellen, wie eine Welt mit einer zusätzlichen Dimension aussieht. Vermutlich würden ihre Wissenschaftler, wie viele von uns, dogmatisch darauf bestehen, daß eine solche zusätzliche („übernatürliche“) Realität unmöglich ist. (Siehe auch: The Gospel in time and space).

Ich will nicht die Existenz eines übernatürlichen Bereichs beweisen, da dies eindeutig nicht möglich ist. Mein Punkt ist, daß es offensichtlich ebenso unmöglich ist, ihn zu widerlegen, oder mit dogmatischer Gewissheit zu behaupten, daß er nicht existiert und nicht existieren kann. Wie wir jedoch nach dieser außerordentlich langen Präambel sehen werden, muß der KA-Artikel davon ausgehen, daß ein solcher Bereich nicht existiert, um die Schlussfolgerung der AS auf der Grundlage der von ihm vorgelegten Beweise dogmatisch darzulegen. Es ist nicht nur unmöglich, eine solche Annahme zu beweisen, es ist auch nicht vernünftig zu sagen, daß ein solcher Bereich „nicht sein kann“, insbesondere angesichts der modernen Physik.

Ich habe bereits die Quantenphysik erwähnt, und ich bin sicher, daß viele Leser einige der scheinbar seltsamen, kontraintuitiven Folgen kennen werden, wie sie populärwissenschaftlich dargestellt wurden (sog. Kopenhagener Interpretation). Diese beinhaltet, daß ein Teilchen in keinem von zwei möglichen Zuständen ist, sondern eher in einer merkwürdigen Überlagerung von Zuständen, bis der Beobachtungsvorgang bewirkt, daß es den einen oder den anderen Zustand annimmt. Und dann gibt es solche Dinge wie den Einstein-Podolsky-Rosen (EPR) -Effekt. In einem Experiment führt dieser Effekt dazu, daß zwei Partikel irgendwie „verschränkt“ sind, so daß das Ermitteln des Zustands eines Partikels den Status des anderen Partikels sofort beeinflussen kann, auch wenn sie durch große Entfernungen voneinander getrennt sind.

Den Lesern ist möglicherweise nicht bekannt, daß es auch andere, fremdartigere Interpretationen gibt, die mit der Kopenhagener Interpretation konkurrieren. Das Konzept der „Paralleluniversen“ wurde aufgestellt, um ein besseres Verständnis der in Experimenten gefundenen Fakten zu ermöglichen, insbesondere in einem der praktischen Bereiche, in denen die Quantenphysik angewendet wird.

In der Tat hat in diesem Zusammenhang sogar die Zeitschrift „Scientific American“ eine gelehrte Verteidigung der Behauptung veröffentlicht, man könnte theoretisch in der Zeit zurückreisen. Was bisher als unüberwindliches Hindernis betrachtet wurde, war, daß eine Rückkehr in die Vergangenheit zu einem logischen Widerspruch führen würde, indem Sie zum Beispiel Ihren Großvater ermorden könnten. In diesem Fall hätten Sie nie existiert.

Die Antwort in dem Scientific American-Artikel zu diesem Paradoxon lautete, daß jede Zeitreise in die Vergangenheit zwangsläufig in ein Paralleluniversum verlaufen würde, in dem Sie Ihren Großvater ermorden könnten (oder einfach verhindern könnten, daß er Ihre Großmutter treffen würde), aber immer noch existiert ihr eigenes Universum. Bitte beachten Sie, daß ich diese Idee nicht unbedingt verteidige, sondern lediglich auf die extreme Naivität des dogmatischen Beharrens hinweise: „Wenn ich sie nicht direkt messen kann, kann sie unmöglich existieren.“ Dies könnte zu früheren Zeiten teilweise entschuldigt worden sein, z B. als der Skeptiker David Hume die ihm in der KA-Zeitung zugeschriebenen Kommentare machte, aber jetzt nicht mehr. Zumindest nicht für jemanden, der ernster genommen werden möchte als das Niveau des „atheistischen Dorfes“.

Der Kern von Szenario 2

Zunächst lassen wir zu, daß es eine Art spirituellen Bereich gibt, der mit dem, was wir normalerweise beobachten und erleben, in irgendeiner Form interagieren kann. Lassen Sie uns also postulieren, daß sich das Gehirn einer Person (die Hardware) in der frühen Kindheit entwickelt und gleichzeitig mit der Umgebung interagiert (i.e. was die Person erlebt, einschließlich ihres eigenen Verhaltens, ihrer Entscheidungen und dergleichen). Dabei werden dem Gehirn bestimmte Eigenschaften verliehen, z.B. bestimmte Erinnerungen, die definitiv zur Persönlichkeit der Person (der Software) gehören.

Lassen Sie uns weiter davon ausgehen, daß es während dieser Ereignisse eine parallele Entwicklung in einem anderen Bereich gibt, die nicht beobachtbar, aber eng mit Veränderungen im physischen Bereich verbunden ist. Innerhalb dieses anderen Bereichs gibt es eine nicht sichtbare oder beobachtbare Entität. Wir bezeichnen diese Entität als „Seele“ dieser Person, etwas nicht-materielles. Wir haben bereits gezeigt, daß die Informationen, die auf der Hirnsubstanz angesammelt und ggf. auch weitergegeben werden, nicht-materiell sind. Es wird hier unterstellt, daß, wenn der (nicht-materielle) Gehirninformationsgehalt der Person im 3D-Bereich zunimmt, ein paralleles Wachstum in einer analogen (jedoch nicht identischen) nicht-materiellen Entität im seelischen Bereich auftritt.

[Denken Sie bitte daran, daß ich diese Dinge nicht beweisen muß. Die Beweislast liegt bei denjenigen, die im KA-Papier dogmatische Aussagen darüber machen, daß solche Annahmen (oder die darauf basierenden Schlussfolgerungen) entweder philosophisch oder aufgrund mangelnder Beobachtung nicht möglich seien.]

Nehmen wir an, dieses geistige Reich unterliegt nicht den biologischen Gesetzen. Obwohl das Informationswachstum im materiellen Gehirn als parallele Änderung der Informationen im „Geist aufgezeichnet“ wird, kommt es im Falle von Verfall, Krankheit, Tod usw. nicht zu einer Abnahme an Informationen. Der Verfall wird also nicht in die Seele übertragen.

Diese geistige Entität kann somit eine geschaffene Seele sein, die parallel zu dem physischen Gehirn, mit dem sie eng verbunden ist, entwickelt wird, danach aber unsterblich ist. Dies erinnert natürlich an das christliche Konzept der unsterblichen Seele eines jeden Menschen. Nirgends wird verlangt, daß es im seelischen Bereich eine Präexistenz der Erwachsenenpersönlichkeit gegeben haben muß, da man voraussetzen kann, daß diese Persönlichkeit nach der Erschaffung (oder der Weitergabe von den Eltern1) wächst und sich entwickelt zusammen mit den körperlichen Aspekten der Persönlichkeit, vielleicht sogar völlig abhängig von diesen. Informationen können an das Material in unserer materiellen Welt gebunden sein, während sie gleichzeitig an ein nicht-materielles Substrat in einem anderen Reich gebunden sind.

Beim Tod wäre die „Unterschrift“ dieser Person im Sinne der „Software“ des Gehirns somit immer noch eindeutig im seelischen (geistigen) Bereich vorhanden. Sollte sich der Schöpfer dafür entscheiden, den physischen Körper auf irgendeine Weise neu zu erschaffen oder auf irgendeine Weise wiederzubeleben, gibt es keinen Grund, warum eine solche hypothetisch unsterbliche Seele nicht als (permanente?) Vorlage oder als Reservoir für die Informationen im Gehirn der Person, die zum Beispiel Bewußtsein und Persönlichkeit bilden, verwendet werden könnte.

Wenn das physische Gehirn neu erstellt wird, werden die in der geistigen Entität aufbewahrten Informationen in ihrem höchsten Informationszustand neu erstellt. In dem in der KA-Arbeit beschriebenen Szenario würde die Frau mit Alzheimer, wenn ihr physischer Körper wieder mit dem Geist vereinigt würde, die Informationen in ihrem höchstentwickelten Zustand zu ihren Lebzeiten erhalten. Mit anderen Worten, da die Seele unter diesen Voraussetzungen nicht in der Lage war, Informationen zu verlieren, sondern nur zu gewinnen, hätte die Verschlechterung des Gehirns im späteren Leben keinen Einfluss auf die Situation für den auferstandenen Körper im ewigen neuen Himmel und auf der neuen Erde.

Dies würde übereinstimmen mit dem, was viele Christen glauben: Die Seele eines Menschen existiert nach dem Tod an einem anderen Ort, an dem er aber nicht für immer bleibt. Ist ihr Name im „Buch des Lebens“ eingeschrieben, so wird die Seele mit dem auferstandenen physischen Körper vereint und wohnt in der Ewigkeit in den neuen Himmeln und auf der neuen Erde. Die Persönlichkeit wird unter diesen Voraussetzungen niemals ausgelöscht.


Kommentar

Der Glaube an die Wahrheit der Bibel und die Existenz eines unendlichen Schöpfergottes beruht nicht auf Spekulationen - vielmehr gibt es eine Vielzahl vernünftiger und zwingender Gründe für diesen biblischen Glauben, die hier jetzt nicht zur Diskussion stehen. Ich habe die Existenz eines solchen Gottes als gegeben angenommen, und dann habe ich hypothetische, sogar spekulative Szenarien entwickelt, die möglicherweise mit vielen relevanten biblischen Wahrheiten übereinstimmen oder auch nichtmdashich behaupte nicht - daß sie in allen Details notwendigerweise übereinstimmen. Zweifellos könnten mit mehr Zeit und Überlegung weitere Szenarien konstruiert werden, die theologisch und exegetisch begründet werden könnten.

Es sollte jedoch bereits klar sein, daß unter der Annahme der Existenz des biblischen Gottes, die im KA-Artikel aufgeführten Einwände keinerlei logische oder philosophische Barriere für den Glauben an das Überleben der Persönlichkeit und des Bewußtseins nach dem Tod bilden.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Zusammenfassend sind die von KA vorgestellten Beobachtungen tatsächlich für eine Diskussion des Zusammenhangs zwischen Seele und Gehirn relevant. Für sich betrachtet fördern sie in keiner Weise die Idee des Überlebens von Seele / Bewußtsein / Persönlichkeit nach dem Tod. Man kann aus ihnen aber auch nicht schlußfolgern, daß ein solches Überleben nicht möglich wäre. Der Christ, der bereits zu dem Schluß gekommen ist, daß es eine Vielzahl von Beweisen zugunsten eines vernünftigen, rationalen und biblischen Glaubens gibt, kann die KA-Herausforderung angemessen beantworten. Er muß nicht die Begriffe eines geistigen Reiches und eines übernatürlichen Schöpfergottes erfinden - sie werden im Christentum selbst vorausgesetzt.

Wie wir gesehen haben, erlaubt der Glaube an den Schöpfergott der Bibel mehr als ein theoretisches Szenario, in dem alle naturwissenschaftlichen (materialistischen) Beobachtungen der menschlichen Gehirnfunktion perfekt mit einer der wichtigsten Lehren des christlichen Glaubens, der des ewigen Lebens, vereinbar sind.

Vermutlich ist das Christentum eines der Hauptziele des KA-Papiers. Das KA-Papier beinhaltet ein materialistisches Glaubenssystem bzgl. des Lebens nach dem Tod. Dieses Glaubenssystem habe ich in Frage gestellt, indem ich mit seinen Voraussetzungen begonnen und dann gezeigt habe, daß diese zu unlogischen oder widersprüchlichen Ergebnissen führen oder mit faktischen Beobachtungen unvereinbar sind. Dies wird philosophisch als „reductio ad absurdum“ bezeichnet, und ich habe oben ein Beispiel gegeben.

Philosophisch ist es unredlich, den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod anzugreifen, indem man implizit einfach die Gültigkeit der Voraussetzungen dieses Glaubens ablehnt. Mit anderen Worten, der KA-Artikel müsste die Idee des christlichen Gottes widerlegen, um die Möglichkeit eines Überlebens der Persönlichkeit nach dem Tod zu bestreiten. Die scheinbare Unmöglichkeit eines solchen Überlebens wird benutzt, um Zweifel an der Gültigkeit des Glaubens an den christlichen Gott zu wecken. Dies ist ein ziemlich subtiler, aber eindeutiger Fall eines philosophischen Trugschlusses. In unserem Fall setzt KA voraus, daß es keinen Gott gibt und meint dann, daß es kein Leben nach dem Tod geben kann. Er kann dies jedoch nicht beweisen, weil er dazu beweisen müßte, daß es Gott nicht gibt, was er nicht kann. In der Philosophie nennt man dies einen „Fangschluß“ bzw. ein „Scheinargument“.

Das KA-Papier zieht daher unangemessene Schlußfolgerungen und ist aus philosophischer Sicht eher leichtgewichtig. Ironischerweise bezieht sich der Autor in seinen Schlußbemerkungen auf Galileo (wobei er ignoriert, was damals wirklich passiert ist). Seine eigene Arbeit spiegelt jenen engen Dogmatismus wider, der schon immer den Denkfortschritt erstickt hat.

Nachsatz

Argumente wie die von Augustine / Lamont können oberflächlich beeindruckend sein, und es ist wichtig, daß Christen wissen, was sie glauben und warum. Die Beweise für Dinge wie eine erfüllte Prophezeiung, die Auferstehung Christi und die Schöpfung selbst stehen allen zur Verfügung, die sehen wollen (siehe Ist Jesus Christus wirklich von den Toten auferstanden?).

Ich habe die Realität des Übernatürlichen auch persönlich auf eine Art und Weise erlebt, die sich jeder Erklärung durch Subjektivität, Psychologie usw. entzog und die Gesetze der Physik, mathematischen Wahrscheinlichkeit usw. völlig über den Haufen warf. Dies hat meinen vorherigen Glauben an eine Art philosophischen Materialismus, der Keith Augustine und die, die er zitiert, zu inspirieren scheint, schwer erschüttert. Es handelte sich nicht um so genannte „Nahtoderfahrungen“, die niemals mehr sein können als Ausdruck der Gehirnchemie einer Person (siehe auch Nahtoderfahrungen? Was sollten Christen darüber denken?). Das Ereignis gestaltete sich so (und es gab zwei Augenzeugen), daß auch der verhärtetste Skeptiker gezwungen gewesen wäre, seine Gültigkeit anzuerkennen. Das einzige, was fehlt, ist die Wiederholbarkeit. Ich erzähle es hier nicht im Detail, weil die einzige Objektivität, die dieses Ereignis hat, mein Wort als Augenzeuge ist. Nachdem meine Familie an den auferstandenen Christus glaubte, verschwanden alle Beweise für solche (eindeutig okkulten) Phänomene, im Einklang mit der Annahme, daß solche übernatürlichen Phänomene Manifestationen des Satanischen / Dämonischen sind.

Hinweis

  1. Innerhalb der Christenheit gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob Gott jede Seele neu schafft oder ob die Seele auf irgendeine Weise von den Eltern weitergegeben wird (Traduzianismus, der wahrscheinlich am besten zu den biblischen Beweisen passt). Dies beeinträchtigt aber die hier entwickelten Argumente nicht. Zurück zum Text.

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