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Die tiefe Widersprüchlichkeit der Evolutionstheorie, wie sie inmitten der COVID-19 Krise zu Tage tritt

von
übersetzt von Paul Mathis

Stephen-Asma
Stephen Asma
Veröffentlicht am 5. Mai 2020 (GMT+10)

Wir sind derzeit mitten in einem globalen Virenausbruch (einer Pandemie) mit der Bezeichnung COVID-19 (das „Coronavirus“). Die meisten von uns sind zu Hause eingesperrt, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen (Quarantäne, Kontaktbeschränkungen, Lockdown, …), mit dem Ziel, Menschenleben zu retten und die Menschen der Risikogruppe, oder allgemein gesprochen die Schwächsten in unseren Gemeinschaften wie z. B. ältere Menschen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem, zu schützen.

In der New York Times erschien zur aktuellen Lage ein Artikel mit dem Titel:

Hat die Pandemie einen Zweck? Nur dann, wenn wir ihr einen geben. Das Coronavirus ist nämlich weder gut noch schlecht. Es hat nur das Bestreben, sich zu vermehren.

Der Autor des Artikels Herr Stephen Asma, Professor der Philosophie am Columbia College in Chicago, wählte offenbar diesen langatmigen Titel, um einen erbaulichen Ton inmitten dieser Krise anzuschlagen. Ironischerweise beginnt er seinen Artikel mit folgendem Satz: „Die Natur schert sich nicht um Sie“.1

Wenn‘s die Natur nicht kümmert, warum sollte es uns dann kümmern?

Aus seiner evolutionären Perspektive heraus ist dies wahrscheinlich das zutreffendste, was er in diesem Artikel zu sagen hat. Seiner Weltsicht zufolge ist das menschliche Leben an sich nicht wertvoll und hat keine tiefere Bedeutung. Seine nächste Zeile lautet:

„Das mag hart erscheinen, aber streng genommen kümmert sich die Natur um nichts und niemanden, außer um die Weitergabe von Genen an die nächste Generation.“

Aber das greift noch zu kurz, denn die Natur kümmert sich um überhaupt nichts! Die Natur ist kein empfindungsfähiges Individuum, das denken kann. Die Natur ist nur eine Abstraktion, was wiederum bedeutet, dass die Verdinglichung (die Annahme, etwas Abstraktes sei etwas Konkretes) ein Trugschluss ist. Dasselbe gilt auch für Viren. In seiner Formulierung hat er sie anthropomorphisiert, indem er suggeriert, sie „wollen“ sich vermehren. Aber sie können sich nicht einmal allein fortpflanzen! Nur bei einem Wirt kann sich ein Virus vermehren. Technisch gesehen sind Viren demzufolge nicht einmal lebendig. Maschinen haben keine Wünsche und Bedürfnisse.

Wie auch immer, der Autor fährt fort und untermauert seinen Standpunkt („die Natur schert sich nicht um uns“) anhand einiger Beispiele zu bösartigem Verhalten von Parasiten. „Wozu würde ein liebender Gott gefährliche Parasiten erschaffen“, ist hier das implizierte Thema. Anders gefragt: Aus welchem Grund würde Gott die wie dem Existenz von Viren Coronavirus zulassen? Die Antwort bekommen wir, wenn wir den Sündenfall und den Fluch in 1. Mose 3 betrachten. Denn die „Natur“, die wir um uns herum sehen, ist nicht mehr so, wie sie einmal war; sie ist nicht mehr so, wie sie war, als Gott in 1. Mose 1 alles für „sehr gut“ erklärte. Wenn wir beobachten, dass in der Natur schlimme Dinge passieren, sollte uns das immer daran erinnern, was damals schiefgelaufen ist und uns immer wieder neu klar machen, wie zerbrechlich unser Leben doch ist.

Prof. Asma fährt fort:

Es ist offensichtlich, dass unser Kampf mit anderen Organismen eine große Bedeutung für uns hat – er führt zu verzweifelten Situationen und echten Tragödien. Von einem ganz allgemeinen evolutionären Standpunkt aus betrachtet, ist dieses Drama aber wertneutral. Genaugenommen ist es nicht einmal ein Drama, weil es in der Natur kein Drehbuch gibt.

Behalten Sie diese Aussagen im Hinterkopf, denn ihre Ironie wird uns deutlich werden, wenn wir im Folgenden Prof. Asmas Argumentation genauer unter die Lupe nehmen. Das Problem ist: Wie kann es „verzweifelte Situationen und echte Tragödien“ geben, wenn der Mensch lediglich ein Teil der Natur ist und es in der Natur in Wahrheit gar kein Drama, keine Fürsorge und auch keine Liebe gibt? Diese Dichotomie kann Prof. Asmas Weltanschauung logischerweise nicht stützen. Anders ausgedrückt können die Vertreter der Evolutionstheorie nicht widerspruchsfrei ihre Weltanschauung leben. Warum geben Sie dann aber diese widersprüchliche Dichotomie nicht ganz auf? Der Grund dafür ist einfach: Auch sie wollen ihr Stück vom Kuchen haben. Wie würde nun aber ein widerspruchsfreier Evolutionismus aussehen?

Widerspruchsfreier Evolutionismus

Der Darwinismus, von Prof. Asma als „große Errungenschaft“ gefeiert, ist in einem zentralen Punkt sehr klar: Das „Überleben des Bestangepassten“ (eigentlich nichts anderes als der sich am besten Reproduzierende) ist das, was die Evolution vorantreibt. Hierzu Asma in seinen eigenen Worten:

Krankheit und Tod sind keine Fehler im System, sondern charakteristische Merkmale. Die natürliche Auslese funktioniert nur, weil viel mehr Organismen geboren werden, als überleben und sich dann fortpflanzen können.

Wie müssten nun Menschen, die diese Theorie wirklich glauben, auf eine globale Virusepidemie reagieren? Sicherlich nicht, indem man einen Lockdown durchführt und sich um die Kranken kümmert! Dieser Gedanke entspringt nämlich der christlichen Moral. Vielmehr sollte man, will man widerspruchsfrei bleiben, der Natur (Evolution) ihren Lauf lassen. Das private und öffentliche Leben sollte wie gewohnt weiterlaufen. Im Idealfall würde dies unter den weniger gut Angepassten viele Todesfälle verursachen. Und das wäre sicherlich etwas, was der menschlichen Spezies zugutekäme, die somit stärker und besser angepasst würde. So soll Evolution ja angeblich funktionieren. Doch paradoxerweise schlägt uns Prof. Asma etwas anderes vor, nämlich dass wir uns klar machen sollten, dass wir uns im Krieg befinden.

Sich vorzustellen, dass wir uns im Krieg mit einem Feind befinden, wird uns helfen, die nicht gerade einfachen persönlichen Opfer (wie die Einhaltung von Abstandsregeln oder Ausgangssperren) zu bringen, die über unseren eigenen egoistischen Hedonismus hinausgehen.

Der Hedonismus (das Streben nach Vergnügen als höchstes Ziel) würde uns sicherlich nicht dazu zwingen, dass wir uns einem Virus aussetzen. Im Gegenteil, der Hedonismus würde zur Befürwortung der Schutzmaßnahmen führen, um dem Virus zu unserem eigenen Vorteil möglichst aus dem Weg zu gehen. Aber sollten stattdessen nicht einige Menschen im Überlebenskampf sterben? Ist es nicht das, was Asma gerade erst ein paar Absätze weiter oben in diesem Artikel gesagt hat? Wenn Prof. Asma tatsächlich ein heroisches Opfer im Kampf gegen diesen Virus befürwortet, dann sollte er aus evolutionärer Sicht die gegenteilige Aussage machen, nämlich: dass wir uns „opfern“ sollten, indem wir unser Leben so leben, als gäbe es gar keinen Virus. Was ist nun richtig? Eins ist klar: Man kann nicht beides gleichzeitig haben, ohne sich in Widersprüche zu verstricken.

Wie können – aus evolutionärer Sicht – Abstandsregeln oder Ausgangssperren für die Menschheit von Vorteil sein? Es scheint, dass Prof. Asma trotz all seiner Macho-Rhetorik über „Natürliche Selektion“ den Konsequenzen seiner eigenen Weltanschauung nicht wirklich ins Auge sehen kann. Zum einen lobt er den Evolutionismus, zum anderen versucht er ihn dann aber doch ein Stück weit auszuklammern, indem er schreibt:

Da wir den Wert unserer Spezies angesichts der unparteiisch agierenden Naturgesetze nicht objektiv bestimmen können, sollten wir ihn einfach selbst festlegen. Und das bedeutet, dass wir betonen, dass das Universum ein besserer Ort ist, wenn wir ein Teil davon sind. [Hervorhebung hinzugefügt]

Die New York Times hat bereits vor ein paar Jahren einen Artikel von Prof. Asma zum Thema Religion publiziert. In dem Artikel mit dem Titel „Was uns die Religion gibt (und die Wissenschaft uns nicht geben kann)“2 wird wiederum Asmas nicht ganz so subtile antireligiöse Haltung deutlich. Asma ist der Meinung, dass Religion, auch wenn sie dummer Unsinn ist, für die Gesellschaft immer noch als eine Art emotionales Schmerzmittel notwendig ist (also „das Opium des Volkes“, um Marx zu zitieren):

Ich habe nicht die Absicht zu versuchen, Religion mittels rationaler Argumente zu verteidigen. Religion ist nicht besonders vernünftig. Stattdessen möchte ich die Behauptung aufstellen, dass gerade ihre Irrationalität sie nicht inakzeptabel, nicht wertlos oder gar feige erscheinen lässt. Ihre Irrationalität kann sogar die Quelle ihrer Macht sein … Wir brauchen ein klareres Verständnis für die Rolle der kulturellen Analgetika [Betäubungsmittel, Anm. d. Übers.].

Mit anderen Worten: Asma versucht, den Placebo-Effekt ins Spiel zu bringen. Er deutet ziemlich gefühllos an, dass wir den Menschen (im Grunde scheint Asma die einfache Masse zu meinen) weiterhin erlauben sollten, religiös zu sein, nur um sie bei Laune zu halten.

Die Pandemie wird genutzt, um christliches Gedankengut abzuwerten

Gott wollte nicht, dass Seine Schöpfung auf die Art Weise, wie es in dieser Welt passiert, leidet. Es ist auch nicht das Ziel von CMI, sich während einer globalen Krise besonders hervorzutun. Als Christen sehen wir die offensichtlichen evolutionistischen logischen Ungereimtheiten in den Bemühungen um die Rettung von Menschenleben. Doch wenn eine große Zeitung, die zuvor ihre Antipathie gegenüber Christen gezeigt hat, nun diese Pandemie missbraucht, um sicherzustellen, dass die Fahne des Evolutionismus nicht auf Halbmast weht, denken wir, dass wir reagieren zu müssen.

Nachdem Prof. Asma religiösen Menschen eine „vorwissenschaftliche“ Weltsicht unterstellt hat, behauptet er nun, dass wir einfach selbst festlegen müssten, dass bestimmte Dinge wahr sind, und zwar ganz einfach, weil wir wollen, dass sie wahr sind. Er agiert so, weil er trotz seiner seelenlosen darwinistischen Weltanschauung immer noch ein Mensch mit einer Seele ist, die in Gottes Universum lebt. Er kann sich nicht der unausweichlichen Tatsache entziehen, dass das menschliche Leben in Wahrheit um seiner selbst willen wertvoll ist. Da dieser Umstand nicht mit seiner Weltanschauung vereinbar ist, wendet er sich dem Existenzialismus zu, mit seinen irrationalen Gedankensprüngen blinden Vertrauens. Die christliche Weltanschauung dagegen erfordert keinen solchen Irrationalismus. Vielleicht ist dies der Grund, warum sich Asma schon früh in seinem Artikel mit der christlichen Weltanschauung auseinandergesetzt hat. Die Bibel gibt uns nämlich die Grundlage für das Verständnis, wie wir entstanden sind (es war kein Zufall!) und warum unser Leben einen besonderen Wert hat und warum Jesus sich dafür einsetzte, Kranke zu heilen, Hungrige zu speisen und Arme zu kleiden, und vieles mehr.

In 1. Mose 1,27 heißt es: „Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ Unser Leben hat einen intrinsischen Wert, der größer ist als der jedes Tiers oder unbelebten Gegenstands, weil wir eine außergewöhnliche Schöpfung Gottes nach seinem Ebenbild sind. Daher müssen wir in dieser Krise versuchen, Menschenleben zu schützen. Prof. Asma behauptet:

Manche mögen argumentieren, dass es hier nicht um einen Sieg der Menschheit geht, dass die Neutralität der Natur ohne Vorstellungen von Gut und Böse eine Differenzierung in Gewinner und Verlierer umgeht. Wenn man das aus der Distanz betrachtet, mag das stimmen, inmitten der Krise aber besteht der Imperativ unseres genetischen Überlebens. Es ist unser einzigartiges darwinistisches Erbe.

Aber er muss doch wissen, dass selbst die allerdüstersten Vorhersagen über die Ausbreitung von COVID-19 zwar möglicherweise verheerende Auswirkungen auf die Zahl der Todesopfer haben, aber niemals die völlige Vernichtung der Menschheit bedeuten würden! Die Überlebenden wären zweifellos die am besten an das Leben Angepassten. Außerdem wäre das Gesundheitssystem entlastet, da die Zahl der Kranken (und Schwachen) zurückgegangen wäre, was ja wiederum die Essenz des Darwinismus ist. Nur unter Anwendung der christlichen Ethik „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ können wir in dieser Krisensituation mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen reagieren. Tatsächlich könnte man argumentieren, dass die Abstandsregeln, das Tragen von Gesichtsmasken usw. zu diesem „Nächstenliebe“-Mandat gehören, um sicherzustellen, dass das Virus sich nicht auf weitere Menschen überträgt.

Aus evolutionärer Sicht könnte es vielleicht dem genetischen Bauplan unserer Spezies helfen, dass die Schwächsten unter uns sterben. Aber was wäre, wenn das Ihre Großmutter wäre? Oder Ihr Vater? Oder Ihr Bruder? Diese Krise ist eine Gelegenheit für uns Christen, das Mitgefühl auszuleben und die Wahrheit, wie sie nur in der Bibel zu finden ist, zu bezeugen. Denn in scharfem Kontrast dazu steht der spirituelle und intellektuelle Bankrott derjenigen, die wie Prof. Asma die darwinistische Weltsicht fördern. Eine Weltsicht, die auf irrationale, unlogische und widersprüchliche Behauptungen reduziert wird angesichts der nackten Tatsachen, mit denen letztlich selbst ihre Vertreter nicht leben können.

Anmerkungen und Literaturangaben

  1. Asma, S., Does the Pandemic Have a Purpose? Only if we give it one. The coronavirus is neither good nor bad. It wants only to reproduce, The New York Times, nytimes.com, 16. April 2020. Zurück zum Text.
  2. Asma, S., What Religion Gives Us (That Science Can’t), The New York Times, nytimes.com, 3. Juni 2018. Zurück zum Text.

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