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Können sich all diese Wissenschaftler irren?

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übersetzt von Markus Blietz

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Wenn Kreationisten dem Durchschnittsmenschen zu verstehen geben, dass Evolution wissenschaftlich nicht vertretbar sei, ist die gängige Antwort: „Wie können all diese Wissenschaftler sich irren?“

Das ist durchaus verständlich. Denn die meisten populären Bücher, Zeitschriften, Fernsehsendungen, Filme und sogar ganz gewöhnliche Gespräche scheinen ständig zu bestätigen, dass der Urknall, der Ursprung des Lebens aus dem Urschleim und die Evolution aller Lebewesen aus irgendeinem ursprünglichen Organismus von den Wissenschaftlern einfach akzeptiert werden. Es wird angenommen, dass die einzigen Menschen, die diese Dinge in Frage stellen, religiöse Fanatiker oder wissenschaftliche Analphabeten seien. Können also „all diese Wissenschaftler“ falsch liegen? Die Vergangenheit lehrt uns, dass sie sich in der Tat irren können!

Beachten Sie, dass ohne bestätigende Daten aus Experimenten oder ohne Bemühungen, eine wissenschaftliche Theorie durch Beobachtungen und alternative Theorien zu widerlegen, die Ideen eines Wissenschaftlers stark philosophisch eingefärbt bleiben können.1 Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn man Indizien interpretiert, anstatt die Phänomene direkt in der Gegenwart zu beobachten, und gilt vor allem dann, wenn man Theorien über vergangene Ereignisse aufstellt, wie z. B. das Konzept der Evolution. Wie wir sehen werden, kann es sogar so sein, dass eine ganze Reihe von Wissenschaftlern die Welt durch die Brille eines Paradigmas sehen [ein Paradigma ist ein umfassendes Erklärungsmodell, auch Weltanschauung oder Weltsicht genannt; Anm. d. Übers.], das ganz grundsätzlich falsch ist. Das liegt daran, dass auch ein Wissenschaftler, wie jeder andere, Mensch ist, wenn es darum geht, an einer Überzeugung trotz starker gegenteiliger Indizien festzuhalten.2

Beispiel: Astronomie

Die vielleicht bekanntesten Wissenschaftler, die „gegen den Trend“ waren, sind Galileo und Kopernikus. Die „Mehrheit der Wissenschaftler“ – ihre damaligen Zeitgenossen – glaubte, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums, und alle Himmelskörper würden sich um sie drehen. Wie im Fall moderner Wissenschaftler und Evolution beruhte ihr Glaube auf einer philosophischen Idee, nicht auf Beobachtungen. Und sie irrten sich.

Galileos berühmter „Kampf“ mit der Kirche galt nicht der Bibel, sondern den damaligen Kirchenvertretern, die an dem festhielten, was die Wissenschaftler ihrer Zeit als wissenschaftliche Wahrheit betrachteten – Galileos Kampf galt im Grunde der wissenschaftlichen Gemeinschaft insgesamt.3 Die Wissenschaftler vertraten ihren Standpunkt, obwohl ständig verbesserte Beobachtungen und Berechnungen zeigten, dass es einen Fehler in der allgemein akzeptierten Idee der „Epizyklen“ (Himmelskörper, die sich wie ein Kreis um einen Kreis bewegen) geben musste. Es dauerte lange und brauchte viele wissenschaftliche Veröffentlichungen basierend auf Beobachtungen mittels neu entwickelter Teleskope, bis die wissenschaftliche Gemeinschaft zu akzeptieren begann, dass sie an ein fehlerhaftes System geglaubt hatte – die Erde war doch nicht das absolute Rotationszentrum der Himmelskörper, so erkannte man.

Weitere Beobachtungen durch verbesserte Teleskope demontierten dann einen weiteren, damals allgemein verbreiteten Glauben: dass die Himmelskörper nämlich angeblich perfekte Kugeln seien und sich auf perfekten Kreisbahnen bewegen würden. Auf dem Mond wurden Unregelmäßigkeiten beobachtet, die darauf hindeuteten, dass es sich nicht um eine perfekte Kugel handelte. Das war für die Wissenschaftler wie ein Warnsignal! Dann stellte man fest, dass die Umlaufbahn der Erde um die Sonne eine Ellipse ist. Noch mehr Hiobsbotschaften! „All diese Wissenschaftler“ hatten sich geirrt. Ihre grundlegende Auffassung vom Universum war falsch gewesen.

Heute erklären uns die Wissenschaftler, dass unser Universum ohne eine Ursache durch einen Urknall aus dem Nichts entstanden sei. Ist es da nicht möglich, dass all diese Wissenschaftler ebenfalls eine falsche Vorstellung von unserem Universum und seinem Ursprung haben könnten?

Beispiel: Chemie

Das „Phlogiston“ wurde im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert verwendet, um zu erklären, wie Substanzen verbrannten oder verrosteten. Die meisten Wissenschaftler glaubten, es handele sich bei dem Phlogiston um eine in brennbaren Materialien enthaltene spezielle Substanz, die erst beim Verbrennen (oder Verrosten) des Objekts zu Tage tritt. Es bedurfte der hartnäckigen Arbeit mehrerer führender Wissenschaftler der damaligen Zeit, darunter Antoine-Laurent de Lavoisier, um nachzuweisen, dass es sich bei der Verbrennung um eine chemische Reaktion, meist unter Einwirkung von Sauerstoff, handelt. Substanzen, die verbrannten, wurden in der Regel durch den zugefügten Sauerstoff schwerer und nicht durch den Verlust von Phlogiston leichter. Die Mehrheit hatte Unrecht.4 Später wurde Lavoisier während dem fanatischen antichristlichen Terrorregime in Frankreich hingerichtet. Eine Geschichte besagt, dass der urteilende Richter sagte: „Die Republik braucht weder Wissenschaftler noch Chemiker“.

Heute glauben die meisten Wissenschaftler, dass sich die grundlegenden Chemikalien des Lebens (wie z. B. Proteine) von selbst bildeten, im Widerspruch zu den experimentell ermittelten Entstehungswahrscheinlichkeiten. Ist es möglich, dass sich diese Wissenschaftler ebenfalls irren?

Alchemie5 ist die Vorstellung, dass unedle Metalle (wie z. B. Blei) in Gold verwandelt werden könnten. Dieses Konzept hielt sich über Hunderte von Jahren, und obwohl auf dieses Ziel ausgerichtete Experimente zur Entdeckung vieler interessanter chemischer Substanzen führten, konnte es durch geeignete chemische Experimente widerlegt werden. Viel Zeit und Geld (und ganze Karrieren) wurden für diese falsche wissenschaftliche Idee verschwendet, die den Blick auf andere, viel nützlichere Betätigungsfelder verstellte.

Ist es möglich, dass Wissenschaftler, die natürliche Phänomene mit Hinblick auf den Ursprung und die Vielfalt des Lebens untersuchen, ihre Zeit und ihre Energie für ein aussichtsloses Unterfangen vergeuden?

Beispiel: Medizin

Dass sich falsche Vorstellungen über Hunderte von Jahren hartnäckig halten können, zeigt sich in der Theorie der „Säfte“.6 Das Grundkonzept geht bis auf Aristoteles (384-322 v. Chr.) zurück, wurde jedoch erst von dem berühmten Arzt Hippokrates (von dem der „hippokratische Eid“ stammt, ein Verhaltenskodex, der traditionell von beginnenden Ärzten geschworen wird) vorgestellt und öffentlich bekanntgemacht.

Dieses Konzept bestand darin, dass der Körper angeblich über vier grundlegende Flüssigkeiten verfüge – die Gallenflüssigkeit (griechisch „chole“), den Schleim, die schwarze Galle (griechisch „melanchole“) und das Blut (lateinisch „sanguis“). Diese sollten den vier traditionellen Temperamenten entsprechen: cholerisch, phlegmatisch, melancholisch und sanguinisch. Die Theorie besagte, dass für eine gute Gesundheit alle vier Säfte im Gleichgewicht gehalten werden müssten.

Meistens umfasste die empfohlene Behandlung des Ungleichgewichts gute Ernährung und Bewegung, aber manchmal wurden auch Abführmittel und Einläufe verabreicht, um den Körper von dem unerwünschten „Saft“ zu befreien. In ähnlicher Weise wurde Fieber auf einen Überschuss von Blut zurückgeführt, so dass die „Heilung“ in einer „Blutung“ des Patienten (üblicherweise durchgeführt mittels Blutegeln) bestand, die auch als Aderlass bezeichnet wurde. Offensichtlich war diese „Heilung“ aber oft schlimmer als die Krankheit selbst. Dennoch beharrten die Ärzte bis ins Mittelalter darauf, weil niemand bereit war, Galen, den Arzt, Schriftsteller und Philosophen des ersten Jahrhunderts, der die Idee in seinen populären und autoritativen Schriften bekannt gemacht hatte, in Frage zu stellen. Und obwohl Galen selbst Beobachtung und Experiment lehrte, und obwohl die Beweise sich mehrten, dass etwas nicht in Ordnung war, war diese Vorgehensweise bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gängige medizinische Praxis.

Wieder einmal irrten sie sich! Ihre ganze Sicht der Krankheitsursache war falsch, und das alles nur, weil sie den Theorien eines anderen Wissenschaftlers blindlings vertrauten. Das ist nicht anders wie bei vielen Wissenschaftlern heute, die an Evolution aus keinem besseren Grund glauben, als dass andere vertrauenswürdige Wissenschaftler ebenfalls an sie glauben.

Beispiel: Biologie

Woher kommt das Ungeziefer? Erscheinen Kakerlaken, Ratten und Maden „einfach so“ aus verrottendem pflanzlichen Material und tierischen Abfällen oder sogar aus Gestein? Lange Zeit glaubten sogar berühmte Denker wie Aristoteles (4. Jh. v. Chr.), dass dies der Fall sei. Die Idee wurde als „spontane Erzeugung“ bezeichnet und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein als Tatsache betrachtet.7 Es bedurfte eines kreationistischen Wissenschaftlers, Louis Pasteur (1822-1895), um zu beweisen, dass Leben nur aus Leben entsteht, ein Prozess, der als „Biogenese“ bezeichnet wird. Diejenigen, die an die spontane Erzeugung glaubten, lagen falsch.

Trotz Pasteurs Beweis und bis heute fortgesetzter Beobachtungen glauben viele Wissenschaftler immer noch an die Abiogenese (d. h. an den Prozess, dass alles Leben aus nichtlebenden Chemikalien entstanden sei). Wie das geschehen konnte, wird (von den Evolutionisten) als ein „Geheimnis“ bezeichnet, weil es nämlich der bekannten Chemie trotzt. Trotzdem glauben sie immer noch daran. Doch warum?

Wissenschaft wird nicht durch Mehrheitsbeschluss entschieden!

In Wahrheit ist ein Hauptgrund dafür, warum die meisten Wissenschaftler an Evolution glauben, einfach der, dass die meisten Wissenschaftler an Evolution glauben! Man könnte das als eine Art von „Bestätigungsverzerrung“ bezeichnen: Der angebliche wissenschaftliche Konsens wurde durch simples Zählen der Köpfe erreicht, die ihrerseits durch das Zählen der Köpfe zu ihrem Ergebnis kamen. Wenn man die meisten von ihnen nach tatsächlichen Beweisen fragen würde, würden sie wahrscheinlich – mit Ausnahme ihres eigenen Fachgebiets – sehr schwache Antworten geben.

Ein Beispiel dafür ist der weltweit führende Experte für fossile Vögel – und gleichzeitig ein entschiedener Kritiker des „Dinosaurier-zum-Vogel“ Dogmas – Dr. Alan Feduccia, emeritierter Professor an der Universität von North Carolina. Er ist nach wie vor Evolutionist, doch als er herausgefordert wurde, Evolution zu beweisen, war sein bester „Beweis“, dass aus Getreide wieder Getreide kommt!8

Wie schon der berühmte Autor Michael Crichton (1942-2008), der eine frühere Karriere in Medizin und Wissenschaft hatte, sagte:

„Seien wir uns im Klaren: Die Arbeit der Wissenschaft hat nichts mit Konsens zu tun. Konsens ist das Geschäft der Politik. Im Gegensatz dazu braucht die Wissenschaft nur einen einzigen Forscher, der zufällig Recht hat, was bedeutet, dass er oder sie Ergebnisse hat, die anhand der realen Welt überprüfbar sind. In der Wissenschaft ist Konsens irrelevant. Was relevant ist, sind reproduzierbare Ergebnisse. Die größten Wissenschaftler der Geschichte sind genau darum groß, weil sie mit dem Konsens gebrochen haben.“
„So etwas wie Konsenswissenschaft gibt es nicht. Wenn es Konsens ist, ist es keine Wissenschaft. Wenn es Wissenschaft ist, dann ist es kein Konsens. Punkt.“9

Nichtsdestotrotz glauben heute viele Wissenschaftler an Evolution, so wie damals viele an Epizyklen und Phlogiston, an Säfte und spontane Erzeugung glaubten. Können sich so viele irren? Die Geschichte sagt „ja“. Die zunehmenden Beweise aus der Genetik, Molekularbiologie, Informationstheorie, Kosmologie und anderen Bereichen sagen alle „ja“. Viele Wissenschaftler glauben an das vorherrschende Paradigma, den Naturalismus, trotz der Beweise, die dagegen sprechen. Sie wollen sich nicht mit der Idee eines Schöpfers auseinandersetzen. Wie in der Vergangenheit auch wird ihnen aber eine unvoreingenommene Bewertung der Indizien aus der operativen Wissenschaft das Gegenteil beweisen; der Schöpfer wird gerechtfertigt werden (Römer 1,18-22).

Literaturangaben

  1. Sarfati, J., Refuting Evolution, ch. 1, 4th ed., Creation Book Publishers, 2008; creation.com/refutingch1. Zurück zum Text.
  2. Walker, T., Challenging dogmas: Correcting wrong ideas, Creation 34(2):6, 2012; creation.com/challenging-dogmas. Zurück zum Text.
  3. Sarfati, J., Galileo Quadricentennial: Myth vs fact, Creation 31(3):49–51, 2009; creation.com/galileo-quadricentennial. Zurück zum Text.
  4. phlogiston, Encyclopædia Britannica, Encyclopædia Britannica Online, 2012; Britannica.com/EBchecked/topic/456974/phlogiston. Zurück zum Text.
  5. Alchemy, answers.com/topic/alchemy. Zurück zum Text.
  6. Vom griechischen Wort χυμός (chumos) abgeleitet, was ‘Saft’ bedeutet; Humours, Science Museum; sciencemuseum.org.uk. Zurück zum Text.
  7. What is spontaneous generation? allaboutscience.org. Spontaneous Generation; allaboutthejourney.org/spontaneous-generation.htm. Zurück zum Text.
  8. Discover Dialogue: Ornithologist and evolutionary biologist Alan Feduccia plucking apart the dino-birds, Discover 24(2), February 2003; siehe auch creation.com/4wings. Zurück zum Text.
  9. Crichton, M., Aliens cause global warming, 17 January 2003 speech at the California Institute of Technology; s8int.com/crichton.html. Zurück zum Text.