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Panspermie-Hypothese verglüht: Bakterien konnten auf Meteoriten nicht überleben

von 
übersetzt von Markus Blietz

Bild von ESA6077FotonM3-Centre-H

Nicht wenige Vertreter der Evolutionstheorie wurden von der Hypothese enttäuscht, dass sich das Leben auf der Erde aus unbelebten chemischen Stoffen entwickelt haben könnte (d. h. durch chemische Evolution, auch „Abiogenese“ genannt). Deshalb hoffen sie, dass sich das Leben irgendwo anders im Universum entwickelte und dann zur Erde gelangte, und das umso mehr, da ja scheinbar das gesamte Universum für dieses „Experiment“ zur Verfügung stand. Dies ist die Hypothese der Panspermie, von griechisch πᾶς/πᾶν (pas/pan, alles) und σπέρμα (sperma, Samen). Danach sind „Samen des Lebens“ angeblich überall im Universum zu finden (zur „Begründung“ der Panspermie siehe hier).

Die klassische Form der Panspermie ist die Theorie, dass diese „Samen“ zufällig auf Kometen oder Meteoriten landen (im Gegensatz zur „gezielten Panspermie“, bei der die Samen von Außerirdischen geschickt werden1 [was das Problem der ursprünglichen Entstehung des Lebens nicht löst, sondern nur eine Ebene weiter verschiebt, denn es stellt sich die Frage, woher die Außerirdischen ursprünglich kamen? Wieder von anderen Außerirdischen? Und woher kamen dann diese?; Anm. d. Übers.]). Ein in jüngerer Zeit durchgeführtes Experiment hat dieser Theorie jedoch einen tödlichen Schlag versetzt, denn es hat gezeigt, dass die „Samen des Lebens“ die extreme Hitze beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht überleben könnten – die Meteoriten, die die Samen tragen, würden beim Eintritt in die Erdatmosphäre zu Meteoren bzw. „Sternschnuppen“ und müssten verglühen.2

Experimentelle Widerlegung

Wissenschaftlern des Zentrums für Molekulare Biophysik in Orleans, Frankreich, ist es gelungen, einen Meteoriteneinschlag zu simulieren, indem sie Steine am Hitzeschild eines zurückkehrenden russischen Raumfahrzeugs (FOTON M3-Kapsel) anbrachten. Diese Steine waren von einem widerstandsfähigen Bakterium namens Chroococcidiopsis besiedelt, das einem mutmaßlichen „Keim des Lebens“ auf dem Mars ähneln sollte. Die Gesteinsproben enthielten auch Mikrofossilien [mikroskopisch kleine Fossilien, mit einer Größe zwischen drei Hunderstel Millimeter und einem Millimeter; Anm. d. Übers.].

Nach der Bergung der Raumsonde hatten die Mikrofossilien überlebt, die Chroococcidiopsis Bakterien wurden hingegen zu Asche verbrannt, obwohl ihre Umrisse erhalten blieben. Die führende Wissenschaftlerin Frances Westall stellte fest:

„Das STONE-6-Experiment deutet darauf hin, dass Fossilien enthaltende Meteoriten vom Mars, die Spuren des Lebens mit sich tragen würden, sicher zur Erde transportiert werden könnten. Die Ergebnisse sind jedoch weitaus problematischer, wenn man sie auf Panspermie übertragen will. STONE-6 hat gezeigt, dass eine zwei Zentimeter dicke Gesteinsschicht nicht ausreicht, um die Organismen während des Eintritts in die [Erdatmosphäre] zu schützen.“2

In der Originalveröffentlichung hieß es:

Chroococcidiopsis hat nicht überlebt, wohl aber ihre karbonisierten Überreste. So könnten sedimentäre Meteoriten vom Mars die Erdoberfläche erreichen, und wenn sie Spuren fossilen Lebens enthalten, könnten diese Spuren erhalten werden. Lebende Organismen benötigen jedoch vermutlich mehr als 2 cm Schutz durch das Gestein.“3

In der Veröffentlichung fand man auch eine für diese Art von Studien typische vorsichtige Schlussbemerkung:

„Aufgrund eines Fehlers beim experimentellen Aufbau können jedoch keine Rückschlüsse auf die genaue Dicke des Gesteinsmaterials gezogen werden, das erforderlich ist, um [möglicherweise] vorhandenes Leben während des Eintritts in die Atmosphäre zu schützen“.

Es stellte sich heraus, dass

„die Rückseite dieser speziellen Probe verbrannte, weil Hitze und Flammen auf die Rückseite der Probe gelangten. Dies geschah, weil der Unterschied in der Zusammensetzung zwischen den Kohlenstoff-Schrauben und dem Silikon-Phenol-Material des Probenhalters [aufgrund der unterschiedlichen thermischen Ausdehnung; Anm. d. Übers.] dazu führte, dass zwischen den Schrauben und den Schraubenlöchern ein Zwischenraum entstand. So wurden die Chroococcidiopsis-Zellen trotz des 2 cm dicken Schutzgesteins, das sie abdeckte, vollständig verkohlt.“

Das hielt die Forscher jedoch nicht davon ab, sowohl in einer Pressemitteilung als auch in ihrer Zusammenfassung zu beteuern, dass 2 cm Gestein nicht ausreichend seien. Ein echter Gesteinsbrocken dürfte größere Lücken aufweisen als die kleinen Zwischenräume in diesem Experiment.

In der Tat scheint das Experiment die Probleme sogar unterzubewerten. In der Veröffentlichung liest man:

„Die Eintrittsgeschwindigkeit der FOTON-Kapsel betrug 7,6 km/s, geringfügig niedriger als die übliche Geschwindigkeit von Meteoriten von 12-15 km/s. Die minimale Temperatur, die beim Eintritt erreicht wurde, konnte durch die thermische Dissoziation eines der Weltraumzemente bestimmt werden, die bei einer Temperatur von ~1700°C auftritt. Obwohl die Basalt-Kontrollprobe verloren ging, zeigt der Vergleich mit den Ergebnissen des STONE 5-Experiments, dass die Temperaturen beim Eintritt hoch genug sind, um eine Schmelzkruste zu bilden.“3

Es stellt sich die Frage, ob rund die Hälfte der Geschwindigkeit [7,6 / 15 = 51 %; Anm. d. Übers.] wirklich nur „geringfügig niedriger“ ist, wie es in der Veröffentlichung heißt. Und in der Tat: Weil der Reibungswiderstand und die kinetische Energie proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit sind, vervierfachen sich der Widerstand und die erzeugte Wärmeenergie, wenn sich die Geschwindigkeit verdoppelt.4

Mit anderen Worten: Ein echter Meteorit würde sich noch viel mehr aufheizen als im Experiment, was ein noch viel dickeres Hitzeschild erforderlich machen würde.

Leben vom Mars?

Das Experiment stützt auch unsere Absage an den Hype um Leben auf dem Mars, da die Erdatmosphäre höchstwahrscheinlich jegliche meteoritischen Mikroben braten würde. Wir haben auch schon darauf hingewiesen, dass potentielles Leben auf dem Mars ursprünglich von der Erde stammen müsste, und das geschilderte Experiment untermauert dies indirekt. Das liegt daran, dass der Reibungswiderstand proportional zur atmosphärischen Dichte ist4 und die Erdatmosphäre mehr als 100-mal so dicht ist wie die Marsatmosphäre [was zur Folge hat, dass in die Erdatmosphäre eintretende Meteoriten verglühen, während sie praktisch ungehindert auf dem Mars aufschlagen; Anm. d. Übers.]. Planeten mit dichten Atmosphären sind also eher potentielle Startpunkte und nicht Landestellen für Leben.

Schlussfolgerung

Es hat sich gezeigt, dass die Idee der Panspermie einen gewaltigen Schwachpunkt hat. Da Panspermie ein gängiger Versuch ist, den Materialismus angesichts der Probleme der chemischen Evolution auf der Erde zu retten, hat damit auch die materialistische Weltanschauung selbst einen weiteren schweren Schlag erlitten.

Literaturangaben

  1. Crick, F. and Orgel, L.E., Directed Panspermia, Icarus 19:341–346, 1973. Zurück zum Text.
  2. Meteorite experiment deals blow to bugs from space theory, Physorg.com, phys.org/news141539594.html, 25 September 2008, vom abc.net.au/news/2008-09-25/meteorite-experiment-deals-blow-to-bugs-from-space/521794 zur Verfügung. Zurück zum Text.
  3. Westall, F. et al., STONE 6: Sedimentary meteors from Mars, European Planetary Science Congress Abstracts 3, EPSC2008-A-00407, 2008. Zurück zum Text.
  4. Die kinetische Energie ist gegeben durch die Formel E = ½mv2, wobei m die Masse ist und v die Geschwindigkeit. Der Reibungswiderstand ist gegeben durch die Formel freib = ½CρAv2, wobei ρ die Dichte der Luft ist, A die Reibungsquerschnittsfläche, und C der Reibungskoeffizient. Zurück zum Text.