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Jona und der große Fisch

von 
übersetzt von Paul Mathis

Veröffentlicht: Creation 17(2):34–36, März 1995

Ist die Geschichte von „Jona und dem großen Fisch“ eine wahre Begebenheit, wie bibeltreue Christen versichern, oder eher allegorisch zu verstehen, wie liberale Christen meinen? Oder ist die Erzählung von Jona völliger Unsinn, wie Kritiker behaupten?

Die Bibel stellt Jonas Geschichte als eine wahre Begebenheit dar. Das ganze Buch Jona ist als ein Tatsachenbericht verfasst. Dass der Prophet Jona tatsächlich gelebt hat, wird unter anderem durch seine Erwähnung in 2. Könige 14,25 bestätigt. Jesus selbst glaubte an die Geschichte von Jona: Er spricht nicht nur davon, dass die Bewohner von Ninive nach Jonas Aufruf zur Umkehr Buße taten, sondern er vergleicht auch seinen eigenen künftigen Tod und seine Auferstehung mit den Ereignissen in Jonas Leben (Matthäus 12,39-41; Lukas 11,29-30). Henry Morris stellt fest: „Man kann daher die Tatsache der Erlebnisse Jonas nicht leugnen, ohne den Herrn Jesus Christus entweder der Täuschung oder der Unwissenheit zu bezichtigen, was beides gleichbedeutend ist mit der Leugnung seiner Gottheit.“1

Um welches Meerestier handelt es sich?

Das im Buch Jona verwendete hebräische Wort für Meerestier ist דג Dag, was „Fisch“ bedeutet. Matthäus verwendet im Neuen Testament das griechische Wort κήτος ketos, was wörtlich „Seeungeheuer“ bedeutet. Die Bibel berichtet, dass „Gott einen großen Fisch entsandte, der Jona verschlingen sollte“ (Jona 2,1). Entweder hat Gott für diesen besonderen Fall ein Meerestier geschaffen, oder aber ein bereits lebendes Meeresgeschöpf so verändert, dass Jona darin überleben konnte. „Jona betete aus dem Bauch des Fisches zu dem HERRN“ (Jona 2,2). Der deutsche Begriff „Bauch“ ist auch im hebräischen Grundtext ziemlich vage. Wenn Jona von einem Meerestier wie einem Pottwal verschluckt wurde, könnte er sich im großen Kehlkopfsack befunden haben; wenn er von einem Hai verschluckt wurde, könnte er sich im Magen eines Meerestieres befunden haben, das von Gott speziell präpariert wurde, um Jona vor den Magensäften zu schützen.

woman inside reconstructed Megalodon jaws

Zweifellos gibt es Meerestiere, deren Kiefer groß genug sind, um einen Menschen vollständig zu verschlingen. Siehe Foto von Underwater World, Mooloolaba, in Queensland, Australien. Im Film Jaws wird der Fischerbootbesitzer Quint vollständig von einem Hai verschluckt und niemand hat je diese Filmszene als unrealistisch bewertet.

Gab es bereits ähnliche Vorfälle?

Es gibt eine viel zitierte Geschichte über einen gewissen James Bartley, der im Jahre 1891 auf dem Schiff Star of the East unter dem Kommando von Kapitän Killam bei den Falklandinseln Jagd auf Wale machte. Eines Tages stürzte Bartley bei einer Waljagd ins Meer und verschwand. Ein Wal wurde getötet und als die Seeleute ihn am nächsten Tag aufschnitten, waren sie sehr erstaunt, Bartley noch lebend im Bauch des Wals vorzufinden. Er wurde wiederbelebt und er erholte sich langsam von diesem Vorfall. In dem Bericht heißt es: „Während seiner Zeit im Magen des Wals erfuhr Bartleys Haut, als sie der Wirkung des Magensaftes ausgesetzt war, eine auffällige Veränderung. Sein Gesicht, sein Hals und seine Hände waren stark gebleicht und hatten das Aussehen von Pergament angenommen. Bartley versicherte, dass er wahrscheinlich in dieser Kammer aus Fleisch und Blut so lange gelebt hätte, bis er verhungert wäre, denn er verlor das Bewusstsein vor Schreck und nicht wegen mangelndem Sauerstoff.“2

Diese Geschichte soll zum ersten Mal im Oktober 1892 in der englischen Zeitung Great Yarmouth Mercury veröffentlicht worden sein. Sie wurde dann aber auch in anderen Zeitungen abgedruckt und anschließend auch 1924 von Sir Francis Fox in einem Buch3 veröffentlicht.

Kritiker wenden ein, dass im Jahre 1906 der anglikanische Geistliche Canon Williams Kapitän Killam kontaktierte, um den Wahrheitsgehalt der Geschichte zu überprüfen und daraufhin einen Brief von der Frau des Kapitäns erhielt, der auf den 24. November 1906 datiert war und in dem es hieß: „Kein einziges Wort der ganzen Geschichte ist wahr. Ich habe meinen Mann all die Jahre, die er auf dem Schiff ‚Star of the East‘ als Kapitän tätig war, begleitet und es hat nie einen Mann gegeben, der ins Meer gefallen ist. Irgendein Seemann hat richtigen Seemannsgarn gesponnen“.4

Aus diesen widersprüchlichen Berichten wird klar, dass jemand in dieser Angelegenheit nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Es ist aber leider überhaupt nicht klar, wer!

Dr. Harry Rimmer erzählt von einem persönlichen Treffen mit einem Matrosen, der im Ärmelkanal von einem Trawler [Schiff für die Hochseefischerei, Anm. d. Übersetzers] über Bord fiel und dann von einem riesigen Walhai verschluckt wurde. Die gesamte Trawlerflotte machte sich auf die Jagd nach dem Walhai. 48 Stunden nach dem Vorfall wurde der Hai gesichtet und mit einer 1-Pfünder-Schiffskanone erlegt. Der Kadaver war für die Winden des Schiffes zu schwer, sodass die Besatzung den Hai an Land schleppte, mit der Absicht, ihrem Kameraden ein christliches Begräbnis zu ermöglichen. Als der Hai aufgeschnitten wurde, fand man den Mann bewusstlos, aber lebend vor. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo man feststellte, dass er nur unter Schock stand, sodass er bald darauf wieder entlassen wurde. Für einen Eintrittspreis von einem Schilling konnte man diesen Mann danach in einem Londoner Museum, wo er der Öffentlichkeit präsentiert wurde, bestaunen. Er wurde bekannt als „Der Jona des zwanzigsten Jahrhunderts“.5

Was ist mit den drei Tagen und drei Nächten?

Zur biblischen Zeit setzten die Juden eigentümlicher Weise einen Teil des Tages mit einem vollen 24-Stundentag gleich,6 sodass „drei Tage und drei Nächte“ nach damaligem Verständnis sogar nur einen Zeitraum von 38 Stunden bedeuten konnte. Das erklärt auch, warum Jesus sagen konnte, dass die Zeit, die er im Grabe sein würde (vom späten Freitagnachmittag bis zum frühen Sonntagmorgen) der Zeit entspräche, die Jona sich im Bauch des Fisches befunden habe, nämlich drei Tage und drei Nächte (Matthäus 12,40). Interessanterweise sagt Jesus in Markus 8,31: „Der Menschensohn muss […] nach drei Tagen auferstehen…“, während er in Matthäus 16,21 sagt, dass er am dritten Tag auferweckt werden müsse. Jesus benutzt also diese unterschiedlich langen Zeiträume synonym, und es gibt keinen Fehler oder Widerspruch hinsichtlich der Zeitdauer, die Jesus im Grab war und der Zeit, in der Jona sich im Bauch des Fisches befunden hat, wie manche Kritiker behaupten.7

Eines der vielen bemerkenswerten Details dieser Geschichte ist die Frage, warum Jona so lange gewartet hat, bevor er aus dem Bauch des Fisches zu Gott betete (Jona 2,2). Möglicherweise wurde er ohnmächtig und Gott belebte ihn erst am dritten Tag wieder, weil es seine Absicht war, dass Jonas Erlebnisse den Tod und die Auferstehung Jesu vorschatten sollten.

Was sollten wir also denken oder glauben?

Es steht völlig außer Frage, dass das beschriebene Ereignis ein echtes Wunder war. Tatsächlich beschreibt die Geschichte von Jona nicht nur eines, sondern gleich sechs Wunder Gottes. Für einige von ihnen hat Gott Naturphänomene gebraucht:

„Aber der HERR schleuderte einen starken Wind auf das Meer, sodass ein großer Sturm auf dem Meer entstand…“(Jona 1,4)

„Gott einen großen Fisch entsandte, der Jona verschlingen sollte“ (Jona 2,1),

„Und der HERR gebot dem Fisch; und der spie Jona ans Land.“ (Jona 2,11)

„Da entsandte Gott, der HERR, eine Rizinusstaude, die wuchs über Jona empor, um seinem Haupt Schatten zu spenden…“ (Jona 4,6)

„Da entsandte Gott einen Wurm, als die Morgenröte am anderen Morgen aufstieg; der stach den Rizinus, sodass er verdorrte.“ (Jona 4,7)

„Und es geschah, als die Sonne aufging, da entsandte Gott einen heißen Ostwind…“ (Jona 4,8)

Diese Wunder sind nicht weniger glaubwürdig als jene, die in der Bibel im Zusammenhang mit der Sintflut, der Sprachverwirrung zu Babel, den Plagen im Land Ägypten zur Zeit des Exodus, der Teilung des Roten Meeres, den Heilungen durch Elisa, der jungfräulichen Geburt Jesu, den Wundern, die Jesus vollbrachte, und der Auferstehung Jesu berichtet werden. Das Christentum steht und fällt mit der Bibel, und wir dürfen nie vergessen oder uns dafür entschuldigen, dass die Bibel von zahlreichen Wundern berichtet.

Warum hat Gott eigentlich solch außergewöhnlichen Anstrengungen in Jonas Leben unternommen? Die Antwort ist, dass Gott alles Notwendige dafür getan hat, damit die Bewohner von Ninive die Botschaft der Erlösung hören konnten. In der Tat lässt die ganze Geschichte erahnen, welche Anstrengungen Gott unternommen hat, um uns zu erlösen, indem er seinen einzigen Sohn Jesus Christus am Kreuz von Golgatha opferte und ihn von den Toten wieder auferweckte, damit wir mit Gott versöhnt werden können (1. Petrus 1,18-19).

Literaturangaben

  1. Henry Morris und Martin Clark, The Bible Has the Answer, Creation-Life Publishers, El Cajon (Kalifornien), 1976, S. 74. Zurück zum Text.
  2. Sidlow Baxter, Explore the Book, Zondervan, Grand Rapids, 1966, Band 4, S. 153. Zurück zum Text.
  3. Francis Fox, Sixty-three Years of Engineering, Scientific and Social Work, London, 1924. Zurück zum Text.
  4. Leslie Rumble, Questions People Ask, Chevalier Books, Kensington (New South Wales, 1972, S. 25. Zurück zum Text.
  5. Harry Rimmer, The Harmony of Science and Scripture, Eerdman’s, Grand Rapids (Michigan), 1952, S. 188-189. Zurück zum Text.
  6. Unger’s Bible Dictionary, Moody Press, Chicago, 1957, S. 1099. Zurück zum Text.
  7. Vgl. Matthäus 27, 63-64. Die Pharisäer berichten Pilatus, dass Jesus gesagt hatte, dass Er „nach drei Tagen“ wiederauferstehen würde. Dann bitten sie Pilatus um eine Wache für das Grab „bis zum dritten Tag“. Wenn der Ausdruck „nach drei Tagen“ nicht austauschbar wäre mit „bis zum dritten Tag“, hätten sie um eine Wache bis zum vierten Tag gebeten. – Übernommen aus Josh McDowell und Don Stewart, Answers to Tough Questions Skeptics Ask About the Christian Faith, Here’s Life Publishers, San Bernandino (Kalifornien), 1980, S. 50-51. Zurück zum Text.

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