Explore
Also Available in:

Adam, Eva und Noah im Licht der modernen Genetik

von
übersetzt von Markus Blietz

Veröffentlicht: 11. Mai 2010

10106Human-mtDNA-migrations
Die evolutionistische Migrations-Karte stimmt erstaunlich gut mit dem biblischen Bericht der Verbreitung der Menschheit über die Erde nach dem Turmbau zu Babel überein. Die evolutionistische „Aus Afrika“-Theorie besagt, dass es ein einziges Verbreitungs-Ereignis in der Geschichte der Menschheit gab, das sich auf den Nahen Osten fokussierte, den die Menschen durchzogen; dabei gab es drei mitochondrische Hauptlinien, bei denen die Menschheit in kleinen Gruppen in zuvor unbewohntes Territorium wanderte. All dies passierte in der jüngsten Vergangenheit. Jeder dieser Punkte ist eine direkte Folge aus dem in der Bibel beschriebenen Ereignis des Turmbaus zu Babel.

Für die meisten Leute ist es eine Überraschung, wenn sie hören, dass es viele Belege dafür gibt, dass die gesamte Menschheit von zwei Menschen abstammt, die vor nur einigen tausend Jahren lebten (Adam und Eva), dass es in der jüngsten Vergangenheit einen gravierenden Einbruch in der Population gab („Flaschenhals“ zur Zeit der Sintflut), und dass es danach ein einzelnes Ereignis gab, in dem sich die Menschheit über die ganze Erde verteilte (der Turmbau zu Babel).1 Es überrascht sie noch mehr, wenn sie lernen, dass ein großer Teil dieser Belege von Wissenschaftlern stammt, die die Evolutionstheorie vertreten. Tatsache ist, dass moderne Genetiker eine mehr als ausreichende Beweislast für die biblische Weltgeschichte zu Tage gefördert haben. Jeder, der will, kann diese Beweise erkennen, wenn er weiß, wo er hinschauen muss!

Für unsere Zwecke sind die wichtigsten Stellen, wo wir hinschauen sollten, das Y-Chromosom (das sich nur bei Männern findet, und das direkt vom Vater zum Sohn vererbt wird), und die mitochondrische DNS (eine kleine DNS-Schleife, die fast immer von der Mutter vererbt wird-Männer können sie nicht an ihre Kindern weitergeben). Diese beiden Teilstücke der DNS haben einige aufsehenerregende Fakten über unsere Vergangenheit gespeichert.

In den letzten zehn Jahren hat man eine riesige Menge an Informationen zusammengetragen, die es uns erlaubt, Fragen zu stellen, an die wir vorher nicht einmal denken konnten. Die Werkzeuge der modernen Genetik ermöglichen es uns insbesondere, Fragen zu unserer Geschichte zu stellen, denn in unseren Genen ist aufgezeichnet, woher wir kamen und wie wir das wurden, was wir heute sind. Die Werkzeuge, die wir zur Verfügung haben, sind sehr effektiv.

Die Schöpfung und die Genetik

Es gibt zwei kurze Passagen im Schöpfungsbericht, die wir verwenden können, um einige Schlussfolgerungen über die historische Entwicklung der Gene der Menschheit zu ziehen. Beachten Sie dabei bitte, dass wir diese Verse nicht auf Landlebewesen anwenden können (weil wir nicht wissen, wie viele Tiere von jeder Art genau erschaffen wurden), und auch nicht auf schwimmende Kreaturen („von denen das Wasser wimmelt“ – 1. Mose 1, 21). Die folgenden Aussagen können nur auf Menschen angewandt werden:

„Da bildete Gott der Herr den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“ 1. Mose 2, 7

„Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen; und während er schlief, nahm er eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr bildete die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau und brachte sie zu dem Menschen.“ 1. Mose 2, 21-22

Diese einfachen Aussagen haben tiefgreifende Auswirkungen. Sie setzen eine obere Grenze für die Unterschiedlichkeit, die wir bei heute lebenden Menschen finden sollten. Die Bibel sagt klar, dass die menschliche Rasse mit nur zwei Menschen begann. Aber wie unterschiedlich waren diese beiden Menschen? Es besteht die faszinierende Möglichkeit, dass Eva von Adam geklont wurde. Die Wissenschaft des Klonens dreht sich darum, DNS von einem Organismus zu nehmen und sie zu verwenden, um eine fast perfekte Kopie des Originals herzustellen. In unserem Fall nimmt Gott ein Stück Fleisch, mit Zellen und ihren Organellen, und – was das Wichtigste ist – mit der DNS von Adam, und er benutzt es, um eine Frau herzustellen. Natürlich hätte sie kein perfekter Klon sein können, denn sie war ja eine Frau! Aber was wäre gewesen, wenn Gott einfach Adams Genom [das heißt sein Erbgut, Anm. d. Übersetzers] genommen und es benutzt hätte, um daraus Eva herzustellen? Alles, was er hätte tun müssen, wäre, Adams Y-Chromosom wegzunehmen und sein X-Chromosom zu verdoppeln und – voila – fertig wäre die Frau gewesen!

Ich weiß nicht, ob Eva genetisch identisch zu Adam war. Der einzige Grund, weshalb ich das erwähne, ist, weil es in unserem biblischen Modell der historischen Entwicklung der menschlichen Gene zwei Möglichkeiten gibt: Entweder gab es ursprünglich ein einziges, oder es gab zwei Genome. Jede dieser beiden Möglichkeiten unterscheidet sich immer noch dramatisch von den populärsten evolutionistischen Modellen,2 aber wir müssen die Bandbreite der Möglichkeiten untersuchen, die die Bibel erlaubt.

Wenn wir Ihr Genom betrachten, dann haben wir praktisch eine Enzyklopädie vor uns. Und – wie bei einer Enzyklopädie – ist das Genom in einzelne Bände aufgeteilt, die man Chromosomen nennt; allerdings liegen von jedem Band zwei Exemplare vor (mit Ausnahme des X-und Y-Chromosoms; Frauen haben zwei X-, Männer hingegen ein X-und ein Y-Chromosom). Stellen Sie sich vor, Sie vergleichen zwei zusammengehörige Bände Seite für Seite, und entdecken, dass ein bestimmtes Wort in beiden Bänden unterschiedlich geschrieben wird (zum Beispiel „brilliant“ und „brillant“). Können Sie erkennen, dass – wenn Eva ein Klon von Adam gewesen wäre – es höchstens zwei mögliche Varianten an jeder Stelle des Genoms gegeben hätte? Wenn Eva hingegen kein Klon gewesen wäre, hätte es an einer beliebigen Stelle im Genom höchstens vier mögliche Varianten gegeben (da jedes der ursprünglichen Chromosomen viermal vorlag, zwei mal vom Mann und zweimal von der Frau [Anm. d. Übersetzers]). Das erlaubt insgesamt immer noch eine Menge an Variabilität, aber es beschränkt die Anzahl der Variationen an einer spezifischen Stelle des Genoms auf eine Auswahl von 2, 3 oder 4 der ursprünglichen „Werte“.

Passt das zu den Befunden? Absolut! Die meisten variablen Stellen im Genom kommen in zwei Varianten vor, und diese Versionen sind über die ganze Welt verbreitet. Es gibt zwar einige Stellen im Genom, die dem zu widersprechen scheinen; bei genauerer Betrachtung haben die meisten davon aber ihren Ursprung in Mutationen, die sich in verschiedenen Subpopulationen nach dem Turmbau zu Babel ereigneten.

Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass Eva möglicherweise kein Klon war. Die AB0-Blutgruppen-Einteilung ist ein Beispiel aus dem Lehrbuch für ein Gen mit mehr als zwei Varianten.3 Es gibt im Wesentlichen drei Versionen des Blutgruppen-Gens: A, B und 0. Viele Menschen aber mit Blutgruppe 0 – wenn auch nicht alle – tragen etwas mit sich herum, das mutiert ist, und der Blutgruppe A sehr ähnlich sieht (die Mutation verhindert dabei, dass sich das charakteristische Merkmal der Blutgruppe A ausbildet). Das heißt, wir haben hier den Fall eines Gens mit mehr als zwei Varianten vor uns, wobei jedoch eine der Varianten klar mutiert ist. Das trifft auf viele andere Gene zu, obwohl es, wie üblich, auch Ausnahmen gibt. Der entscheidende Punkt, den man mit nach Hause nehmen sollte, ist dabei, dass im Wesentlichen die gesamte genetische Variabilität, die man in der heutigen Menschheit findet, ihren Ursprung in zwei einzelnen Menschen gehabt haben könnte – wenn man einmal von Mutationen absieht, die sich nach der Verbreitung der Menschheit nach dem Turmbau zu Babel ereigneten. Das ist für viele eine Überraschung.

Die Sintflut und die Genetik

Wie im Schöpfungsbericht gibt es im Fall der Sintflut nur wenige Verse, die uns mit unserem Modell helfen. Aber wie zuvor, sind diese Verse ganz grundlegend. Ungefähr 10 Generationen nach der Schöpfung gab es ein dramatisches, kurz andauerndes „Flaschenhals“-Ereignis in der Entwicklung der menschlichen Population. Ausgehend von einer unbekannten Anzahl von Menschen, wurde die gesamte Weltbevölkerung auf acht Menschen reduziert, mit nur drei sich reproduzierenden Paaren.

„Da ging Noah samt seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne in die Arche vor dem Wasser der Sintflut.“ 1. Mose 7,7

„Die Söhne Noahs aber, welche die Arche verließen, waren Sem, Ham und Japhet… Von diesen drei Söhnen Noahs wurde die ganze Erde bevölkert.“ 1. Mose 9, 18-19

Aus diesen Aussagen können wir viele wichtige Dinge ableiten. Wie viele Y-Chromosomen gab es zum Beispiel – basierend auf 1. Mose 7 und 9 – an Bord der Arche? Die Antwort ist:eines. Es gab zwar vier Männer, aber Noah vererbte sein Y-Chromosom an jeden einzelnen seiner Söhne. Außer im Fall von Mutationen (was natürlich möglich war), hatte jeder der Söhne genau das gleiche Y-Chromosom. Wir wissen nicht, wie viele Mutationen es vor der Sintflut gab. Bei der großen Lebenspanne der vorsintflutlichen Patriarchen mag es vernünftig erscheinen, anzunehmen, dass es nur wenige Mutationsereignisse gegeben hatte; aber da die gesamte Schöpfung, einschließlich dem menschlichen Genom, verflucht worden war [durch Gott, als Folge des Sündenfalls – Anm. d. Übersetzers], mag es nicht weise sein, davon auszugehen, dass es vor der Sintflutgar keine Mutationen gab. Wahrscheinlich ist die Frage nach der Anzahl der Mutationen vor der Sintflut aber sowieso eine rein akademische Frage, denn die Sintflut hätte die meisten Spuren von Mutationen im Genom ausgelöscht (komplett ausgelöscht im Fall des Y-Chromosoms).

Wie viele verschiedene mitochondrische DNS-Linien gab es an Bord der Arche? Die Antwort ist:drei. Es gab zwar vier Frauen, aber die Bibel berichtet uns nicht, dass Noahs Frau nach der Sintflut noch ein Kind bekam (in unserem Fall ein Mädchen). Beachten Sie dazu 1. Mose 9, 19; „Von diesen drei Söhnen Noahs wurde die ganze Erde bevölkert.“ Das ist ein starker Hinweis darauf, dass Noahs Frau nichts weiter mehr zur Weltbevölkerung beitrug. Es gab zwar (noch) kein Verbot der Ehe unter Geschwistern,4 so dass eine oder mehrere ihrer Schwiegertöchter leibliche Töchter gewesen sein konnten; das ändert aber nichts daran, dass wir – im ersten Ansatz – höchstens drei mitochondrische Linien für die heutige Weltbevölkerung erwarten. Es gibt sogar die Möglichkeit, dass es weniger waren, wenn es vor der Sintflut nur wenige Mutationen gab, oder wenn mehrere der Schwiegertöchter eng verwandt waren. Im Höchstfall erwarten wir vier.

Wie viele verschiedene X-Chromosom-Linien gab es an Bord der Arche? Das hängt davon ab. Wenn man sie alle zusammenzählt, kommt man aufacht. Wenn Noahs Frau zufälligerweise dasselbe X-Chromosom an jeden ihrer drei Söhne vererbt hätte (25% Wahrscheinlichkeit), wären es sieben gewesen. Und wenn Noah nach der Sintflut eine Tochter gehabt hätte (nicht erwartet, aber theoretisch möglich), hätten es sogar neun X-Chromosom-Linien sein können. Wie auch immer, das stellt eine beträchtliche Menge an genetischem Material dar. Und da die X-Chromosomen untereinander rekombinieren (nur bei Frauen), haben wir es wahrscheinlich mit einer sehr großen genetischen Vielfalt der weltweiten X-Chromosomen zu tun [was auch tatsächlich beobachtet wird, Anm. d. Übersetzers].

Passt das alles wieder zu den Befunden? Ja, völlig! Es stellt sich heraus, dass die Y-Chromosomen weltweit einander ähnlich sind. Nach Aussage der Vertreter der Evolutionstheorie hat man keine „antiken“ (das heißt stark mutierten oder stark abweichenden) Y-Chromosomen gefunden.5 Das hat sich als eine harte Nuss für die Vertreter der Evolutionstheorie herausgestellt, und sie mussten sich daher auf andere Überlegungen zurückziehen, wie zum Beispiel auf eine höhere „reproduktive Varianz“ bei Frauen als bei Männern, auf hohe Raten bei der „Gen-Konversion“ zum Y-Chromosom, oder vielleicht auf einen „selektiven Kehraus“, der alle anderen männlichen Linien „hinausfegte“.6 Im biblischen Modell ist es eine wunderbare Korrelation, und wir können sie so nehmen, wie sie ist.

Im Fall der mitochondrischen DNS passen die Indizien genauso gut wie bei den Y-Chromosomen. Es stellt sich heraus, dass es weltweit drei mitochondrische DNS-Hauptlinien gibt. Die Vertreter der Evolutionstheorie haben diese mit den drei Buchstaben „M“, „N“ und „R“ bezeichnet; wir werden im Folgenden diese Bezeichnungen beibehalten. Natürlich würden die Vertreter der Evolutionstheorie nicht sagen, dass diese drei Linien aus der Arche stammen. Stattdessen leiten sie diese von älteren Linien ab, die in Afrika gefunden wurden, was allerdings nicht ohne eine Reihe von Annahmen möglich ist (ich habe diese Annahmen vor Kurzem in einem Artikel imJournal of Creation7 im Detail diskutiert). „Interessanterweise unterscheiden sich M“, „N“ und „R“ nur durch wenige Mutationen. Das ermöglicht uns, die Anzahl der Mutationen, die in den Generationen vor der Sintflut stattfanden, abzuschätzen.

Gehen wir einmal von zehn weiblichen Generationen von Eva bis hin zu den Frauen auf der Arche aus. „M“ und „N“ unterscheiden sich durch ungefähr 8 Mutationen (das ist nur ein sehr kleiner Bruchteil der insgesamt 16500 „Buchstaben“ in dem mitochondrischen Genom). „R“ ist hingegen nur 1 Mutation von „N“ entfernt. Damit haben wir einen Hinweis auf die Anzahl der Mutationen vor der Sintflut: Wenn man davon ausgeht, dass sich Mutationen in allen Linien mit der gleichen Rate ereignen, trennen „M“ und „N“ jeweils vier Mutationen von Eva; das heißt also vier Mutationen pro Linie in zehn Generationen. Was aber ist mit „R“? „R“ ist sehr ähnlich zu „N“. Waren „N“ und „R“ Schwestern, oder vielleicht näher miteinander verwandt als mit „M“? Wir können es nicht wissen, aber es ist sicherlich ein faszinierender Gedanke.

Noch ein weiterer Punkt in der Argumentationslinie stellt die genetische Vielfalt dar, die man weltweit bei allen Menschen fand. Im Großen und Ganzen hat man viel weniger Vielfalt gefunden, als die meisten Leute (das heißt die Vertreter der Evolutionstheorie) vorhergesagt hatten. Das generelle Fehlen von Unterschieden ist der Grund dafür, warum das „Aus Afrika“-Modell verlangt, dass die Menschheit ein desaströses „Flaschenhals“-Ereignis durchmachen musste, das beinahe zur Auslöschung führte, und das nur ungefähr 10000 (vielleicht auch nur 1000)8 Menschen überlebten. In Wahrheit gibt es aber einen mehrfachen Grund für diesen Mangel an Vielfalt. Zum einen fing die Menschheit nur mit zwei Menschen an. Zum anderen ist die Menschheit gar nicht so alt, und hat nicht viele Mutationen angesammelt, trotz der hohen Mutationsrate. Und schließlich gab es tatsächlich ein „Flaschenhals“-Ereignis, nämlich die Sintflut!

Der Turmbau zu Babel und die Genetik

Der Turmbau zu Babel ist schon seit Generationen eine beliebte Gutenachtgeschichte. Aber ist es mehr als nur ein Märchen? Könnte es möglich sein, dass es Beweise für diese Geschichte gibt, in der es um Rebellion und Gericht geht? Wie im Fall der Schöpfung und der Sintflut, gibt es in der Bibel nur einige wenige Verse, die wir auf unser genetisches Modell anwenden können. Aber wie dort, sind diese Verse ebenso grundlegend und einfach zu verstehen.

„Und die ganze Erde hatte eine einzige Sprache und dieselben Worte“ 1. Mose 11,1

„Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden!“ 1. Mose 11,4

Das hört sich so an, als ob die Menschen in einer homogenen Kultur lebten, aber was würde man tatsächlich erwarten? Würden sich die Menschen beliebig vermischen? Oder gab es sprachliche oder kulturelle Barrieren, die Söhne von Sem daran gehindert hätten, die Töchter von Japhet zu heiraten? Hätte man erwartet, dass sich die Töchter von Ham beliebig mit den Söhnen der drei Männer [das heißt Sem, Ham und Japhet, Anm. d. Übersetzers] verheirateten? Beachten Sie, dass die Menschen aufgrund 1. Mose 11, 4 über die Möglichkeit, zerstreut und voneinander getrennt zu werden, Bescheid wussten, und absichtlich das Gegenteil taten! Dies war jedoch gegen den direkten Befehl Gottes, der ihnen angeordnet hatte, sich auszubreiten (das heißt, die Erde zu bevölkern). Aus diesem Grund nahm Gott die Sache selbst in die Hand.

„Wohlan, lasst uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht! So zerstreute der Herr sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen.“ 1. Mose 11,7-8

Aus dem biblischen Bericht des Turmbaus zu Babel ergeben sich enorme Konsequenzen. Zum einen erklärt der Bericht die erstaunlichen kulturellen Zusammenhänge in der antiken Menschheit, wie zum Beispiel den Bau der Pyramiden, die weltweit verbreiteten Flut-Legenden, und antike Ahnenfolgen nicht-christlichen Ursprungs, die bis zu biblischen Persönlichkeiten zurückreichen (zum Beispiel reichen viele der Königshäuser des heidnischen nördlichen Europas bis zurück zu Japhet, Noahs Sohn9).

Der dramatische Anstieg der Weltbevölkerung in den letzten Jahrzehnten ist eine wohlbekannte Tatsache. Aus biblischer Sicht passt die gegenwärtige menschliche Population ohne Weiteres zum Standard-Modell des Bevölkerungswachstums, wenn man sehr konservative Parameter verwendet.10 Und in der Tat, wenn man mit 6 Menschen beginnt, und von einer Verdoppelung der Population alle 150 Jahre ausgeht, kommt man schnell auf die gegenwärtige menschliche Bevölkerung (das entspricht einer Wachstumsrate von weniger als 0,5% pro Jahr!). Die menschliche Population wäre rasch gewachsen, wenn man sich vor Augen hält, mit welcher Geschwindigkeit die nachsintflutliche Bevölkerung den Ackerbau, die Tierhaltung und die Zivilisation wiederhergestellt hätte. Wir müssen daher die Frage stellen: „Warum gibt es heute auf der Welt sowenige Menschen?“ Die Antwort darauf lautet, dass die Welt jung ist, und es uns noch nicht viele Jahrtausende gibt.

Wann fand die Zerstreuung statt? Unser bester Hinweis auf den genauen Zeitpunkt dieser Ereignisse stammt aus 1. Mose 10, 25. Dort, wo die Bibel einen Abkömmling Noahs in der 5-ten Generation, einen Mann namens Peleg, erwähnt, heißt es „in seinen Tagen wurde die Erde geteilt.“ Worauf bezieht sich das? Viele Leute glauben, dass sich dies auf die Teilung der Landmassen (Plattentektonik) bezieht. Das mag stimmen, aber das würde auch bedeuten, dass es eine gewaltige geologische Aktivität nach der Sintflut gab, und das in einer Zeit, aus der keine historischen Überlieferungen dieser Ereignisse bekannt sind. Die Interpretation, die ich daher bevorzuge, ist, dass sich diese Passage auf die Zerstreuung der Menschen nach dem Turmbau zu Babel bezieht. Nur einige Verse nach der Bibelstelle, die Peleg erwähnt, wird der gesamte Bibelabschnitt mit einem weiteren Hinweis auf die Zerstreuung nach dem Turmbau zu Babel zusammengefasst. Das macht sowohl vom Zusammenhang als auch vom wissenschaftlichen Standpunkt her Sinn. Wenn man den Kontext beachtet, steht Peleg in engem Zusammenhang mit dem Turmbau zu Babel.

Wie groß war die Bevölkerung zu dieser Zeit? Wir gehen von einem schnellen Bevölkerungswachstum aus, aber genau wissen wir es nicht. Es sind 16 Söhne benannt, die die drei Brüder Sem, Ham und Japhet hatten. Wenn wir ungefähr dieselbe Anzahl von Töchtern annehmen, hatte Noah ungefähr 30 Enkel. Bei dem vorher abgeschätzten Bevölkerungswachstum gab es in der Generation von Schelach ungefähr 150 Kinder, ungefähr 750 in der Generation von Eber, und ungefähr 3750 in der Generation von Peleg. Natürlich überlappen sich die Generationen usw., so dass wir von 1000 bis 10000 Menschen zur Zeit des Turmbaus von Babel ausgehen können. Das passt sehr gut zu den verfügbaren Daten. Wir haben es hier mit einer großen Wachstumsrate zu tun, denn es gab noch keine Kriege und Krankheiten, die ihren Tribut gefordert hätten.

Es gibt noch einen weiteren Vers in diesem Abschnitt der Bibel, den wir diskutieren müssen:

„Das sind die Sippen der Söhne Noahs nach ihrer Abstammung in ihren Völkern; und von ihnen haben sich nach der Sintflut die Völker auf der Erde verteilt.“ 1. Mose 10,32

Sehen Sie die Implikationen, die sich aus diesem einfachen Vers ergeben? In Babel teilte Gott die Nationen nicht nach ihrer Sprache auf. Stattdessen benutzte er die Sprache, um sie entsprechend ihrer Ahnen väterlicherseits (männlich) zu trennen! Das ist von größter Bedeutung und ist der Schlüssel zum Verständnis der genetischen Entwicklung der Menschheit. Eine Sortierung väterlicherseits würde zu speziellen Y-Chromosom-Linien in bestimmten geographischen Regionen führen. Da sich männliche und weibliche Nachkommen der drei Hauptfamilien vor dem Turmbau zu Babel beliebig vermischt haben sollten, führt das auch zu einer Vermischung der mitochondrischen Linien. Es ist so, als ob Gott alle Menschen in ein riesiges Tabellenblatt eingetragen und einen Knopf namens „Sortiere nach dem Vater“ gedrückt hätte. Danach hätte er diese Liste verwendet, um die Nationen aufzuteilen und zu trennen.

Wir haben schon gesehen, dass Y-Chromosomen sich nur wenig voneinander unterscheiden. Wir fügen jetzt noch die Tatsache hinzu, dass die kleine verbleibende Variation praktisch immer geographisch beschränkt ist. Das heißt, nachdem die Nationen entsprechend dem Y-Chromosom aufgeteilt wurden, ereigneten sich in den verschiedenen Linien Mutationen. Da die Linien in spezielle geographische Regionen geschickt wurden, sind auch die Mutationen geographisch unterschiedlich. Die gegenwärtige Verteilung der Y-Chromosom-Linien stellt eine kolossale Bestätigung des biblischen Modells dar.

Die mitochondrische DNS (mtDNS) liefert noch eine weitere Bestätigung. Wir haben schon gelernt, dass es drei Hauptlinien der mtDNS gibt. Wir fügen jetzt noch das Detail hinzu, dass diese drei Linien mehr oder weniger zufällig über die Welt verteilt sind. Wie im Fall des Y-Chromosoms sind die verschiedenen Mutationen jeder der drei Hauptlinien der mtDNS geographisch unterschiedlich.11 Mit anderen Worten, nachdem die drei vermischten mitochondrischen Linien zusammen mit den Y-Chromosomen verteilt worden waren, fing jede Linie in ihrer eigenen Region an, neue Mutationen anzusammeln, genau so, wie wir es erwarten würden.

Nach der Sintflut

Der letzte wichtige Bibelabschnitt, der uns bei unserem Modell der historischen Entwicklung der Gene der Menschheit helfen wird, ist auch unter dem Namen „Verzeichnis der Nationen“ bekannt. Man findet ihn in 1. Mose Kapitel 9 und 10. Das „Verzeichnis der Nationen“ ist ein Bericht von den Volksstämmen nach dem Turmbau zu Babel, und beschreibt, woher diese Volksstämme ursprünglich kamen, und wohin sie zogen. Wenn die Bibel eine akkurate Informationsquelle über den Verlauf der Geschichte ist, würde man in den genetischen Daten eine beträchtliche Menge an Indizien, die für das „Verzeichnis der Nationen“ sprechen, erwarten. Die Wahrheit ist jedoch nicht so einfach herauszufinden, und man muss sich dazu erst einige wichtige Dinge vergegenwärtigen. Zum einen wurde der Bericht aus der Perspektive einer Person, die im Nahen Osten lebte, geschrieben. Er ist unvollständig, weil große Teile der Welt gar nicht diskutiert werden (Afrika südlich der Sahara, Nord-Europa, der Großteil von Asien, Australien, Amerika und Ozeanien). Zum anderen stellt er nur einen Schnappschuss in der Zeit dar. Er wurde geschrieben, nachdem die Zerstreuung begann, aber nicht notwendigerweise, bevor die Zerstreuung abgeschlossen war. Und in der Tat hat sich in der dazwischenliegenden Zeit viel verändert haben. Bevölkerungsgruppen sind abgewandert, Kulturen untergegangen, Sprachen haben sich verändert, ursprünglich getrennte Kulturen sind miteinander verschmolzen usw. Die menschliche Geschichte ist voller Auf und Abs, da die Menschen sich miteinander vermischten, sich bekämpften, Invasionen widerstanden oder erobert wurden. Seit Babel ist die Geschichte der Menschheit sehr kompliziert. Die moderne Genetik kann uns einige der großen Fragen beantworten, aber die Antworten auf viele kleine Detailfragen bleiben uns vielleicht für immer verschlossen.

Das ist ein wichtiger Punkt für das kreationistische Modell. Die Welt stellt die Bibel nicht positiv dar. Vielmehr verunglimpft sie die Bibel, manchmal mit offener Feindseligkeit. Die Angriffe konzentrieren sich oft auf die Behauptung, die Bibel sei historisch betrachtet unzuverlässig, und wenn die Historie der Bibel ungenau sei, wie stünde es da um die Theologie? Denken Sie daran, was Jesus zu Nikodemus in Johannes 3, 12 sagte: „Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von den himmlischen Dingen sagen werde?“ Viele Menschen heute erkennen die historischen Zusammenhänge in der Bibel nicht; aus diesem Grund sind die spirituellen Implikationen für sie bedeutungslos. Wie aber würde die Verkündigung des Evangeliums aussehen, wenn sich die Historie der Bibel letztlich als wahr erweisen würde?

Literaturnachweise und Anmerkungen

  1. Siehe Nelson, J.W., Genetics and Biblical demographic events, Journal of Creation [formerly TJ] 17(1):21–23, 2003; https://creation.com/genetics-and-biblical-demographic-events. Zurück zum Text.
  2. Die üblichste Version der „Aus Afrika“-Theorie geht davon aus, dass die Menschen (homo erectus) ungefähr eine Million Jahre in Afrika lebten. Vor einigen zehntausend Jahren (die Angaben variieren von Autor zu Autor) reduzierte dann ein plötzliches „Flaschenhals“-Ereignis die Population auf 10000 Menschen oder weniger. Der moderne Mensch entstammt diesem „Flaschenhals“-Ereignis, die Population wuchs und diversifizierte sich etwas, verließ schließlich Afrika und kolonisierte den Rest der Welt. Zurück zum Text.
  3. Criswell D., ABO Blood and Human Origins, Acts & Facts 37(2):10, 2008; ; siehe auch Sarfati, J., Blood types and their origin (Countering the Critics), Journal of Creation (später umbenannt in CEN Technical Journal) 11(1):31–32, 1997. Zurück zum Text.
  4. Das Verbot, nahe Verwandte zu heiraten, wurde zum ersten Mal in 3. Mose 18 und 20 ausgesprochen, ungefähr 2500 Jahre nach der Schöpfung. Tatsächlich heirateten Abraham, Isaak und Jakob jeweils nahe Verwandte aus ihrer eigenen Familie. Zurück zum Text.
  5. Jobling, M.A., Tyler-Smith, C., The human Y chromosome: an evolutionary marker comes of age, Nature Reviews 4:598–612, 2003. Zurück zum Text.
  6. Garrigan, D. and Hammer, M.F., Reconstructing human origins in the genomic era, Nature Reviews 7:669–680, 2006. Zurück zum Text
  7. Carter, R.W., The Neutral Model of evolution and recent African origins, Journal of Creation 23(1):70–77, 2009. Zurück zum Text.
  8. Harpending, H.C., et al., The genetic structure of ancient populations, Current Anthropology 34:483, 1993. Zurück zum Text.
  9. Eine fünf-teilige Serie zu diesem Thema wurde in den frühen 90er Jahren abgedruckt im Journal of Creation (später umbenannt in CEN Technical Journal). Siehe auch Cooper, W.R., The early history of man: Part 1. The table of nations. CEN Tech J 4:67–92, 1990. Zurück zum Text.
  10. Batten, D., Wo sind denn all die Leute? Creation 23(3):52–55, 2001; creation.com/where-are-all-the-people. Sie können ihre eigene Simulation mit Hilfe eines Tabellenkalkulations-Programms durchführen, indem sie die Formel N = Noekt benutzen, wobei No = Anfangspopulationsgröße, k = jährliche Wachstumsrate (experimentieren Sie mit verschiedenen Wachstumsraten und schauen Sie, was passiert), und t = Zeit (in Jahren). Zurück zum Text.
  11. Torroni, A., et al., Harvesting the fruit of the human mtDNA tree, TRENDS in Genetics 22(6):339–345, 2006. Zurück zum Text.