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Laborexperimente lassen lang gehegte geologische Überzeugungen im Schlamm versinken

Ein Aufruf zu einer radikalen Neubewertung aller bisherigen Interpretationen von Schlammsteinablagerungen

von
übersetzt von Markus Blietz

Foto wikipedia.com15182-mudstone
Schlammstein

Neue Forschungsergebnisse, die im Fachmagazin Science vorgestellt wurden, dokumentieren, dass sich Schlamm entgegen der konventionellen Meinung in schnell fließendem Wasser ablagern kann.1 Diese Erkenntnisse widersprechen den Überzeugungen, die Geologen seit mehr als einem Jahrhundert vertreten, und signalisieren, dass „die Schlammsteinforschung vor einem Paradigmenwechsel steht.“2

Mit einer speziell entwickelten Laboreinrichtung haben Jürgen Schieber, John Southard und Kevin Thaisen gezeigt, dass sich schlammartiges Material bei viel höheren Strömungsgeschwindigkeiten ablagert, als bisher angenommen.

Mehr als einhundert Jahre lang nahmen Geowissenschaftler an, dass für die Ablagerung von Schlamm lange Zeiträume in stillem Wasser erforderlich seien. Basierend auf diesem Glauben haben Geologen, wann immer sie Schlammablagerungen in den Sedimentaufzeichnungen fanden, diese auf ruhige Ablagerungsbedingungen zurückgeführt.

Wissenschaftler, die an große geologische Zeiträume glauben, haben schon lange die Idee angegriffen, dass die Sintflut ein reales, historisches Ereignis war; sie haben daher die Behauptung der an einer jungen Erde festhaltenden Kreationisten, dass nämlich die einjährige Sintflut die meisten der heute auf der Erde freigelegten geologischen Ablagerungen erklären kann, in Verruf gebracht. Eines ihrer Hauptargumente betrifft diesen weit verbreiteten, aber irrigen Glauben über Schlammablagerungen.

Beispielsweise zieht Alan Hayward die Haymond-Felsformation in den USA heran, die er als 1,6 km dick beschreibt, sich über ein großes Areal erstreckt und die mehr als 30.000 abwechselnde Schichten aus Schiefer und Sandstein enthält.3

Hayward meint, dass die konventionellen geologischen Annahmen über die Ablagerung von Schlamm mit der Realität übereinstimmen: „Schiefer besteht aus verdichtetem Ton. Wie die meisten Leser wohl bemerkt haben, besteht Ton aus äußerst feinen Partikeln, die lange brauchen, um sich im Wasser abzusetzen. Turbulenzen halten die Partikel in der Schwebe und folglich setzt sich Ton nur in ruhigem Wasser ab.“

Ausgehend von diesen irrigen Vorstellungen versucht er als nächstes, den biblischen Bericht über die globale Sintflut zu verunglimpfen: „Wie konnte die Sintflut eine dünne Schicht von Sand in einem großen Gebiet ablagern, darauf dann eine dünne Schicht aus Ton, unter ruhigen Ablagerungsbedingungen und in nur wenigen Minuten? Und wie konnte sie dann das Ganze fünfzehntausendmal wiederholen?“

Er fährt fort, über den wissenschaftlichen Standpunkt der Sintflut-Geologen zu spotten. „Es scheint ziemlich offensichtlich zu sein, dass es nur einen Weg gibt, auf dem eine Reihe von solchen Ereignissen überhaupt stattfinden kann: Gott müsste den ganzen Prozess auf wundersame Weise lenken und steuern, um dieses Ergebnis zu erreichen.“

Foto von Tas Walker15182-geology-excursion_300w
Die Geologie muss neu interpretiert werden.

Was er damit sagen will, ist, dass Sintflutgeologie keine echte Wissenschaft sei, weil sie sich auf ein übernatürliches Eingreifen berufen muss, um eine ansonsten (aus seiner Sicht) nicht-plausible Position zu behaupten.

Der Forschungsbericht im Fachmagazin Science stellt Haywards Argument jedoch auf den Kopf. Die Tatsache, dass sich Schlamm aus fließendem Wasser ablagert, bedeutet, dass die gesamte Bildung allein durch katastrophische Ablagerungen erklärt werden kann, möglicherweise innerhalb von nur Tagen oder Stunden.

Daniel Wonderly ist noch jemand, der viel Tinte und Papier verwendet hat, um sich über die Veröffentlichungen der Junge-Erde-Kreationisten lustig zu machen. Er unterstellt ihnen, sie seien uninformiert, was sich im Titel seines Buches „Vernachlässigung Geologischer Daten: Sedimentäre Schichten im Licht der Veröffentlichungen von Junge-Erde-Kreationisten“4 widerspiegelt.

Überraschenderweise werden seine Schriften, die der Sintflut eindeutig skeptisch gegenüberstehen, auf der Website der ASA, der American Scientific Affiliation, veröffentlicht. Diese Vereinigung christlicher Wissenschaftler erklärt, dass sie sich angeblich der Treue dem Wort Gottes gegenüber und der Integrität in der angewandten Wissenschaft verpflichtet haben.

Wonderly verfolgt eine ähnliche Linie wie Hayward. In Kapitel 2 seines Buches beschreibt er die immense Mächtigkeit der Sedimente in den Appalachen im Osten der USA und er argumentiert, dass diese Sedimente unmöglich in der einjährigen biblischen Sintflut abgelagert worden sein konnten.5 Die Sedimentmenge selbst sei zwar nicht zu viel, um sie durch eine globale Sintflut zu erklären, aber die Ablagerungsraten seien viel zu gering gewesen.

Seine Argumente hängen aber von seinen angenommenen Ablagerungsraten ab, weshalb die neuen Experimente zur Schlammablagerung so relevant sind. Wonderly sagt: „Die meisten der Schiefer- und Schlammsteinschichten wurden in ziemlich tiefen Gewässern in Binnenmeeren abgelagert, und ihre Ablagerungsrate war wahrscheinlich nicht höher als die geringen Raten, die wir für Kontinentalschelfe angegeben haben.“

Interessanterweise beschreibt Wonderly hier detailliert Ereignisse, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, die aber nie von einem Geologen beobachtet worden sind! Sein ganzes Argument basiert auf seinen persönlichen Überzeugungen. Er fährt fort:

„Selbst wenn ein Gewässer ruhig ist, dauert es mindestens einige Stunden, bis sich ein einzelnes Tonpartikel abgesetzt hat und Teil einer Schiefer- oder Tonsteinablagerung wird. Selbst wenn die suspendierten Tonpartikel ausgeflockt (verklumpt) sind, muss das Wasser im Wesentlichen ruhig sein, da die kleinen Klumpen ausgeflockten Tons nicht annähernd so dicht sind wie Sandkörner.“6

Wonderly zieht den Schluss: „Ein Jahr ist einfach nicht annähernd genügend Zeit für so viele ruhige Ablagerungsperioden, die für die vorhandenen Ton- und Lehmsteinschichten erforderlich sind.“ Mit anderen Worten: „Christ, du kannst die Bibel nicht wörtlich nehmen.“

Foto von Tas Walker15182-mud-deposits
Schlamm kann sich in fließendem Wasser ablagern.

Auch hier zeigt die neue, in Science dokumentierte Forschung, dass diese Vorstellungen falsch sind.

Schieber, der leitende Forscher für den Science-Artikel, sagte, es hätte offensichtlich sein müssen, dass sich Schlamm aus fließendem Wasser absetzen kann. „Man muss sich nur umsehen. Nachdem der Bach auf dem Campus unserer Universität über die Ufer getreten ist, kann man Kräuselwellen auf den Gehwegen sehen, sobald das Wasser zurückgegangen ist. Bei näherer Betrachtung bestehen diese Wellen aus Schlamm. Sedimentgeologen sind bisher davon ausgegangen, dass nur Sand Wellen bilden kann und dass Schlammpartikel zu klein sind und sich zu langsam absetzen, um das Gleiche zu tun.“7

Zusammen mit dem Doktoranden Kevin Thaisen entwarf und baute Schieber eine „Schlammrutsche“, die ein wenig wie eine ovale Rennstrecke aussieht. Sie installierten ein motorisiertes Band mit Schaufeln, um das schlammige Wasser mit einer konstanten Geschwindigkeit zu bewegen.

Als Schlamm verwendeten sie extrem feine Tone, Kalzium-Montmorillonit und Kaolinit, sowie natürlichen Seeschlamm. Nach herkömmlicher geologischer Weisheit würde sich talkgroßes Tonmaterial [Talk ist ein weißes Mineral und hat die chemische Formel Mg3Si4O10(OH)2; Anm. d. Übers] nicht in dem schnell bewegten Wasser absetzen. Doch schon nach kurzer Zeit bewegte sich der Schlamm auf dem Boden der Rinne. Schieber: „Es sammelte sich bei Fließgeschwindigkeiten an, die viel höher waren als das, was man erwartet hätte.“

Schieber schlägt vor, dass eine Anwendung seiner Forschung im Bereich der Ölindustrie liegt, die nach Öl und Gas sucht; der Grund ist, weil sowohl organische Materie als auch Schlämme klebrig sind und oft zusammen gefunden werden. In diesem Sinne könnte seine Arbeit auch für die Art und Weise relevant sein, wie sich Kohlelagerstätten bilden. Kohlebänke wechseln sich häufig mit Schiefer und Schlammstein ab, so dass die traditionelle geologische Interpretation, dass sich Kohle in einer Sumpfumgebung bildet, durch diese Erkenntnisse umgestoßen werden könnte.

Macquaker und Bohacs sagen über diese Forschung: „Die Ergebnisse fordern eine kritische Neubewertung aller Schlammsteine, von denen bisher angenommen wurde, dass sie kontinuierlich unter stehenden Gewässern abgelagert wurden. Solche Gesteine werden häufig verwendet, um Rückschlüsse auf vergangene Klimazonen, Ozeanbedingungen und orbitale Schwankungen zu ziehen.“8 Welche anderen weitreichenden globalen Interpretationen wurden aus einer fehlerhaften Annahme über die Ablagerung von Schlammstein, einem Sedimentgestein, das etwa zwei Drittel der geologischen Aufzeichnungen ausmacht, abgeleitet?

Kreationisten, die an einer jungen Erde festhalten, stellen seit Jahrzehnten konventionelle Interpretationen vergangener geologischer Ereignisse in Frage. Der Würgegriff des uniformitaristischen Paradigmas, eines antibiblischen Glaubenssystems, hat schon immer eine freie und offene Diskussion über alternative Interpretationen erstickt. Hoffen wir, dass diese neuen experimentellen Erkenntnisse über Schlamm und Wasser dazu beitragen werden, diesen Griff zu lockern.

Literaturangaben

  1. Schieber, J., Southard, J. and Thaisen, K., Accretion of mudstone beds from migrating floccule ripples, Science 318(5857):1760–1763, 2007. Zurück zum Text.
  2. Macquaker, J.H.S. and and Bohacs, K.M., On the accumulation of mud, Science 318(5857):1734–1735, 2007. Zurück zum Text.
  3. Hayward, A., Creation and Evolution: The Facts and Fallacies, Triangle, London, pp. 123–125, 1985. Zurück zum Text.
  4. Wonderly, D.E., Neglect of Geologic Data: Sedimentary Strata Compared with Young-Earth Creationist Writings, Interdisciplinary Biblical Research Institute, Hatfield, PA, 1987. Zurück zum Text.
  5. Wonderly, ref. 4, pp. 39–40. Zurück zum Text.
  6. Wonderly, Wonderly, ref. 4, p. 41. Zurück zum Text.
  7. As waters clear, scientists seek to end a muddy debate, Physorg.com, 13 December 2007. Zurück zum Text.
  8. Macquaker and Bohacs, ref. 2. p. 1735. Zurück zum Text.