Explore
Also Available in:

Die darwinistischen Wurzeln vom Nationalsozialismus

von Jonathan Sarfati

Book cover From Darwin to Hitler

Wie konnten sich die Schrecken vom Holocaust im zivilisiertesten Land der Welt ereignen? Schon allein für das ungeheure Ausmaß der Tötungen brauchte man doch eine riesige Menschenmenge, wie konnten also so viele Menschen solche Gräuel begehen?

Richard Weikart, Professor für moderne europäische Geschichte an der California State University, Stanislaus, hat die darwinistischen Wurzeln von vielen Erscheinungsformen des Nazi-Terrors in seinem kürzlich erschienenen Buch From Darwin to Hitler: Evolutionary Ethics, Eugenics, and Racism in Germany1 gründlich dokumentiert.

Er zeigte, dass viele der Grundlagen des Nationalsozialismus aus dem Darwinismus stammen. So unterminierte beispielsweise darwinistisches Gedankengut die Einzigartigkeit der Humanität, was wiederum zur Unterminierung der Unverletzlichkeit des unschuldigen Lebens führte. Das ist an sich schon katastrophal, aber wenn dann eine Gesellschaft anfängt, das Leben irgendeiner Gruppe von Menschen als lebensunwert anzusehen, ist es schwer, die Ausweitung dieser Ansicht auf andere Gruppen zu stoppen, weil die Tür bereits aufgestoßen ist.

Der Darwinismus unterminierte auch die auf Gottes Wort bezogenen Grundlagen von Ethik und Moral; so ersetzten angepasste Moralvorstellungen die traditionellen moralischen Richtlinien. Die Idee vom evolutionären Fortschritt wurde das höchste Gut (der Widerspruch, dass Auffassungen von „Gutsein“ bei relativierter Moral bedeutungslos werden, wurde übergangen). So wurde das christliche Mitleid mit den Kranken und Behinderten als Schwäche angesehen. Es wurde ersetzt durch Auffassungen, dass die Starken die Schwachen beherrschen sollen und es wurde sogar gesagt, dass es gut sei, die Schwachen zu eliminieren.

Der Gedanke der evolutionären Fitness bezog sich nicht nur auf Einzelne, sondern auch auf Gruppen. Weikart zeigt, dass die vordarwinistischen Rassen-Ideen gewöhnlich nicht akzeptiert wurden, da das damals vorherrschende christliche Weltbild zeigte, dass alle Menschen von Adam und Eva abstammen. Aber später sahen die deutschen darwinistischen Rassisten die dunkleren „Rassen“ als den Affen näherstehend an als die „überlegenen“ helleren Menschen. Das hatte schreckliche Folgen im Herero Völkermord in Afrika am Anfang des 20. Jahrhunderts.2

Hitler photo by NARA, Darwin photo by TFE GraphicsDarwin and Hitler

Die Linie von Darwin zu Hitler war nicht unkompliziert, weil sie so sehr verzweigt war. Weikart zeigt, dass Darwins Ideen außerordentlich verbreitet in gebildeten deutschen Kreisen waren, größtenteils durch die Schriften von Ernst Haeckel, der in unverschämter Weise Zeichnungen von Embryos fälschte.3 Haeckel wiederum beeinflusste Alfred Ploetz sehr stark. Ploetz war der Gründer der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene, der ersten eugenischen Organisation der Welt. Diese Gesellschaft nahm Julius Lehmann als leitendes Mitglied auf. Er war ein Rassen-Eugeniker und ein bedeutender Verleger von medizinischen und naturwissenschaftlichen Lehrbüchern und hatte seit 1920 umfangreichen Kontakt mit Hitler.

Diese Ansichten waren nicht nur in elitären akademischen Kreisen weitverbreitet, sie waren auch eingedrungen in die Wiener Zeitungen vor dem 1. Weltkrieg, als sich Hitler in Wien aufhielt. Nach seinem Aufstieg brachte die Nazi-Propaganda diese Ideen weiter unter die Massen. So zeigte ein Film, Opfer der Vergangenheit 1937 eine missgestaltete behinderte Person und es wurde erklärt:

„Alles lebensschwache geht in der Natur unfehlbar zugrunde. Wir Menschen haben gegen dieses Gesetz der natürlichen Auslese in den letzten Jahrzehnten furchtbar gesündigt. Wir haben unwertes Leben nicht nur erhalten, wir haben ihm auch Vermehrung gewährt. Die Nachkommen dieser Kranken sahen so aus … [wie diese Person hier]“

Es ist sehr traurig, dass genau diese Weltanschauung, die die Grundlage des Nationalsozialismus war, in westlichen Medien und in pädagogischen Kreisen als Tatsache gelehrt wird. Atheistische Philosophen wie Peter Singer und James Rachels setzen dieselben Schlussfolgerungen wie die Nazis ein — dass der Darwinismus die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens unterminiert hat, und so fordern sie, dass unfreiwillige Euthanasie erlaubt sein sollte, beispielsweise bei behinderten Neugeborenen. Hieraus sehen wir: wenn wir nichts aus der Geschichte lernen, wird sie sich wahrscheinlich wiederholen.

Quellenangaben

  1. Palgrave Macmillan, New York, USA, 2004. Zurück zum Text
  2. Ambler, M., Herero genocide: Foretaste of the Holocaust, Creation 27(3):52–55, 2005. Zurück zum Text
  3. Grigg, R., Fraud rediscovered, Creation 20(2):49–51, 1998; Ernst Haeckel: Evangelist for evolution and apostle of deceit, Creation 18(2):33–36, 1996; Q&A: Embryonic Recapitulation. Zurück zum Text