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Kirchenväter des 2. Jahrhunderts: Gott wird Löwen wieder zu Vegetariern machen

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übersetzt von Team schöpfung.info

In der frühen Kirche wurde die Lehre von der Schöpfung wichtig genommen. Das beeinflusste nicht nur die Art und Weise, wie die Gläubigen auf diese Welt blickten, sondern auch, wie sie Gott sahen und was sie von ihm in der Zukunft erwarteten.

Irenäus von Lyon (ca. 180 n. Chr.) und Theophilus von Antiochien (ca. 168 n. Chr.) glaubten, dass der Anfang und das Ende dieser Welt zusammengehören. Es war ihre Überzeugung, dass das einst durch die Sünde der Menschen verlorene Paradies wiedergewonnen werden würde. Das Leiden und Sterben der Tiere war nicht mit der guten ursprünglichen Schöpfung Gottes gekommen, sondern erst später als Folge der menschlichen Sünde. Diese Kirchenväter erklärten ausdrücklich, dass Gott in der Zukunft den gewaltsamen Tod und das Leiden der Tiere abschaffen wird.

Die frühe Kirche in der Zeit nach den Aposteln spricht sehr explizit über den Menschen als Ursache des Leidens in der Tierwelt. Irenäus ließ wenig Raum für Missverständnisse zu diesem Thema. Als Schüler von Polykarp, der wiederum ein Schüler des Apostels Johannes war, stellt er klar, dass Tiere in der ursprünglichen Schöpfung keine Fleischfresser waren. Er bringt auch Schöpfung und Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen, Anm. d. Übers.) zusammen, wenn er in seinen fünf Büchern Gegen die Häresien über Gottes Zukunftspläne schreibt. Der Kirchenvater glaubte, dass der ursprüngliche gute Zustand von Gottes Schöpfung in der Vollendung des Reiches Christi wiederhergestellt werden wird.

Das wiedergewonnene Paradies

Irenäus nahm die Prophezeiungen Jesajas als Grundlage für seine Erwartung, dass Gott in der Endzeit einen paradiesischen Zustand wiederherstellen wird. Lämmer und Wölfe werden gemeinsam weiden und Löwen werden wieder Gras fressen (Jesaja 11,6-9, 65,25). Irenäus sagt:

„Ich bin mir bewusst, dass einige versuchen, diese Texte metaphorisch auf wie Tiere verwilderte Menschen zu beziehen, die aus verschiedenen Nationen und verschiedenen Berufen zum Glauben kommen, und dann, wenn sie gläubig geworden sind, in Harmonie mit den Gerechten zusammen leben. Aber obwohl genau dies jetzt gerade bei den Menschen geschieht, die aus verschiedenen Nationen zu der einzig wahren Lehre des Glaubens kommen, so wird es doch tatsächlich so mit den Tieren geschehen, und zwar bei der Auferstehung der Gerechten, wie wir zuvor auch schon gesagt haben. Denn Gott ist reich in allen Dingen. Und wenn die Welt in ihren Urzustand zurückversetzt wird, müssen auch alle Tiere wieder dem Menschen gehorchen und ihm untertan sein und zu der ersten von Gott gegebenen Ernährung zurückkehren, so wie sie vor dem Ungehorsam Adams diesem auch untertan waren [1. Mose 1,28-30] und die Früchte der Erde fraßen.“1

Der Kirchenvater spricht den Zustand der Tierwelt vor dem Sündenfall an und verbindet diesen mit der Zukunft, in der sich die Verheißungen Gottes erfüllen werden. Die Feindseligkeit zwischen den heutigen Fleischfressern und ihrer Beute wird der Vergangenheit angehören. Ein wehrloser kleiner Junge wird in der Gesellschaft von Stieren und Löwen ziemlich sicher sein. Sie werden sogar seine Befehle ausführen.

lion

Vegetarischer Löwe

Irenäus schreibt, dass Gottes neuer Himmel und die neue Erde eine Neuschöpfung der alten sein werden, wiederhergestellt in ihrem ursprünglichen Zustand (Irenäus spricht von einer „conditione revocata“ – dem „zurückgerufenen Zustand“, Anm. d. Übers.). Dies wird auch für die Tiere gelten.

Sie werden zu ihrer ursprünglichen Nahrung, den Früchten der Erde, die Gott ihnen anfangs gab, zurückkehren. Die ursprüngliche Ernährung der Tiere war vegetarisch (1. Mose 1,29-30; vgl. 9,3), und so wird es auch wieder sein.

Irenäus weist auch darauf hin, dass die neue Schöpfung dieser gegenwärtigen Welt weit überlegen sein wird. Aus diesem Grund sind Gottes Pläne für Normalsterbliche jetzt schwer vorstellbar.

Irenäus geht es nicht wirklich darum, ob Löwen speziell Stroh fressen werden; vielmehr ist sein Hauptpunkt, dass diese Tiere sich nicht mehr gegenseitig fressen, sondern „Früchte der Erde“ verzehren werden.

Jedoch deutet der Kirchenvater auch an, dass die Fähigkeit dieser vegetarischen Ernährung, einen Löwen zu sättigen, auf die Kraft, die in dieser zukünftigen Nahrung steckt, und auf ihre Üppigkeit hinweist.

Theophilus: Nichts wurde von Gott böse oder giftig gemacht

Der Kirchenvater Theophilus von Antiochien hatte ähnliche Ansichten zum Thema Leid der Tiere und der letztendlichen Wiederherstellung aller Dinge in einem perfekten Zustand. Aus antiken Quellen wissen wir, dass er im achten Jahr der Herrschaft von Marcus Aurelius (ca. 168 n. Chr.) Bischof von Antiochia (Syrien) wurde. Er erklärt, dass nichts von Gott böse oder giftig geschaffen wurde:

„Und die Tiere werden wilde Tiere genannt, weil sie gejagt werden, nicht als ob sie von Anfang an böse oder giftig gemacht worden wären – denn nichts wurde von Gott böse gemacht, sondern alles ist gut, ja, sehr gut – sondern die Sünde, an der der Mensch beteiligt war, hat das Böse über sie gebracht … Wenn also der Mensch wieder zu seinem natürlichen Zustand zurückgekehrt ist und nichts Böses mehr tut, werden auch jene wieder zu ihrer ursprünglichen Sanftmut zurückkehren.“2

Für Theophilus waren die wilden Tiere eine Folge des Sündenfalls der Menschheit. In der Tat ist das griechische Wort für Tier (θηρία/thēria) von „gejagt werden“ abgeleitet. Er achtet darauf, ausdrücklich zu betonen, dass die Tiere weder gewalttätig noch giftig geschaffen wurden. Der Kirchenvater verwendet speziell ein griechisches Wort (κακὰ/kaka), das mit „schlecht“ oder „böse“ übersetzt werden kann. Es war die Sünde des Menschen, die dieses Übel über die Tierwelt brachte und ihre Natur böse werden ließ. Theophilus glaubte auch, dass mit der Erlösung des Menschen in der Fülle der Zeit auch die bösen Folgen des Sündenfalls für die Tierwelt rückgängig gemacht werden.

Weil die frühen Christen Gottes Botschaft vom Paradies und einer guten Schöpfung glaubten, vertrauten sie ihm bezüglich der Zukunft dieser Welt, für Menschen und Tiere gleichermaßen. Ihre Erwartungen an Gottes kommendes Königreich können Christen heute inspirieren, darauf zu vertrauen, dass Gott wirklich gut ist. Er wird letztlich allen seinen Geschöpfen Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Warum aber ist es wichtig, was die frühen Kirchenväter darüber glaubten, was Tiere fraßen? Es hat mit dem Versuch zu tun, den viele heute unternehmen, die christliche Lehre mit dem Glauben an Millionen von Jahren Erdgeschichte zu verbinden. Ein solcher Alte-Erde-Kreationismus geht notwendigerweise davon aus, dass die meisten Fossilien Millionen von Jahren alt sind und daher lange vor dem Auftauchen der Menschen existierten. Aber die Fossilien zeigen überall Tod, Krankheit, das Fressen von Fleisch und Leid im Tierreich. Das bedeutet: Wenn die Fossilien Millionen von Jahren alt wären, wären sie weder die Folgen der globalen Sintflut, noch wäre es möglich, dass der durch sie belegte Tod und das Blutvergießen die Folgen des Sündenfalls und des daraus resultierenden Fluchs über die gesamte Schöpfung sind (1. Mose 3, Römer 8). Dies würde die gesamte biblische Lehre von einer ursprünglich guten Welt untergraben, die durch die Sünde ruiniert wurde und in der Zukunft Kraft des Opfertods Christi, des letzten Adams, wiederhergestellt werden wird (1. Korinther 15), was letztlich zur Aufhebung des Fluchs aus 1. Mose führen wird (Offenbarung 22).

Aus diesem Grund wird in Gemeinden häufig behauptet, dass es eine „Fehlinterpretation“ der Bibel sei, dass der Sündenfall Gewalt und Leid über das Tierreich gebracht hätte – obwohl dies aus dem Text offensichtlich ist. Manche gehen sogar so weit zu behaupten, dass es sich um eine moderne Verirrung handelt. Deshalb ist es wichtig, von Experten der frühen Kirchengeschichte zu hören, dass das orthodoxe Verständnis der Kirche von Anfang an war, dass der gegenwärtige grausame und blutrünstige Zustand des Tierreichs die Folge der Sünde des Menschen ist.

Literaturangaben

  1. Irenäus, Adversus Haereses 5(33), ca. 180 n. Chr. Zurück zum Text.
  2. Theophilus, Ad Autolycum 2(17), ca. 180 n. Chr. Zurück zum Text.