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Flügel im Wind

Woher wissen Zugvögel genau, wann und wohin sie fliegen müssen?

von
übersetzt von Team schöpfung.info

WingsPhoto: stock.xchng

Stellen Sie sich einmal vor, Ihre Eltern hätten Sie als kleines Kind plötzlich einfach verlassen. um ins Ausland zu gehen. Wären sie in der Lage ohne jegliche schriftliche Anweisung ihrem Weg zu folgen, sobald Sie genügend Kraft gehabt hätten?

Klingt unmöglich? Nicht für den Borstenbrachvogel! Die Küken sind gerade erst fünf Wochen alt, da brechen die Eltern auf und machen sich auf den Weg in die Tropen.1 Zurückgelassen in den Sümpfen der Alaska-Halbinsel fressen sich die Küken an Beeren und Insekten satt. Während ihre kleinen Körper kräftiger werden und sie sich die wichtigen Fettreserven für die lange Reise anfressen, steigen sie häufig für kurze Flüge in die Luft, als ob sie ein Vor-Praktikum für ihre Migration absolvieren.

Die Eltern lassen die Küken am Ende des Sommers plötzlich im Stich.

Eines Tages erheben sich die Vögel dann in die Lüfte, finden den richtigen Wind und machen sich auf den langen Nonstop-Flug in Richtung Süden zu ihren angestammten Winterquartieren. Wie bei den meisten Zugvogelarten sind die Brachvogel-Neulinge ohne Anführer auf sich allein gestellt. Ihre Eltern und erfahrene Altvögel sind bereits Wochen zuvor abgereist. Dennoch werden die meisten2 dieser Brachvogel-Neulinge im ersten Jahr zielsicher durch den riesigen Pazifischen Ozean navigieren und punktgenau auf das Wattenmeer und die Sandstrände der Inseln in Fidschi, Tonga und Französisch-Polynesien – ihrer neuen Heimat – treffen.3

Auch die Küken einer anderen berühmten Zugvogelart, des Kurzschwanz-Sturmtauchers („Hammelvogel“),4,5 müssen auf ihrem ersten Flug ohne die Hilfe erfahrener Anführer navigieren.6 Die Eltern der Küken, die in Höhlen auf Inseln vor Südost-Australien brüten, lassen die Küken am Ende des Sommers ebenfalls plötzlich im Stich. Die Eltern ziehen nach Norden und nutzen hierzu die vorherrschenden Winde, die sie um den westlichen Pazifik herum an Japan und Sibirien vorbei, östlich um Alaska herum und südlich in die westlichen Vereinigten Staaten hinuntertragen, bevor sie über den Pazifik zum nächsten Beginn der australischen Sommerbrutzeit zurückkehren.

Vogelbeobachter entlang der ostaustralischen Küste haben bis zu 60000 vorbeifliegende Sturmtaucher pro Stunde beobachtet.

Ohne Eltern, die ihnen Nahrung bringen, leben die verlassenen Sturmtaucherküken etwa zwei Wochen lang von angesammeltem Fett. Dann werden sie unruhig und verlassen ihre Höhlen, um ihre Flügel in der nächtlichen Brise zu testen. Bald darauf finden sie einen geeigneten Startpunkt auf einer Klippe oder einem Überhang und stürzen sich in ihr neues Element, um irgendwie ihren Weg über weite, unbekannte Ozeane auf die andere Seite der Welt zu finden. Monate später kehren sie wieder auf genau dieselbe Insel zurück, um dort zu brüten. Vogelbeobachter entlang der ostaustralischen Küste haben bis zu 60000 vorbeifliegende Sturmtaucher pro Stunde beobachtet, die innerhalb eines Zeitraums von elf Tagen und jedes Jahr um die gleiche Zeit wieder in ihren Höhlen ankommen.

Sowohl die jungen Brachvögel als auch der Sturmtaucher haben die erstaunliche Fähigkeit, in die entgegengesetzte Hemisphäre zu navigieren ohne es je gelernt zu haben. Dennoch ist es beim Brachvogel wohl bemerkenswerter. Während der Kurzschwanz-Sturmtaucher für die Länge seiner großen Reise bekannt ist (über 13000 km von Australien nach Alaska), fliegt der Borstenbrachvogel mehr als 8000 km nonstop über den Pazifik. Denn im Gegensatz zu Seevögeln wie Seeschwalben oder Sturmtauchern, die sich auf dem Weg ausruhen und ernähren können, ertrinken die Brachvögel, wenn sie auf dem Ozean landen.

Der Flug des Borstenbrachvogels von mehr als 8000 km über den Pazifik ist nonstop.

Die unglaubliche Wanderung des Brachvogels wird jedoch noch von der Pfuhlschnepfe übertroffen. Im Hochsommer verlassen die im Westen Alaskas nistenden Pfuhlschnepfen ihre Brutstätten und versammeln sich zu Zehntausenden entlang der Alaska-Halbinsel, wo sie sich von Muscheln und anderen Leckereien aus dem Watt zwischen den Gezeiten ernähren. Sie fressen sich so lange voll, bis sich das Fett unter ihrer Haut zu dicken Rollen anhäuft – bis zu 55% ihres Gesamtgewichts.

Dann hören sie auf zu fressen und machen eine unglaubliche innere Veränderung durch. Ihr Darm, ihre Nieren und ihre Leber schrumpfen auf einen Bruchteil ihrer üblichen Größe zusammen (Wissenschaftler vermuten, dass dies bei vielen Langstreckenzugvögeln passiert). Gefüllt mit Treibstoff und mit erleichterten Innereien heben die Pfuhlschnepfen zu Tausenden ab und fliegen mit etwa 72 Stundenkilometern in Richtung Süden. Viele werden erst wieder anhalten, wenn sie Neuseeland erreichen, eine Reise von 11000 km, die vier oder fünf Tage dauert – vermutlich der längste ununterbrochene Vogelzug der Welt.

Im Winter in den Süden?

Die auf der Nordhalbkugel weit verbreitete Vorstellung, dass „Vögel im Süden überwintern“, ist etwas irreführend.

Warum machen sich Vögel auf solche unglaublichen Reisen? Die auf der Nordhalbkugel weit verbreitete Vorstellung, dass „Vögel im Süden überwintern“, ist etwas irreführend.

Vögel verlassen ein Gebiet nicht allein deshalb, weil das Wetter kalt wird. Studien zeigen, dass es bei der Wanderung grundsätzlich um die Nahrungsversorgung und nicht um die Temperatur geht. Vögel, die im Winter weiterhin genug zu fressen finden, wandern nur selten – viele Rabenarten beispielsweise, die fast alles fressen und bekanntlich in Gebieten überleben, in denen die Temperatur auf -57 °C sinkt.

Vögel, die Samen fressen, wandern seltener als insektenfressende Vögel.

Im Gegensatz dazu sind fast alle Vogelarten, die wandern, auf wetterempfindliche Nahrungsvorräte angewiesen. Insektenfressende Singvögel hätten es schwer, Wanzen zu finden, sobald der Winterschnee fällt; ebenso Watvögel, sobald ihre Sümpfe vereist sind. Vögel, die Samen fressen, wandern seltener als insektenfressende Vögel und neigen dazu, nicht so weit zu reisen. Auch unter den Insektenfressern gibt es Unterschiede – Vögel, die fliegende Insekten fressen, müssen im Gegensatz zu Vögeln, die sich von Landinsekten ernähren, in deutlich wärmere oder sogar tropische Gebiete ziehen.

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Ein entscheidender Faktor bei der Wanderung ist also die bewusste Hinwendung zu etwas Vorteilhaftem und nicht Flucht vor etwas Unangenehmem. Es ist auch nicht nur eine einfache Nord-Süd-und-wieder-zurück-Reise. Wie die Kurzschwanz-Sturmtaucher zeigen, werden die Ozeane der Welt von Massen von Zugvögeln durchquert, von denen nur wenige auf der Flucht vor schlechtem Wetter sind. Oft ziehen sie von isolierten Brutinseln zu reichen Futterplätzen in der Nähe des gegenüberliegenden Pols.7 Die Küstenseeschwalbe legt auf ihrer Suche nach Nahrung in einem einzigen Jahr über 35000 km zurück – die längste Wanderroute der Welt. Sie nistet in hohen nördlichen Breitengraden und reist jährlich nach Süden, um im antarktischen Sommer zu fischen. Dabei genießt sie einen größeren Prozentsatz des Tageslichts in ihrem Leben (und damit mehr Stunden, in denen sie jagen kann), als jedes andere Lebewesen auf der Erde.

Die Küstenseeschwalbe legt auf ihrer Suche nach Nahrung in einem einzigen Jahr über 35000 km zurück – die längste Wanderroute der Welt.

Über Land kann die Wanderung eine starke Ost-West-Komponente haben. In den USA können Rotkopfenten für den Winter von Utah zum Atlantik ziehen (ostwärts, Anm. d. Übers.), während Harlekinenten, die in den Rocky Mountains nisten, nach Westen zum Pazifik wandern. Innerhalb der Tropen unternehmen Kolibris, Papageien und Tukane große Wanderungen, die oft mit der Massenblüte nektarbeladener Blüten oder der Reifung von Frucht- oder Grassamen zusammenfallen. In den Bergen Mittel- und Südamerikas wandert schätzungsweise ein Fünftel der tropischen Vogelarten saisonal zwischen Hochland (wo Nektar und Früchte nur einen Teil des Jahres reichlich vorhanden sind) und wärmeren, feuchteren Tiefländern.

Natürlich sind die Schwankungen im Nahrungsangebot (Samen, Nektar, Insekten), die den Vogelzug anscheinend anregen, selbst an die jahreszeitlichen Schwankungen des Erdklimas gebunden. Diese jahreszeitlichen Schwankungen resultieren aus der um 23,5° zur Senkrechten geneigten Erdachse, mit der die Erde die Sonne umkreist. Die Jahreszeiten ergeben sich daraus, dass zuerst die Nordhalbkugel und dann die Südhalbkugel der Sonne zugewandt steht.8

Obwohl der Vogelzug eng mit dem Nahrungsangebot verbunden ist und nicht mit der Temperatur, scheint es so, dass die regelmäßigen Vogelzugreisen in der Regel nicht von Hunger ausgelöst werden. Tatsächlich gilt für die meisten Zugvogelarten, dass der Vogel am besten genährt ist, kurz bevor er seinen Zug beginnt – insbesondere die Pfahlschnepfe.

Fantastisches Fett

Das Fett wird in spezielle Hohlräume zwischen Geweben und Organen abgesondert. Es hat daher keinen Einfluss auf das Gewicht oder die Menge der Muskeln, die für das Fliegen in erstklassigem Zustand bleiben müssen.

Die Pfahlschnepfen und anderen Langstreckenzugvögel, die aus eigener Kraft über mehrere tausend Kilometer nonstop reisen, zeigen eine Kraft- und Ausdauerleistung, die andere Tiere oder den Menschen bei weitem übertrifft. Der Schlüssel dazu sind die energieliefernden Fettreservoire, die sich während des Fressrausches vor dem Vogelzug gebildet haben. Das Fett wird in spezielle Hohlräume zwischen Geweben und Organen abgesondert. Es hat daher keinen Einfluss auf das Gewicht oder die Menge der Muskeln, die für das Fliegen in erstklassigem Zustand bleiben müssen.

Dies ist kein gewöhnliches Fett. Gewöhnliches Fett enthält viel Wasser, aber das von Zugvögeln gespeicherte Fett ist viel höher konzentriert, enthält wenig Wasser und ist daher viel leichter. Aber ist weniger Wasser nicht ein Problem für einen Langstreckenflieger, der nicht in der Lage ist, für einen Drink anzuhalten? Nein, denn wenn das Fett „verbrennt“ und sich mit Sauerstoff verbindet, wird genügend Wasser produziert, damit die Vögel lange Zeit fliegen können, ohne zu trinken.

Erstaunlicherweise scheint es so zu sein, dass diese Langstreckenzugvögel genau die richtige Menge an Fett speichern, die für die Reise benötigt wird. Der Goldregenpfeifer zum Beispiel nimmt zusätzlich 70 g Fett zu sich, 50% seines normalen Körpergewichts, was genau der Menge entspricht, die er benötigt, um von Alaska nach Hawaii zu gelangen, eine Reise von 4500 km, die bei einer Geschwindigkeit von etwa 51 km pro Stunde etwa 88 Stunden dauert.9 Es ist auch so, als ob die Menge des gespeicherten Fetts irgendwie „berechnet“ wurde, da die energiesparende Effizienzsteigerung auf diesen Langstreckenflügen im Vergleich zum normalen Flug mitberücksichtigt wird – eine Effizienz, die sich aus dem „Fliegen in Formation“ ergibt.

Vogel-Kumpanen

Wenn der Goldregenpfeifer über den Ozean fliegt, fliegt er gruppenweise in der klassischen „V-Formation“, in der jeder Vogel im Durchschnitt 23% der Energie einspart, die er allein verbrauchen würde.

Ein Goldregenpfeifer wandelt pro Flugstunde 0,6% seines Körpergewichts in Bewegung und Wärme um. (Zum Vergleich: Ein Hubschrauber und ein Düsenflugzeug benötigen im Verhältnis zu ihrem Gewicht sieben Mal bzw. 20 Mal mehr Treibstoff als ein Goldregenpfeifer.)9,10 Das bedeutet, dass ein einziger Goldregenpfeifer mit 70 g angesammeltem Fett zu Beginn seines Fluges 800 km vor seinem Ziel, Hawaii, ins Meer stürzen würde. Aber in Wirklichkeit wird der tropische Zufluchtsort sicher erreicht, denn wenn der Goldregenpfeifer über den Ozean fliegt, fliegt er gruppenweise in der klassischen „V-Formation“, in der jeder Vogel im Durchschnitt 23% der Energie einspart, die er allein verbrauchen würde. (Dies trifft nicht für den Vogel an der Spitze zu,11 aber die Vögel wechseln sich an dieser Stelle ab und „teilen sich so die Last“ – etwas, wozu auch Christen ermahnt werden (Galater 6,2).)

Nicht alle Zugvögel fliegen in der energiesparenden „V-Formation“, aber viele Vögel wandern in (oft riesigen) Schwärmen. In einer Nacht zeigte das Radar geschätzte 12 Millionen Singvögel, die auf ihrem Weg nach Süden an Cape Cod, USA, vorbeiflogen. Im November 1995 überflogen schätzungsweise 50 bis 80 Millionen Enten und Gänse auf ihrem Weg nach Süden das Radar der Flugsicherung auf den Flughäfen von Kansas City und Omaha.

Zeit zum Abflug

Vielleicht können Vögel durch das Wahrnehmen von Änderungen des atmosphärischen Luftdrucks das Herannahen von größeren Wettersystemen wahrnehmen.

Irgendwie wissen die Vögel, wann und wohin sie ziehen müssen.12 Die wissenschaftliche Kenntnis über den Vogelzug, insbesondere über die Meeresüberquerer, ist noch spärlich, aber es zeichnet sich ein Bild der Faktoren ab, die den Zug auslösen könnten. Man geht heute davon aus, dass für den Vogelzug mindestens zwei Elemente vorhanden sein müssen: eine genetische Veranlagung13 und ein oder mehrere umweltbedingte Auslöser.

Forscher haben bei Singvögeln festgestellt, dass die Veränderung der Tageslänge ein wichtiger umweltbedingter Faktor ist. Aber mittlerweile erkennt man, dass es eine ganze Reihe von Faktoren gibt, die zusammenwirken, wie zum Beispiel der barometrische Druck, die Temperatur, die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung. Die größten Falkengruppen machen sich zum Beispiel nach dem Durchzug einer Kaltfront mit sinkenden Temperaturen, steigendem barometrischen Druck und damit verbundenen starken Aufwinden auf den Weg. Im Fall der oben erwähnten Enten und Gänse, die zu den Flughafenschließungen im mittleren Westen der USA führten, wurde beobachtet, dass sie am Vortag bei Sonnenschein nach Süden strömten, d.h. am Tag bevor ein besonders starker Schneesturm aus der kanadischen Prärie herausblies und die Vögel wie eine riesige Welle vor sich hertrieb. Man äußerte die Vermutung, dass die Vögel vielleicht durch das Wahrnehmen von Änderungen des atmosphärischen Luftdrucks das Herannahen von größeren Wettersystemen wahrnehmen können.

Ein eingebauter Kompass

Dass Zugvögel mit einer solchen Präzision an ihr Ziel fliegen können, erfordert zwei Fähigkeiten: Orientierung (die Richtung wissen) und Navigation (wissen, wann man die Richtung ändern muss). Für die erste ist eine Art Kompass erforderlich, für die zweite eine Karte. Eine Fähigkeit ohne die andere ist nutzlos. Zugvögel scheinen beides zu besitzen. Die angeborene Fähigkeit der Vögel zur Richtungsbestimmung ist ein Mechanismus, der Wissenschaftler seit Jahren verblüfft. Mehrmals wurde darüber spekuliert, dass Vögel nach der Sonne, den Sternen und geografischen Orientierungspunkten navigieren. All dies hat sich als wahr erwiesen, aber diese Fähigkeiten scheinen alle durch Erfahrung erlernt worden zu sein – z.B. können Tauben, die außerhalb der Sichtweite der Sonne aufgezogen wurden und nur an bewölkten Tagen Übungsflüge hatten, nicht nach der Sonne navigieren, finden aber dennoch leicht ihren Weg. Umgekehrt haben es Tauben, die nach dem „Sonnenkompass“ zu navigieren gelernt hatten, an bewölkten Tagen schwieriger, den Weg zu finden.

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Vögel in erster Linie eine Art eingebauten „Magnetkompass“ verwenden.

Während also Vögel anscheinend lernen können, eine ganze Reihe von Umweltinformationen für die Navigation zu nutzen, gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass Vögel in erster Linie eine Art eingebauten „Magnetkompass“ verwenden. Es wurde sogar vermutet, dass sie eine Art eingebaute „magnetische Karte“ der Erde mit sich führen. Zweifellos reagieren sie empfindlich auf die geringsten Unterschiede in der Stärke des Erdmagnetfeldes. Wie kann das sein? Nach der Entdeckung von Magnetitkristallen in magnetisch empfindlichen Bakterien in den 1970-er Jahren wurde Magnetit auch in den Nasenhöhlen mehrerer Arten von Zugvögeln (sowie von Honigbienen und anderen Organismen mit einem „geomagnetischen“ Sinn) gefunden. Neue Befunde zeigen jedoch, dass Vögel nicht einfach auf einem konstanten magnetischen Kompasskurs fliegen, sondern ständig ihren Kurs ändern, um die effizienteste Route zu fliegen.

Vögel scheinen eine ganze Reihe von magnetischen, solaren, stellaren, atmosphärischen und geografischen Indikatoren zu verwenden.

Forscher räumen inzwischen ein, dass es keine einfache einheitliche Theorie darüber gibt, wie Vögel so präzise navigieren können. Sie scheinen eine ganze Reihe von magnetischen, solaren, stellaren, atmosphärischen und geografischen Indikatoren zu verwenden.

Im Anfang … ?

Wie kam es zu dieser fantastischen Fähigkeit, über den Globus zu navigieren? Der Evolutionstheorie zufolge sind Vögel das Ergebnis von Millionen von Jahren zufälliger Prozesse, Mutationen und natürlicher Selektion. Evolutionistische Ornithologen vermuten, dass die Zugwege begannen, sich zu „entwickeln“, als die Vögel „jedes Jahr weiter und weiter nach Norden drängten, als sich die eiszeitlichen Gletscher zurückzogen und die Vögel im Winter zu einem traditionellen Nicht-Brutgebiet zurückkehrten, das mit jeder Generation weiter entfernt lag“.14 Obwohl das plausibel genug klingen mag, erklärt es nicht, wie eine Pfahlschnepfe zum ersten Mal auf weit entfernte Inseln wie Neuseeland kam. Und wie fand ein Borstenbrachvogel zum ersten Mal das winzige Rangiroa-Atoll in den Weiten des Pazifiks? Es erklärt auch nicht, wie sich solche Zugwege in den Genen „einprägen“, so dass die Küken ohne Führung durch erfahrene Vögel den angestammten Zugrouten folgen können. Der kleinste Zugkolibri mit einem Gehirn, das kaum grösser ist als ein Getreidesamen, kann einen makellosen Kurs über riesige Entfernungen navigieren. Doch dieses Zugwunder soll durch einen nicht-designten Prozess zustande gekommen sein!15

Auch der Kreationist muss sich genau überlegen, wie genau solche fantastischen Zugrouten entstanden sind. Man hat Nachtigallen in Käfigen beobachtet, die im Frühjahr an der Nordseite ihrer Käfige flattern und im Herbst an der Südseite. Dieser Drang, in eine bestimmte Richtung zu fliegen, scheint vererbt zu sein.13 Aus diesem Grund sind Zugvogelküken in der Lage, den Routen ihrer Vorfahren zu folgen. Es ist leicht zu postulieren, dass Wandertrieb und -fähigkeiten in den ursprünglich geschaffenen Arten vorprogrammiert waren. Aber die Geographie der Erde hat sich durch die Sintflut massiv verändert. Wie könnten Richtungsinformationen, die in der Welt vor der Sintflut nützlich waren, auch danach noch relevant sein?

Es ist möglich, dass Gott die ursprünglichen Arten mit dem Instinkt programmiert hat, zu wandern, aber ohne eine starr fixierte „mentale Karte“. Auf erstaunliche Weise beinhaltete die Programmierung die Fähigkeit, sich an Veränderungen in der Topographie (und vermutlich auch in der Nahrungsmittelversorgung) in einer vererbbaren Weise anzupassen.

Englischen Vögel orientierten sich auf eine Himmelsrichtung von 273° (d.h. in Richtung London), während die Küken der in Deutschland gefangenen Mönchsgrasmücken versuchten, auf einer traditionellen Himmelsrichtung von 227°, d.h. in Richtung Spanien, zu fliegen.

Einen möglichen Hinweis auf einen Mechanismus für eine solche Anpassung liefern Mönchsgrasmücken, die normalerweise von Norwegen und Westeuropa in den Mittelmeerraum und nach Afrika ziehen. Britische Vogelbeobachter haben jedoch festgestellt, dass seit den 1950-er Jahren immer mehr Mönchsgrasmücken im Winter nach England statt nach Spanien kommen. Forscher nahmen 40 dieser Vögel mit, um sie in Deutschland in Gefangenschaft zu züchten, zusammen mit einer von der normalen Population der Mönchsgrasmücke getrennten Gruppe. Als die Nachkommen in speziellen Laboreinrichtungen beobachtet wurden, orientierten sich die Nachkommen der englischen Vögel auf eine Himmelsrichtung von 273° (d.h. in Richtung London), während die Küken der in Deutschland gefangenen Mönchsgrasmücken versuchten, auf einer traditionellen Himmelsrichtung von 227°, d.h. in Richtung Spanien, zu fliegen.

Es ist daher wahrscheinlich, dass sich in den vergangenen Jahrhunderten immer einige wenige Mönchsgrasmücken nach Großbritannien verirrten, die Opfer einer Mutation in ihrem genetischen Code wurden, der die Orientierung steuert. Die natürliche Auslese hatte diese früher aussortiert, aber in den letzten Jahrzehnten waren die Winter in Großbritannien wärmer, und es gab eine enorme Zunahme an Winternahrung, z.B. Hinterhof-Vogelfutter.

Vielleicht sind viele der heutigen Wanderrouten so entstanden, dass die „richtigen“ Routen aus der bei der Schöpfung zu diesem Zweck eingebauten Variation ausgewählt wurden. Der Vogelzug ist jedoch ein so verblüffend komplexes Phänomen, dass wir derzeit kaum mehr tun können, als über die Einzelheiten der Entstehung dieser unglaublichen nachsintflutlichen Wanderrouten zu spekulieren. Wir wären jedoch gut beraten, anzuerkennen, was Gottes Wort uns in Bezug auf den Vogelzug und die Ernährung der Vögel sagt.

Selbst der Storch am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein… — Jeremia 8,7

Letzten Endes lesen wir, dass es der Herr ist, der dem Raben Nahrung gibt, wenn seine Jungen aus Mangel an Nahrung schreien (Hiob 38,41). In der Tat blicken alle Tiere und Vögel auf Gott, damit er ihnen zur rechten Zeit ihre Nahrung gibt (Psalm 104,21.24.27-28; 136,25; 145,15-16; 147,9). Im Lichte dieser Verse ist es interessant, die Überraschung der Ornithologen festzustellen, die (bei einer Reihe von Arten) beobachteten, dass junge Zugvögel, die sich zum ersten Mal in den Tropen aufhalten, „eine fast unheimliche Fähigkeit zeigten, ihren artspezifischen Lebensraum ohne erkennbares Herumtasten zu finden“.16 Evolutionäre Ornithologen täten auch gut daran, über die Worte der Zurechtweisung nachzudenken, die der Herr zu Hiob sprach: „Bewirkt dein Verstand, dass der Habicht fliegt und seine Flügel nach Süden ausbreitet?“ (Hiob 39,26).

Aber der vielleicht aussagekräftigste Vers stammt aus Jeremia 8,7, in dem es heißt: „Selbst der Storch am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein“, und schließt damit ab: „aber mein Volk kennt die Rechtsordnung des HERRN nicht!“

Bis zum nächsten Jahr?

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Die Praxis der Vogelberingung1 mag fast zufällig begonnen haben, als Heinrich IV. von Frankreich um 1595 einen seiner dressierten Wanderfalken verlor und der markierte Vogel am folgenden Tag auf der Mittelmeerinsel Malta auftauchte. 1710 wurde in Deutschland ein Graureiher mit einem Beinring aus der Türkei von einem Falken gefangen. In den frühen 1800-er Jahren band ein Bewohner Pennsylvanias einen hellen Silberfaden an das Bein von nistenden Weißbauch-Phoebetyrannen und bestätigte damit seine Theorie, dass Jahr für Jahr dieselben Individuen zurückkehrten.

Inzwischen ist die Beringung so weit fortgeschritten, dass allein in Nordamerika in den letzten 100 Jahren mehr als 56 Millionen Vögel beringt wurden – drei Millionen davon wurden geborgen.

Die Beringung hat nicht nur gezeigt, dass Zugvögel oft jedes Jahr zu genau demselben Baum zurückkehren, um dort zu nisten, sondern auch, dass sie ihrem Überwinterungsort auf der anderen Seite des Globus ähnlich treu sind.2

  1. Weidensaul, S., Living on the wind: Across the hemisphere with migratory birds, North Point Press, New York, S. 38–43, 1999.
  2. Der Heimkehrinstinkt der Tauben faszinierte Charles Darwin, der sich fragte, ob Tauben, die in Kisten weit weg von zu Hause geschleppt wurden, sich irgendwie die Windungen und Wendungen auf der Straße einprägten, die sie unterwegs spürten. (Erst viele Jahre später wurde die sogenannte „Zurückverfolgungs-Navigationstheorie“ endgültig widerlegt).

Eine fantastische Flugreise

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Die satellitengestützte Telemetrie mit Radarverfolgung ermöglicht die kontinuierliche Aufzeichnung der Flugrouten einzelner Vögel, die mit winzigen Sendern markiert sind. Der Einsatz dieser Technologie zur Untersuchung verschiedener ziehender arktischer Küstenvögel hat eine unglaubliche Tatsache offenbart. Auf ihrem Zug fliegen diese Vögel entlang der Großkreisrouten der Erde (Orthodrome: kürzeste Verbindung zweier Punkte auf einer Kugeloberfläche, Anm. d. Übers.) und nicht auf einem konstanten magnetischen Kompasskurs (Loxodrome: Kurve auf einer Kugeloberfläche mit immer gleichem Winkel zu den Längengraden, Anm. d. Übers.), was einfacher zu navigieren ist, aber zu längeren Flugdistanzen führt.1,2

Die Großkreis-Route spart Energie, weil sie die kürzeste Entfernung zum Endziel ist. Aber sie ist navigatorisch anspruchsvoll, weil die Vögel, die entlang dieser Orthodrome ziehen, ständig ihren Kompasskurs ändern müssen, weil ihre Route aufeinanderfolgende Längengrade schneidet.

Wie machen sie das? Mathematiker haben errechnet, dass die resultierende Route eine Orthodrome wäre (d.h. die kürzeste Flugdistanz), wenn man aufeinanderfolgende Längengrade überquert (d.h. sich in verschiedene Zeitzonen bewegt) und dabei einen zeitkompensierten Sonnenkompass verwendet, ohne seine innere Uhr zurückzustellen. Dieser Navigationstrick ist besonders für die arktischen Küstenvögel von Vorteil, denn je näher man den Polarregionen ist, desto besser funktioniert diese Abkürzungsstrategie. Die Vögel wissen auch, wie sie Seitenwinde ausgleichen können: sie korrigieren automatisch ihren Kurs und kompensieren so jede seitliche Ablenkung. Es gibt noch viele weitere Rätsel zu erforschen, da die arktischen Küstenvögel im Frühjahr nicht auf den gleichen Routen zurückkehren wie im Herbst – eine Beobachtung, die laut den Evolutionsforschern „die Komplexität der globalen Orientierungsleistung der Zugvögel bezeugt“.

  1. Wehner, R., Bird navigation—computing orthodromes, Science 291(5502):264–265, 2001.
  2. Alerstam, T., Gudmundsson, G., Green, M., Hedenström, A., Migration along orthodromic sun compass routes by Arctic birds, Science 291(5502):300–303, 2001.

Tag oder Nacht?

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Nicht alle Vögel fliegen nonstop an ihren Bestimmungsort.1 Falken ziehen nur während des Tages und gleiten über weite Strecken von einer Thermik zur nächsten.

Aber ein Großteil des Vogelzuges findet nachts statt. Und zwar nicht nur bei nachtaktiven Arten wie Eulen, sondern auch bei Hunderten von ansonsten tagaktiven Arten: Strandläufern, Schwänen, Singvögeln und Watvögeln.

Viele Jahre lang konnte der Mensch das Ausmaß des nächtlichen Vogelzuges nur durch „Mondbeobachtung“ erahnen – d.h. das Zählen der Silhouetten von Vögeln, die während eines bestimmten Zeitraums vor dem Mond vorbeiziehen.2

Erst in den 1950-er Jahren erkannte man, dass das Radar Schwärme von Zugvögeln aufspüren konnte. Sie zeigten sich als diffuse grüne Kleckse („Geister“), die über den Monitor huschten – dieselben „Radarengel“, die das Militär während des Zweiten Weltkriegs verwirrt, beunruhigt und sogar in Ehrfurcht versetzt hatten (optischer Effekt auf dem Radarbildschirm, wenn das Radarsignal durch eine periodische Struktur einer dem Radarsignal ähnlichen Wellenlänge reflektiert wird, Anm. d. Übers.).

  1. Weidensaul, S., Living on the wind: Across the hemisphere with migratory birds, North Point Press, New York, S. 16,30,35,36, 1999.
  2. Ein Vollmond bedeckt etwa den 347,45-sten Teil des sichtbaren Himmels. Daher entsprechen fünf Vogelsilhouetten vor dem Mond in 10 Minuten 30 Vögeln pro Stunde; multipliziert mit 347,45 ergibt dies etwa 10420 Vögel pro Stunde, die in einem Band von etwa 2,4 km Breite über den Himmel fliegen.

Literaturangaben

  1. Weidensaul, S., Living on the wind: Across the hemisphere with migratory birds, North Point Press, New York, S. 13, 1999. Sofern nicht anders angegeben, stammen die hier vorgestellten Informationen aus dieser Quelle. Zurück zum Text.
  2. Die Gefahren auf der langen Reise sind zahlreich, darunter Stürme, Raubtiere und Erschöpfung. Heutzutage stehen Funkmasten und Hochspannungsleitungen noch auf der Liste – in deren Nähe findet man morgens Tausende von toten Vögeln auf dem Boden – sowie Leuchttürme und hell erleuchtete Gebäude. Zurück zum Text.
  3. Kapitän Cook traf 1769 auf Tahiti auf den borstenbewehrten Brachvogel. Hundert Jahre lang gingen Wissenschaftler davon aus, dass der Brachvogel dort dauerhaft ansässig war, ohne sich seines jährlichen Aufenthalts in Alaska bewusst zu sein. Zurück zum Text.
  4. So genannt, weil sie für die frühen britischen Siedler in Australien eine wichtige Fleischquelle („Hammel“) darstellten. Zurück zum Text.
  5. Sturmtaucher gehören zu einer „Familie“ großer ozeanreisender Vögel, zu der auch die vielen Albatros-Arten gehören. Zurück zum Text.
  6. Prince, J.H., Unusual habits of Australian animals, Reed Pty Ltd, Sydney, S. 37, 1980. Zurück zum Text.
  7. Warme äquatoriale Gewässer beinhalten eher weniger Futter als die kalten, sauerstoffreichen Gewässer in hohen Breiten. Zurück zum Text.
  8. Ausgeprägte jahreszeitliche Schwankungen gibt es spätestens seit der Sintflut in den Tagen Noahs (1. Mose 8,22). Jahreszeiten gibt es seit der Schöpfungswoche (Tag 4 – siehe 1. Mose 1:14), obwohl die jahreszeitlichen Extreme vor der Sintflut möglicherweise milder waren. Zurück zum Text.
  9. Gitt, W. und Vanheiden, K.-H., Wenn Tiere reden könnten, Christliche Literatur-Verbreitung e.V., Bielefeld, Germany, S. 107–115, 1994. Zurück zum Text.
  10. Der Streifenwaldsänger schlägt auf seiner 5600 km langen Reise seine Flügel etwa drei Millionen mal. Wenn er normales Benzin verbrennen würde, betrüge sein Verbrauch 0,33 ml pro 100 km. Zurück zum Text.
  11. Das Fliegen in V-Formation wird auf den hinteren Positionen hin immer einfacher. Zurück zum Text.
  12. Nicht jeder Vogelzug passiert jährlich. Die Schnee-Eule lebt normalerweise in der Nähe des Arktischen Ozeans, aber etwa alle zehn Jahre fliegt sie im Winter gen Süden – bis nach Texas. Früher dachte man, dies falle mit starken Populationseinbrüchen ihrer bevorzugten Beute, des Lemmings, zusammen, aber jüngste Forschungen haben Zweifel an diesen Zusammenhang gesät – er sei zu einfach. Zurück zum Text.
  13. Beweise dafür sind Untersuchungen an verschiedenen Arten (z.B. Winterammer, Mönchsgrasmücke), bei denen wandernde und nicht wandernde „Rassen“ derselben Unterart vorkommen. Bei den Mönchsgrasmücken gelang es den Forschern, den Wandertrieb innerhalb von nur drei Generationen selektiv hinweg zu züchten. Zurück zum Text.
  14. Ref. 1, S. 16. Zurück zum Text.
  15. Die angebliche evolutionäre Abstammung der Vögel wird von Evolutionswissenschaftlern immer noch heiß diskutiert. Der evolutionistische Vogelexperte Alan Feduccia brachte ihre Verwirrung auf den Punkt: „Der wahre Ursprung der Vögel hängt noch in der Luft.“ (Zitiert in Creation 23(2):5, 2001.) Zurück zum Text.
  16. Ref. 1, S. 143. Zurück zum Text.