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Fehler in der Bibel?

von Carl Wieland & Lita Sanders
übersetzt von

Andrew B, ein Unterstützer von CMI, antwortet auf Carl Wielands November-2009-Update Artikel The Issue of Issues“ (Die Frage aller Fragen)…

Photo von stock.xchngBible

Hi Carl,

Ich versuche mich kurz zu fassen.

Die Bibel enthält Fehler. Ich verstehe, was du sagen möchtest, denke aber, es ist besser, sich den Tatsachen zu beugen. Einige Stellen weisen ein paar kleine Fehler auf. Z.B. Ungereimtheiten am Ostersonntag, bei der Begegnung mit dem reichen Jüngling, beim Tod des Judas, usw. usw.

Die Bibel wurde von Menschen geschrieben („Gott-gehaucht“) – nur die Zehn Gebote wurden direkt von Gott geschrieben. Deshalb würde ich erwarten, dass die Bibel Fehler enthält (außer bei den Zehn Geboten), denn Menschen machen Fehler. Das beweist, dass sich die Evangelisten NICHT abgesprochen und voneinander abgeschrieben haben, was auch die Glaubwürdigkeit der Bibel als ein verlässliches historisches Dokument erhöht.

Die genauen Einzelheiten sind nicht so wichtig; eher die dahinterstehende Botschaft. Z.B. ist Jesus von den Toten auferstanden, ob aber nur ein Engel oder zwei erschienen, oder ob die Frauen dies oder jenes taten, ist weniger wichtig.

Danke,

Andrew B

Darauf antwortete Carl Wieland:

Danke, Andrew.

Wir stimmen Dir vollkommen zu, dass die Bibel ein menschengemachtes Dokument ist; gleichzeitig aber ist alle Schrift von Gott eingegeben (eingehaucht, je nach Übersetzung, Anm. d. Übers.), wie Paulus uns im Timotheusbrief schreibt. Es ist philosophisch gesehen unmöglich (wenn man logisch konsistent bleiben möchte), die Bibel als von Gott eingegeben und deshalb als verbindlich, gleichzeitig aber auch mit menschlichen Irrtümern behaftet zu sehen [wie z.B. falsche Aussagen zur Geschichte und nicht berücksichtigte Fehler beim Abschreiben der Bibel]. Wir stimmen in vielen Punkten überein, aber in diesem Fall haben wir ein gewaltiges Problem. Denn wenn du wirklich begreifst, was ich sagen möchte, dann verstehe ich nicht, wie du das mit irgendwelchen Fehlern in der Bibel in Einklang bringen kannst.

Die Sache ist doch die: Was wird mich davon abhalten, eine Stelle in der Bibel, die ich wegen ihres moralischen Anspruchs an mich nicht mag, einfach als einen weiteren Fehler einzustufen? Wo fängt man an, und wo hört man auf?

Im Laufe der Zeit sind viele der angeblichen ‚Unstimmigkeiten‘ aufgelöst worden, indem zunächst einmal einfach angenommen wurde, dass kein Fehler vorliegt, und damit überhaupt erst die Suche nach einer Lösung motiviert wurde. Wenn man bedenkt, wie immer wieder solche Lösungen gefunden wurden, wird man weiser und geht zunächst von keinem Fehler aus; stattdessen erkennt man, dass wir die Lösung in dem betreffenden Fall einfach noch nicht kennen. – Mir sind auch keine Unstimmigkeiten am Ostersonntag bekannt. Meinst du die Sache mit den drei Tagen und drei Nächten?

Freundliche Grüße,

Carl.

Andrew antwortete:

Hi Carl,

Unstimmigkeiten in der Bibel:

Matthäus 19,16 Und siehe, einer trat herzu und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?
Markus 10,17 … Guter Meister, was soll ich tun, um das ewige Leben zu erben?
** Es scheint derselbe reiche junge Mann zu sein, denn er antwortet beide Male, dass er ALLE Gebote gehalten hat und Jesus macht Bemerkungen über irdischen Reichtum. Vielleicht sind es ja zwei völlig unterschiedliche Personen, die Jesus eine leicht unterschiedliche Frage stellen.

Matthäus 27,5 Da warf er die Silberlinge im Tempel hin und machte sich davon, ging hin und erhängte sich.
Apostelgeschichte 1,18 Dieser erwarb einen Acker aus dem Lohn der Ungerechtigkeit, und er stürzte kopfüber hinab, barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus.
** Das ist mit Sicherheit derselbe Judas. Einige Leute sagen, dass Judas sich erhängte, dann riss das Seil und sein Körper barst entzwei. Wie dem auch sei, wenn Judas das Geld weggeschmissen hat, dann hätte er den Töpferacker nicht mit diesem Geld kaufen können. Und Sacharja sagt zusätzlich, dass SIE die 30 Silberlinge nahmen, um den Töpferacker zu kaufen.

Matthäus 27,9 Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist, der spricht: »Und sie nahmen die 30 Silberlinge, … und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie der Herr mir befohlen hatte.«
** Eigentlich war die Prophezeiung von Sacharja 11,13 – nicht von Jeremia. Nirgendwo ist das bei Jeremia erwähnt, soweit ich sehen kann, obwohl ich froh wäre, hier falsch zu liegen.

Matthäus 1 und Lukas 3: Der Stammbaum von Jesus (die Abfolge von David bis zu Josef unterscheidet sich von Lukas 3)

Matthäus 28,1 – Morgendämmerung am Sonntag, Maria Magdalena & die andere Maria gingen zu Jesu Grab. Erdbeben. Ein Engel, der den Stein wegrollte, erschien. Der Engel sagte: “Fürchtet euch nicht.” Die Frauen verließen den Ort. Jesus traf sie. Sie umfassten Seine Füße und beteten Ihn an.
Markus 16,1 – Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und der SALOME, gingen zu Jesu Grab. Als sie dorthin kamen, war der Stein schon weggerollt. Sie gingen hinein. Ein Engel (junger Mann in weißer Kleidung) erschien.
Lukas 24,1 – Die Frauen kamen zum Grab. Der Stein ist weggerollt. ZWEI Engel erschienen. Maria Magdalena, Maria, die Mutter Jesu, Maria, die Mutter des Jakobus, JOHANNA und noch andere mit ihnen. Die Frauen erzählten den Jüngern, dass sie eine Engelerscheinung hatten. (Keine Erwähnung, dass Jesus selbst gesehen wurde.)
Johannes 20,1 – Maria Magdalena ging zu Jesu Grab. Der Stein ist weg. Maria geht zu Petrus nach Hause: „Wir wissen nicht, wo sein Leichnam hingekommen ist.“ Maria geht zurück zum Grab. Maria sieht Jesus lebend.
Ein Engel, oder zwei, oder gar keiner? Der Engel rollte den Stein weg, als die Frauen ankamen, oder war der Stein schon weggerollt, als die Frauen eintrafen? Haben alle Frauen Jesus gesehen, oder hat nur Maria Jesus gesehen, oder keine der Frauen?

Matthäus 28,10 & 16 Die Jünger gingen zu einem Berg in Galiläa, um Jesus zu sehen. Als sie Jesus lebend sahen, beteten sie ihn an; aber einige zweifelten.
Johannes 20,19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche (Sonntagabend) kam Jesus zu ihnen in ein Haus. <Jerusalem?>

2. Chronik 9,25 Salomo hatte 4.000 Stallplätze und Streitwagen und 12.000 Reiter.
 In manchen Handschriften liest man 40.000 Pferde.

2. Samuel 10,18 David tötete von den Aramäern 700 Wagenkämpfer und 40.000 Mann
1. Chronik 19,18 David tötete von den Aramäern 7.000 Wagenkämpfer und 40.000 Mann Fußvolk
(Bin mir nicht sicher, ob es derselbe Kampf ist, aber es scheint so)

1 Könige 7,26 Das Wasserbecken fasste 2.000 Bat
2. Chronik 4,5 Das Wasserbecken fasste 3.000 Bat

Ich habe oft Besuch von Zeugen Jehovas, und dann zeige ich ihnen die Definition eines falschen Propheten (5. Mose 18,20-22). Dann weise ich sie auf die vielen Prophezeiungen der Zeugen Jehovas hin, die nicht wahr geworden sind. Sie streiten das immer ab. Ich habe Ausgaben ihrer aktuellen Wachtturm-Zeitschriften.

Das gleiche gilt auch für Menschen, die an Evolution glauben. Ich frage nach den Fossilien und versuche ihnen die Unstimmigkeiten, die aus den Datierungsmethoden für Gestein kommen, zu erklären, und ich bitte sie, ein einfaches Gedankenexperiment zu machen: eine DIN A4 Seite gedruckten Text zu fotokopieren, und dann von der Kopie zu fotokopieren, und das eine Million Mal, und dann die Originalseite mit der einmillionsten Kopie zu vergleichen. Ich frage sie, welche besser sein wird. Alle sagen: „Das Original.“ Richtig. Evolution besagt hingegen, dass die millionste Kopie besser ist als das Original. Das ist ein schlechter Witz. Grundsätzlich ziehen es die Leute vor, Tatsachen zu verneinen.

Nun behaupte ich nicht, ein Bibelgelehrter zu sein, aber vom einfachen Lesen der Texte und von den oben angegebenen Stellen her scheint es mir, dass es tatsächlich einige Ungereimtheiten gibt. Indem man behauptet „Nein, da gibt es überhaupt keine Fehler“, tut man meiner Meinung nach genau dasselbe wie die Zeugen Jehovas und die Evolutionisten, die die Fakten verneinen. Wenn es allerdings gültige Lösungen zu den oben erwähnten Ungereimtheiten gibt, dann wäre das hervorragend.

Ich zweifle nicht daran, dass Gott das größte lebende Wesen ist. Ich zweifle nicht daran, dass Jesus der ist, der er zu sein behauptet. Ich zweifle nicht daran, dass die Bibel ein zuverlässiges historisches Dokument ist. Alles, was ich sage ist, dass die Bibel von Gott eingegeben ist (was auch immer das genau meint – ich bin mir nicht sicher), aber sie erhebt nicht den Anspruch, von Gott eigenhändig niedergeschrieben worden zu sein (wie die Zehn Gebote). Wenn sie von Gott eigenhändig niedergeschrieben worden wäre, dann wäre sie perfekt. Die Bibel wurde von 39 oder 40 verschiedenen Personen geschrieben. Normalerweise misslingt ja alles, was Menschen anfangen. Folglich hat Gott Seinen Einfluss darauf „gehaucht“, um das zu bekommen, was wir heute haben. Sie ist sehr unvollständig, aber es gibt jedenfalls mehr als genug Hinweise, um die Menschheit zu erleuchten.

Carl antwortete:

Danke, Andrew, wir bleiben in Kontakt. Es ist nicht mein Fachgebiet, aber meines Wissens gibt es wohlbekannte Lösungen zu den meisten, wenn nicht allen, Einwänden.

Grüße, Carl

Carl bat dann Lita Sanders, die das Neue Testament studiert hat (und für die Öffentlichkeitsarbeit bei CMI verantwortlich ist), um eine Antwort, aber nicht bevor Andrew zwei weitere Emails mit weiteren Listen geschickt hatte. Carl antwortete auf die erste dieser beiden Emails:

Andrew, ich habe mir diese „Widersprüche“ nicht einmal angeschaut, und zwar absichtlich, aber ich werde auf die erste Liste antworten, denn dazu wurden ganze Bücher geschrieben, die solche Fragen beantworten. Meine Absicht ist, dir damit Folgendes zu zeigen: Wenn sich herausstellt, dass in einer zufällig zusammengestellten Liste von angeblichen „Irtümern“ sich alle oder die meisten in Luft auflösen, ist es vernünftiger und macht Gott mehr Ehre, davon auszugehen, dass die ganze Schrift von Gott inspiriert ist. Außerdem würde ich/würden wir deine „Hausaufgaben“ machen, wenn wir hier weitergehen, insbesondere, weil die meisten Lösungen ohne viel Aufwand zu finden sind. Ich komme noch auf deine erste Liste zurück.

Lita schrieb dann:

Lieber Andrew,

Carl Wieland hat mir die erste deiner Listen über angebliche Widersprüche in der Bibel weitergereicht, um darauf zu antworten. Wie er dir gegenüber schon andeutete, wollen wir nur die erste Liste bearbeiten, um zu zeigen, wie unserer Meinung nach ein Gläubiger, der Gott (und damit auch Sein Wort) ehren möchte, an so etwas herangehen sollte. Das hier soll nicht als Ersatz für die Recherchearbeit in den vielen guten Büchern und Internetartikeln über solche Listen verstanden werden, die wiederholt auf bibel-skeptischen Internetseiten auftauchen.

Unterschiede in der Bibel:

Matthäus 19,16 Und siehe, einer trat herzu und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?
Markus 10,17 … Guter Meister, was soll ich tun, um das ewige Leben zu erben?
** Es scheint derselbe reiche junge Mann zu sein, denn er antwortet beide Male, dass er ALLE Gebote gehalten hat und Jesus macht Bemerkungen über irdischen Reichtum. Vielleicht sind es ja zwei völlig unterschiedliche Personen, die Jesus eine leicht unterschiedliche Frage stellen.

Wir haben es hier mit einer kleinen Variation im Wortlaut zu tun, etwas, was wir von Menschen erwarten würden, die etwas wiedergeben, was bereits Jahrzehnte zurückliegt; der Inhalt des Berichts wird dadurch nicht verfälscht – was ein inspirierter Text auch kaum zulassen könnte. Es handelt sich um eine geringfügige Modifikation, denn im Markusevangelium wird angenommen, dass Jesus ein „guter“ Meister ist, während im Matthäusevangelium angenommen wird, dass der junge Mann etwas „Gutes“ tun müsse – wobei es nicht so ist, dass im Markusevangelium die Option offengelassen würde, dass man auch durch böse Werke das ewige Leben erlangen könnte. Die Autoren legen die theologische Betonung einfach anders: Matthäus betont „gute Werke“, Markus betont hingegen den „guten Meister“.1

Matthäus 27,5 Da warf er die Silberlinge im Tempel hin und machte sich davon, ging hin und erhängte sich.
Apostelgeschichte 1,18 Dieser erwarb einen Acker aus dem Lohn der Ungerechtigkeit, und er stürzte kopfüber hinab, barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus.
** Das ist mit Sicherheit derselbe Judas. Einige Leute sagen, dass Judas sich erhängte, dann riss das Seil und sein Körper barst entzwei. Wie dem auch sei, wenn Judas das Geld weggeschmissen hat, dann hätte er den Töpferacker nicht mit diesem Geld kaufen können. Und Sacharja sagt zusätzlich, dass SIE die 30 Silberlinge nahmen, um den Töpferacker zu kaufen.

Die übliche Harmonisierung dieser beiden Bibelstellen ist wie folgt: Judas geht zu den Hohepriestern, wirft ihnen das Geld vor die Füße und erhängt sich. Die Hohepriester können das Geld nicht in den Tempelschatz tun, denn es ist Blutgeld, also kaufen sie den Acker, wo Judas sich erhängt hat. Das „sie“ beim Propheten Zacharias sind die Priester, aber es ist immer noch Judas Geld, also ist es in seinem Namen gekauft, und kein Fehler zu sagen, dass er es gekauft hat. Diese Harmonisierung ist so bekannt, dass es den Anschein hat, als hättest du nicht viele (nicht einmal die grundlegendsten) Nachforschungen angestellt – andernfalls hättest Du es nicht als „Widerspruch“ angeführt. Wie schon aus deiner ersten Email hervorgeht, mag das daran liegen, dass du klare Widersprüche als unproblematisch für Gläubige einstufst. Ich möchte dich noch einmal dazu ermutigen, für die Listen aus deinen anderen Emails solche Nachforschungen anzustellen.

Matthäus 27,9 Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist, der spricht: »Und sie nahmen die 30 Silberlinge, … und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie der Herr mir befohlen hatte.«
** Eigentlich war die Prophezeiung von Sacharja 11,13 – nicht von Jeremia. Nirgendwo ist das bei Jeremia erwähnt, soweit ich sehen kann, obwohl ich froh wäre, hier falsch zu liegen.

Eigentlich erstreckt sich der gesamte Gedanke auf Matthew 27:9-10, wo aus beiden Büchern zitiert wird: Sacharja und Jeremia. Unter den Juden war es üblich, mehrere Propheten aneinanderzureihen, dabei jedoch nur denjenigen zu zitieren, der den Hauptgedanken nannte.2

Gleichermaßen zeigte Noel Weeks, Doktor für Antike Geschichte und Sprachen an der Brandeis University und Mitarbeiter von Cyrus Gordon, wie diese Praxis in Wirklichkeit die Verlässlichkeit der Bibel unterstützte. In einem Interview in dem Magazin „Australian Presbyterian“ mit Peter Hastie, einem Prediger und Unterstützer von CMI, wurde er gefragt: „Können wir sagen, dass die Bibel wahr ist, sogar wenn sie manchmal unpräzise in einigen Aussagen ist? Zum Beispiel schreibt ja Matthäus in Kapitel 27, Vers 9 ein Zitat aus dem Propheten Sacharja dem Propheten Jeremia zu. Ist das nicht ein Beispiel für Ungenauigkeit?“ Dr. Weeks antwortete:

Lassen Sie mich eine Geschichte erzählen aus meiner Doktorandenzeit an der Brandeis University in Boston. Brandeis ist eine führende jüdische Universität. Ich erinnere mich, in einer Vorlesung eines sehr guten jüdischen Gelehrten – Nahum Sarna – gesessen zu haben, der über den Kanon des Alten Testaments sprach, und wie dieser im frühen Judentum verstanden wurde. Ein von ihm angesprochenes Thema war dabei die Reihenfolge der Bücher. Er sagte: „Nun, Sie wissen ja, dass es eine Zeit gab, als das Buch Jeremia als das erste Buch der Propheten galt.“ Natürlich wusste das niemand in der Klasse. Wie dem auch sei, fuhr er fort, „Ein Beweis dafür ist, dass wir ein Zitat aus dem Buch Sacharja haben, das so zitiert wird, als stamme es von Jeremia; die Juden zitierten nämlich ein Buch, indem sie die ersten Wörter des Buchs anführten, eine Buchsammlung, indem sie das erste Buch dieser Sammlung nannten. Aus diesem Grund ist das Neue Testament ein Beweis dafür, dass das Buch Jeremia im ersten Jahrhundert als das erste prophetische Buch galt.“ Ich saß da und dachte nach. „Diese jüdische Zuhörerschaft begreift nicht, warum das eine wichtige Frage ist, denn gerade dieser Text wird als angeblicher Beweis für Fehler im Neuen Testament angeführt. Was er aber in Wahrheit aussagt, ist, dass das Neue Testament ein jüdisches Dokument ist. Es ist in der Sprache geschrieben, die Juden reden und verstehen würden.“

Matthäus 1 und Lukas 3: Der Stammbaum von Jesus (die Abfolge von David bis zu Josef unterscheidet sich von Lukas 3)

Matthäus zeichnet den Stammbaum von Josef auf; seine Betonung liegt auf der königlichen Abstammung, und Lukas zeichnet Marias Stammbaum auf. Wahrscheinlich passierte folgendes: Marias Vater Eli hatte zwei Töchter – Maria und die namentlich nicht erwähnte Frau des Zebedäus. Um den Familienstammbaum zu erhalten und die Linie der Familie fortzuführen, wurde Josef, als er Maria heiratete, der Adoptivsohn Elis. Das erklärt auch, warum Maria einen Mann heiratete, der auch aus dem Hause Davids stammte (siehe 4. Mose 36). Es ist zu beachten, dass Matthäus und Lukas völlig unterschiedliche Gedanken in ihren Stammbäumen unterstreichen. Matthäus unterstreicht den königlichen Status von Jesus und sein jüdisches Erbe. Lukas unterstreicht hingegen seine Menschlichkeit, deshalb geht sein Stammbaum auch zurück bis auf Adam.3

Ich habe oft gedacht, dass das Zitieren solcher „Widersprüche“ von Ungläubigen (ich meine hier nicht dich, aber es kann sein, dass du diese Listen von einer anti-christlichen Quelle hast) eine gewisse Arroganz offenlegt, indem sie solche Unterstellungen veröffentlichen: diese Stammbäume sind offensichtlich unterschiedlich, also behauptet derjenige, der hier einen Widerspruch unterstellt, dass es erst in unserer Zeit ein Problem wäre, gerade so, als ob er der erste wäre, dem es jemals aufgefallen wäre. Anstatt einen Blick in die Vergangenheit zu tun, und nachzuprüfen, wie Bibelgelehrte heute und im Verlauf der 2.000-jährigen Kirchengeschichte mit dieser angeblichen Unstimmigkeit umgingen, vertraut er auf sein eigenes, mangelhaftes Textverständnis, indem er es zu einem unlösbaren Widerspruch erklärt!

Matthäus 28,1 – Morgendämmerung am Sonntag, Maria Magdalena & die andere Maria gingen zu Jesu Grab. Erdbeben. Ein Engel, der den Stein wegrollte, erschien. Der Engel sagte: “Fürchtet euch nicht.” Die Frauen verließen den Ort. Jesus traf sie. Sie umfassten Seine Füße und beteten Ihn an.
Markus 16,1 – Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und der SALOME, gingen zu Jesu Grab. Als sie dorthin kamen, war der Stein schon weggerollt. Sie gingen hinein. Ein Engel (junger Mann in weißer Kleidung) erschien.
Lukas 24,1 – Die Frauen kamen zum Grab. Der Stein ist weggerollt. ZWEI Engel erschienen. Maria Magdalena, Maria, die Mutter Jesu, Maria, die Mutter des Jakobus, JOHANNA und noch andere mit ihnen. Die Frauen erzählten den Jüngern, dass sie eine Engelerscheinung hatten. (Keine Erwähnung, dass Jesus selbst gesehen wurde.)
Johannes 20,1 – Maria Magdalena ging zu Jesu Grab. Der Stein ist weg. Maria geht zu Petrus nach Hause: „Wir wissen nicht, wo sein Leichnam hingekommen ist.“ Maria geht zurück zum Grab. Maria sieht Jesus lebend.
Ein Engel, oder zwei, oder gar keiner? Der Engel rollte den Stein weg, als die Frauen ankamen, oder war der Stein schon weggerollt, als die Frauen eintrafen? Haben alle Frauen Jesus gesehen, oder hat nur Maria Jesus gesehen, oder keine der Frauen?

Matthäus 28,10 & 16 Die Jünger gingen zu einem Berg in Galiläa, um Jesus zu sehen. Als sie Jesus lebend sahen, beteten sie ihn an; aber einige zweifelten.
Johannes 20,19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche (Sonntagabend) kam Jesus zu ihnen in ein Haus. <Jerusalem?>

Hier sind mehrere Dinge zu beachten. Zuallererst würde ich dir raten, den Artikel über Inspiration zu lesenError: Reference source not found, so dass du verstehst, dass kleine Details (die man nicht als „Fehler“ bezeichnen kann, und somit kein Problem für die Lehre der Unfehlbarkeit sind) weder die Evangelisten noch ihre Leserschaft beunruhigen würden. Dann achte darauf, wie der Autor diese Prinzipien auf die Auferstehungsberichte in seinem detaillierteren Artikel The Resurrection Narratives Harmonized Contextually (Kontextbasierte Harmonisierung der Auferstehungsberichte, Anm. d. Übers.) anwendet. Die meisten der genannten „Widersprüche“ fallen nicht einmal in diese Kategorie. Es sind einfach überhaupt keine Widersprüche oder Fehler. Jeder Evangelist wählt die Details aus, die er zu berichten hat, sodass der eine Evangelist nur einen der beiden Engel beschreibt oder ein Erdbeben weglässt. Das ist kein Widerspruch, es ist das Vorrecht des Autors, die Details auszuwählen, die er berichten will, solange eine Auslassung den Handlungsverlauf nicht verfälscht. Viele Bibelskeptiker sind in Logik nicht bewandert4.

Matthäus organisiert sein Material in 28,2 thematisch, nicht chronologisch; das Erdbeben, das Wegrollen des Steins und die Erscheinung des Engels hätte zu jedem beliebigen Zeitpunkt vor der Ankunft der Frauen passieren können. Eine Übersetzung aus dem Griechischen, die das gut zum Ausdruck bringt, wäre „Und siehe, es war ein großes Erdbeben geschehen, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat herzu, wälzte den Stein von dem Eingang hinweg und setzte sich darauf.“ So etwas machen wir auch heute beim Schreiben, es ist also kein Widerspruch in der Chronologie.

Die Frage, wie viele Engel da waren – einer oder zwei – ist wiederum eine Auswahl. Matthäus und Markus entscheiden sich, den zu beschreiben, der am meisten redet, Lukas fügt das Detail hinzu, dass da noch einer war. Das Gleiche gilt für die Frage, wie viele Frauen Jesus sahen. Es überrascht nicht, dass Maria Magdalena in den Berichten herausgestellt wird, denn sie war die berühmteste Jüngerin Jesu, und es gibt Hinweise, dass sie sogar den Dienst Jesu (und seiner Jünger) finanziert hat.

Der Kommentar von Carson zum Johannesevangelium5 enthält die beste Diskussion der vermeintlichen Unstimmigkeiten im Auferstehungsbericht, die ich gefunden habe. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einige der Unstimmigkeiten trivial sind und mit der Auswahl zu tun haben, die die Evangelisten getroffen haben, indem sie einige Details berichtet und andere ausgelassen haben. Kritiker, die diese Dinge als Widersprüche bezeichnen, stülpen ihre lächerlich starren, nur im Westen vorkommenden Ansichten über das, was in Wahrheit präzise Berichterstattung ist. Niemand im alten Palästina würde Fragen wie „Wer ging zum Grab?“ als Widerspruch einordnen. Andere Dinge werden hingegen als Widerspruch beurteilt, ohne dafür ausreichend Beweise zu haben. Carsons Harmonisierung verdient es, ausführlich zitiert zu werden:

„Zum Beispiel findet Maria Magdalena das Grab leer, und, nachdem sie ihren Bericht gehört hatten, liefen Petrus und der Jünger, den Jesus liebhatte, zum Grab. Irgendwann kehren sie nach Hause zurück (Vers 10), während Maria außerhalb des Grabes ist und weint (Vers 11). Wie und wann kam Maria dorthin? Fast 2.000 Jahre lang wurde angenommen - nicht ohne Grund - dass sie alleine in den Garten zurückkehrte, oder möglicherweise im Gefolge der laufenden Männer. Muss ein Erzähler jeden mechanischen Schritt berichten? Diese fehlenden Informationen, kombiniert mit modernen Vorstellungen über die Art und Weise, wie antike Schreiber und Gemeinschaften angeblich ständig ihre Literaturquellen in einzelne Bestandteile zerlegten und wieder neu zusammensetzten, hat zu einigen genialen, aber völlig unglaubwürdigen Rekonstruktionen geführt.“6

Eine Chronologie der Ereignisse in Zusammenhang mit der Auferstehung zu rekonstruieren, ist eines der komplizierteren Themen; das liegt daran, dass wir nicht genau wissen, wie die Berichte der unterschiedlichen Autoren mit den Details der Ereignisse der anderen Autoren miteinander in Beziehung stehen. Und das hat wiederum damit zu tun, dass es nichts gibt, was die Jünger gezwungen hätte, die einzelnen Ereignisse in präziser chronologischer Reihenfolge festzuhalten:

„Mit Hinblick auf die fundamentale Bedeutung und die Aussagekraft der Auferstehungsberichte, und unter Berücksichtigung der Art und Weise, wie sie ursprünglich gepredigt wurden, könnte jede der Erscheinungen Jesu nach der Auferstehung für sich alleine stehen: die ganze Abfolge der Erscheinungen war nicht notwendig, um Sinnhaftigkeit und Glaubwürdigkeit zu etablieren. Das bedeutet, dass diejenigen, die die Evangelien studieren, mit außerordentlicher Vorsicht vorgehen müssen, wenn historische oder quellen-kritische Harmonisierungen versucht werden.“7

J. P. Holdings Artikel über Harmonisierung8 weist darauf hin, dass verschiedene moderne Presseberichte, die ein und dasselbe Ereignis beschreiben, genau dieselbe Art von „Widersprüchen“ beinhalten, die Skeptiker im Fall der Evangelien vorbringen, während sie gleichzeitig keine „Fehler“ im Sinne von falschen Elementen im Bericht enthalten. Hierzu passt auch sehr gut ein Artikel des „Christian Thinktank“ (etwa Christliche Denkfabrik, Anm. d. Übers.)9, der den Punkt betont, dass die scheinbaren Unterschiede zwischen den Evangelien den vier separaten Zeugenberichten der Auferstehung mehr Glaubwürdigkeit verleihen; absolute Übereinstimmung in jedem kleinsten Detail wäre hingegen ein Hinweis auf eine starke gegenseitige Abhängigkeit, so dass man sie nicht als separate Zeugenberichte betrachten könnte.

2. Chronik 9,25 Salomo hatte 4.000 Stallplätze und Streitwagen und 12.000 Reiter.
In manchen Handschriften liest man 40.000 Pferde.

Das ist kein Widerspruch in Gottes beabsichtigter Offenbarung an die Menschheit, sondern ein Kopierfehler.10 Viele der Schreibfehler im Alten Testament haben mit Zahlen zu tun, die nicht korrekt kopiert wurden. Einer der häufigsten ist, eine Dezimalstelle hinzuzufügen oder wegzulassen. In diesem Fall ist 4.000 Stallplätze korrekt, und deshalb steht das so in unseren Bibeln. Wenn es also darum geht, ob 4.000 oder 40.000 richtig ist, kommt die legitime Disziplin der Textkritik ins Spiel (ein wichtiges und Gott ehrendes Bestreben), die herausfindet, welche der nacheinander kopierten Handschriften in diesem Fall der ursprünglichen Offenbarung entspricht.

2. Samuel 10,18 David tötete von den Aramäern 700 Wagenkämpfer und 40.000 Mann
1. Chronik 19,18 David tötete von den Aramäern 7.000 Wagenkämpfer und 40.000 Mann Fußvolk
(Bin mir nicht sicher, ob es derselbe Kampf ist, aber es scheint so)

Und wieder handelt es sich hier um einen Abschreibfehler, nicht um einen Widerspruch im Originaltext. In diesem Fall ist die korrekte Angabe 7.000 Wagenkämpfer11. Wieder ist es kein Widerspruch, sondern ein textkritisches Problem. Anderson bemerkt, dass in Bezug auf diesen Kampf, Josephus mit 1. Chronik übereinstimmt.12

1 Könige 7,26 Das Wasserbecken fasste 2.000 Bat
2. Chronik 4,5 Das Wasserbecken fasste 3.000 Bat

Und meine Antwort ist wieder genau dieselbe; es ist ein Abschreibfehler! Die hebräischen Buchstaben Gimel (ג), der den numerischen Wert 3 hatte, und Beth (ב), der den numerischen Wert 2 hatte, wurden wahrscheinlich von einem Abschreiber bei einem der beiden Texte vertauscht. Japhet ist der Meinung, dass die Zahl in 1. Könige wahrscheinlich die richtige ist.13

Ich habe oft Besuch von Zeugen Jehovas, und dann zeige ich ihnen die Definition eines falschen Propheten (5. Mose 18,20-22). Dann weise ich sie auf die vielen Prophezeiungen der Zeugen Jehovas hin, die nicht wahr geworden sind. Sie streiten das immer ab. Ich habe Ausgaben ihrer aktuellen Wachtturm-Zeitschriften.

Zwischen den geringfügigen text-kritischen und harmonierenden Schwierigkeiten in der Bibel einerseits, und den unerfüllten Prophezeiungen der Zeugen Jehovas andererseits, klafft eine so riesige Kluft, dass es mir – milde ausgedrückt – wirklich unangemessen erscheint, die beiden miteinander zu vergleichen.

Das gleiche gilt auch für Menschen, die an Evolution glauben. Ich frage nach den Fossilien und versuche ihnen die Unstimmigkeiten, die aus den Datierungsmethoden für Gestein kommen, zu erklären, und ich bitte sie, ein einfaches Gedankenexperiment zu machen: eine DIN A4 Seite gedruckten Text zu fotokopieren, und dann von der Kopie zu fotokopieren, und das eine Million Mal, und dann die Originalseite mit der einmillionsten Kopie zu vergleichen. Ich frage sie, welche besser sein wird. Alle sagen: „Das Original.“ Richtig. Evolution besagt hingegen, dass die millionste Kopie besser ist als das Original. Das ist ein schlechter Witz. Grundsätzlich ziehen es die Leute vor, Tatsachen zu verneinen.

Nun behaupte ich nicht, ein Bibelgelehrter zu sein, aber vom einfachen Lesen der Texte und von den oben angegebenen Stellen her scheint es mir, dass es tatsächlich einige Ungereimtheiten gibt.

Ohne respektlos sein zu wollen: der Knackpunkt ist hier nicht nur, dass du „kein Bibelgelehrter“ bist, sondern dass du darüber hinaus offenbar nicht mit den vielen Abhandlungen wirklicher Bibelgelehrter vertraut bist. Solche Fragestellungen gehören zu den wissenschaftlichen Grundlagen, sodass die einzigen, die noch diese „Widersprüche“ verbreiten, Skeptiker sind, die die Bibel untergraben wollen. Klar, ich habe die Antworten geliefert, aber ich gebe zu, dass ich es beunruhigend fand, dass du um der Wahrheit der Bibel willen nicht einmal genügend Zweifel aufgebracht hast, um zu prüfen, ob diese Schwierigkeiten von Bibelgelehrten nicht schon längst gelöst wurden; wenn du auch nur eine einzige Internetrecherche mit Hilfe einer Suchmaschine durchgeführt hättest, hättest du für jeden einzelnen dieser „Widersprüche“ eine Antwort gefunden.

Indem man behauptet „Nein, da gibt es überhaupt keine Fehler“, tut man meiner Meinung nach genau dasselbe wie die Zeugen Jehovas und die Evolutionisten, die die Fakten verneinen. Wenn es allerdings gültige Lösungen zu den oben erwähnten Ungereimtheiten gibt, dann wäre das hervorragend.

Ich zweifle nicht daran, dass Gott das größte lebende Wesen ist. Ich zweifle nicht daran, dass Jesus der ist, der er zu sein behauptet. Ich zweifle nicht daran, dass die Bibel ein zuverlässiges historisches Dokument ist. Alles, was ich sage ist, dass die Bibel von Gott eingegeben ist (was auch immer das genau meint – ich bin mir nicht sicher), aber sie erhebt nicht den Anspruch, von Gott eigenhändig niedergeschrieben worden zu sein (wie die Zehn Gebote).

Kein Evangelikaler behauptet, dass die Bibel von Gott geschrieben wurde. Die Chicagoer Erklärung zur Unfehlbarkeit der Bibel14 liefert eine gute Begründung für ein konservatives evangelikales Verständnis über die Unfehlbarkeit; die Position von CMI entspricht diesem Dokument. Im Wesentlichen hat Gott mit dem Wortschatz, den Gedanken und den schriftstellerischen Fähigkeiten des menschlichen Autors gearbeitet, aber der Heilige Geist inspirierte den Schreiber so, dass alles, was er schrieb korrekt war und als Wort Gottes bezeichnet werden kann.

Der Heilige Geist arbeitete auch im Rahmen der Konventionen der verschiedenen Literaturgattungen, wie sie in der jeweiligen Kultur der Autoren vorlagen. Das bedeutet, dass eine historische Erzählung, ein Brief, eine Apokalypse usw., die von Gott inspiriert wurden, genauso analysiert werden konnten, wie nicht-inspirierte historische Erzählungen, Briefe, oder Apokalypsen.

Ein Teil dessen ist auch, dass die schriftstellerischen Konventionen der jeweiligen Zeit auf die Heilige Schrift angewendet werden sollten. Das wird etwas kontrovers diskutiert, aber in meinen Augen ist es unnötig. Wenn zum Beispiel präzise Korrektheit in jedem kleinsten schriftstellerischen Detail einer antiken Literaturgattung nicht erwartet wurde, dann sollten wir sie auch nicht in einem biblischen Buch derselben Gattung erwarten. Der Artikel „Inspiration and Inerrancy, and Contexts“ (Inspiration, Unfehlbarkeit und Kontexte, Anm. d. Übers.) könnte für eine tiefergehende Beschäftigung mit diesem Themas nützlich sein.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Heilige Schrift in einer so genannten „hoch-kontextualisierten Gesellschaft“ geschrieben wurde. Das bedeutet, dass es in der damaligen Kultur einen großen Teil allgemein bekannter Informationen gab, die der Autor guten Gewissens voraussetzen und deshalb weglassen konnte. Es könnte also den Anschein erwecken, dass sich Dinge widersprechen, obwohl beim Leser einfach nur ein Wissen vorausgesetzt wurde, das wir heute nicht mehr haben.

Wenn sie von Gott eigenhändig niedergeschrieben worden wäre, dann wäre sie perfekt. Die Bibel wurde von 39 oder 40 verschiedenen Personen geschrieben. Normalerweise misslingt ja alles, was Menschen anfangen. Folglich hat Gott Seinen Einfluss darauf „gehaucht“, um das zu bekommen, was wir heute haben. Sie ist sehr unvollständig, aber es gibt jedenfalls mehr als genug Hinweise, um die Menschheit zu erleuchten.

Warum denkst du, die Heilige Schrift sei unvollständig? Die protestantisch-evangelikale Sichtweise ist, dass die Bibel natürlich nicht eine allumfassende Offenbarung der Wahrheit ist, aber hinreichend genug für unsere Rettung offenbart. Wir erwarten nicht, allumfassende Informationen über Wissenschaft, Geschichte usw. zu finden (obwohl wir glauben, dass das, was sie enthält, wahr ist); kein Buch, auch wenn es in erster Linie wissenschaftlich oder historisch ist, ist in der Behandlung seines Themas allumfassend.

Jedenfalls hoffe ich, dass das oben Gesagte hilfreich war, und ich hoffe, dass die feinen Unterschiede zwischen den „0,001% Fehlern“ in Carls Artikel und den wirklich trivialen Fehlern etwas klarer wurden. Ich hoffe auch, dass es dir mehr Vertrauen in die Korrektheit von Gottes Wort gegeben hat. Es gibt noch viele weitere vermeintliche „Widersprüche“, die wahrscheinlich 10 solcher Listen ergeben würden, wie in deiner ersten Email, und zweifellos enthalten deine nachfolgenden Listen (die ich nicht gesehen habe) viele davon. Aber alle diese vermeintlichen „Widersprüche“ haben ähnlich einfache Erklärungen, und keiner von ihnen sollte den Glauben erschüttern. Ich habe bemerkt, dass du nicht gesagt hast, dass sie deinen Glauben erschüttert haben, aber das lag offensichtlich nicht an deinem Vertrauen, dass es Lösungen gibt; vielmehr hat es den Anschein, dass du dich auf den Standpunkt zurückgezogen hast, dass die Bibel, so wie sie der Menschheit offenbart und von Gott überwacht wurde, echte Fehler enthält. Damit stellt man sich auf einen rutschigen Abhang, wo es keinen logischen Haltepunkt gibt. Wenn nämlich die Berichte über die Dinge, die bei der Auferstehung geschahen, glatte Fehler enthalten, dann hätten wir es hier mit falschen Behauptungen über geschichtliche Ereignisse zu tun. In diesem Fall könnten die Behauptungen über die geschichtlichen Ereignisse in 1. Mose ebenfalls falsch sein, und damit auch der Ursprung von Sünde und Tod, den fundamentalen Ursachen für das Evangelium.

Herzlichst,

Lita Sanders
Zuständige für Öffentlichkeitsarbeit
Creation Ministries International

Literaturangaben

  1. Siehe J.P. Holdings Artikel On Gospel Details and Precision in Narratives. Zurück zum Text.
  2. Siehe J.P. Holdings Artikel Errors in attribution in the New Testament?. Zurück zum Text.
  3. Genealogies of Jesus. Zurück zum Text.
  4. siehe die Erklärung aus Logic and Creation. Zurück zum Text.
  5. D.A. Carson, The Gospel According to John. Pillar New Testament Commentary (Grand Rapids: Eerdmans, 1991), S. 632–635. Zurück zum Text.
  6. Ebd. S. 633. Zurück zum Text.
  7. Ebd. p. 634. Zurück zum Text.
  8. Siehe J.P. Holdings Artikel über Harmonisierung. Zurück zum Text.
  9. Do the Resurrection accounts HOPELESSLY contradict one another?. Zurück zum Text.
  10. Copyist Errors and Estimations in the Bible. Zurück zum Text.
  11. King David’s Numbers. Zurück zum Text.
  12. A.A. Anderson, 2 Samuel, Word Biblical Commentary (Dallas: Word Books, 1989), S. 148. Zurück zum Text.
  13. Sara Japhet, I and II Chronicles: A Commentary, The Old Testament Library (Louisville: Westminster John Knox, 1993), S. 565. Zurück zum Text.
  14. The Chicago Statement on Inerrancy. Zurück zum Text.